Es sind gerade einmal knappe 10 Monate vergangen, dass Kaisa und seine Hassmonstaz mit dem Crew-Album "Traumfabrik" um die Ecke geschossen kamen, da gibt es auch schon sein nächstes Solo "Nixx Für Kinda" auf die Ohren. Doch so allein ist der Berliner auch diesmal gar nicht, denn seine Majestät bewegt sich über einen Beatteppich, der von diversen Leuten mit äusserst ansprechenden Namen wie Dj Desue, Frantic, Undercover Molotow, Montana Beats, Paul NZA, Blokkmonsta, Santos, Gee Beatz und seiner selbst geknüpft wurde. Des Weiteren sei auch Phrequincy besonders zu erwähnen, der die musikalische Untermalung zum Vorab-Banger "Hinterhof" zu verantworten hat, zu dem man nicht nur eine Maxi, sondern auch schon das nächste Video nach "Kinder An Die Macht" an die Medien weitergab. Kurzum: Der Marketing-Aufwand war riesig und die Erwartungen sind hoch, schon allein anhand der vielfältigen Namensliste, zu der sich ausserdem noch die Featuregäste DnA, Skinny Al, Deso Dogg, Dissput, Blokkmonsta, GPC und die 4.9.0 Friedhof Chiller gesellen.
Wie Kaisa schon im rap.de Interview bekräftigt hat, soll jetzt zwar wieder kräftiger auf die Kacke gehauen werden und der inhaltliche Faktor eine etwas geringere Rolle spielen, dennoch fällt schon beim ersten Durchlauf auf, dass die Vielfalt an Themen und Aussagen keinesfalls unter dieser "Vorgabe" zu leiden hat. Das, was der Backpacker gemeinhin als Conscious-Rap bezeichnet, bleibt also weiterhin ein nicht unerheblicher Teil seiner Musik, wenn auch, wie sich das gehört, im ganz eigenen Kaisa-Style, der mit Rucksacktragen dennoch nicht viel gemein hat. Dass auch ein Untergrund-Rapper mit allgemein eher hartem und schockierendem Ruf durchaus in der Lage ist, eine gesunde Brise tiefsinniger Inhalte in seine Texte einzubauen, was einige gern offen anzweifeln, wird auf "NFK" einmal mehr durch Tracks wie "Krankenhaus", "T.E.X.A.S", "Heavy Metal Beatz Teil 3" und zahlreiche weitere Lines bewiesen. Dieser Teil gehört schon seit dem ersten Album "Hassmonsta" zu Kaisa und daran hat sich glücklicherweise bis heute nichts geändert, sehr hörenswert und auf ganzer Linie überzeugend.
Etwas stärker aber kommt diesmal sein so markanter "Horror-Schock Style" zum tragen, davon zeugen vor allem "Kinderzimmerhorrorfilm" und "Wieder Mal Der Reisswolf". "Nixx Für Kinda" ist nicht nur Name, sondern auch Programm. Diese Erkenntnis setzt sich auch im weiteren Verlauf der LP fort. In härtester Berlin-Rap-Manier zieht der Kaisa gegen Frauen "Typisch Frau" und den Rest der Szene (beispielsweise "Scheiss Auf Euch", "Nixx Für Kinder") in den Krieg und representet mit "Der Schwarze Hai" oder "Gerne Gross" ohne Luft zu holen.
Zwischendurch gibt es dann aber auch noch die Selbstreflexion "Phantombild", in der Kaisa von wahren und falschen Freunden erzählt, sowie das vielleicht gewagte aber vollends gelungene "Keine Wärme". Ausserdem sollte das wie eine Filmstory wirkende "Dunkelkammer" noch hervorgehoben werden. Nur äusserst selten gibt es Anlass zu leiser Kritik. So hätten wahrscheinlich "Gestern Noch" und "Wieso Weshalb Warum" ohne die halb gesungenen Hooks etwas kompletter gewirkt, was aber dem positiven Gesamteindruck des Albums keinen grossen Abbruch tut.
Es geht wieder einmal kräftig zur Sache, neben Draufhauen ist auch Tiefsinn angesagt und Kaisas einmaliger Horror-Faible bleibt uns Gott sei Dank erhalten. Ein Album zum abschalten, abgehen und abhängen, dass sich auf eine besondere Art und Weise vom Standard abgrenzt und definitiv "Nixx Für Kinda" ist. Und das ist auch richtig so. Punkt.