Godsilla ist vor allem eines: Stimmgewaltig. Eben diese Stimme hat man inzwischen auf diversen Berliner Releases wieder erkannt und mit ‚Massenhysterie’ ist nach ‚Übertalentiert’ Godsillas zweites Solo-Album entstanden. Godsillas Einzigartigkeit ist aber leider nicht gleich Variantenreichtum. Flow und Betonung bleiben das ganze Album hindurch die Gleichen. Durch die guten, aber leider auch ähnlich gehaltenen Beats, verstärkt sich die Eintönigkeit noch, die nur durch einige wenige Ausnahmen unterbrochen wird. Alle Tracks haben gute Lines und gute Reime, aber zu wenige Tracks stechen wirklich heraus. Das ist schade, eben weil alle Voraussetzungen zu einem hervorragenden Album gegeben sind und doch ’nur‘ ein gutes entstanden ist. Die Feature-Gäste sind jedoch ideal gewählt und runden das Gesamtbild ab. Hände an die Regler gelegt haben unter anderem Produes, Cymen Beats und Raiden.
‚Massenhysterie’ verspricht schon im Intro so Einiges: „…Massenhysterie ist dritter Weltkrieg auf Beats…“. Wer es atzig mag, wird schon auf dem dritten Track ‚Pornobo$$ Shit’ mit King Orgasmus One fündig. Ein echter Representer mit einer Ohrwurmhook ist ‚God ist da’, kommt nur leider auf einem uninteressanten Beat. Das erste Highlight ist ‚Showbiz’ auf einem melancholischen Serk-Beat und mit Massiv als Gast. Hier ist ein Track mit Tiefgang entstanden: „…trau dir selbst, ich vertrau’ auf meine Fähigkeiten, Rap ist mit mir und wird mich immer auf meim’ Weg begleiten…“ Massivs starke Stimme passt gut zu der von Godsilla. In ‚Kinder der Hauptstadt’ wird dann mal wieder das Klischee ‚Berlin ist ein hartes Pflaster’ verbraten, dass ist inzwischen zu oft da gewesen und uninteressant geworden ist. Track 9 ‚KommKomm’ ist einer der besten Tracks des Albums geworden. Der Beat von Serk geht extrem nach vorne, schlägt ein und muss laut gehört werden. Joka liefert einen sauberen Gastbeitrag. Die Hook geht nicht mehr aus dem Kopf: „Komm komm, Nummer Eins im Battlerap Komitee, komm komm, ich komm mit Godsilla, du mit Oli P.“. Auch der Nachfolge Track ‚V.I.P. (Very Important Pimps)‚ mit Serk, der hier die Hook singt, und Labelkollege Clickx geht ins Ohr. Auch Bass Sultan Hengzt auf ‚Rede mit der Hand’ zeigt sich als ideale Gastwahl. Ein guter Representer, der Spaß macht. Einen interessanten Beat mit passend melancholischem Text kann man auf ‚Komm mit mir mit’ hören. Laut wird es wieder auf einem Kopfnicker-Beat und einem sehr typischen She-Raw Part auf englisch. ‚Der Mann der Stunde’ präsentiert sich leider wieder sehr unspektakulär, wird zum Glück jedoch von einem nach vorne gehenden DJ Versatile-Beat, der hier auch für die Cuts zuständig war, abgelöst. ‚4 zu 1’ mit Massiv und Automatikk sind echte Highlights geworden: Prollig, laut, gut. Eine positive Aussage hat ‚Schau nach Oben’ mit She-Raw. Dieser Track kommt ruhig daher und propagiert: „schau nach oben und dank Gott dafür das du am Leben bist“. Trotz einiger tiefer Tracks zeigt sich Godsilla noch einmal ungewöhnlich sanft und reflektiert auf ‚Ebenbild’: „Ich heb die Scherben auf weil ichs noch mal versuchen will, doch geb dann auf, weil ich nicht noch mal bluten will […] wenns was gibt was ich dir noch zu sagen hab, dann das ich ohne dich keine Lust zum Atmen hab.“ Ein Anreiz auf das gemeinsame kommende Album liefern Berlins Most Wanted, (Godsilla, King Orgasmus One und Bass Sultan Hengzt) mit ‚Berlin macht Welle’, und wenn das komplette Album so wird wie der Track, können die Fans sich definitiv schon mal vorfreuen. Der Bonus Track ‚Überstars’, auf dem noch einmal Orgi zu Wort kommt, ist quasi eine Godsilla-Zwischenbilanz, bei der er auf seine bisherige Laufbahn zurück blickt.
Godsilla hat sich seit ‚Übertalentiert’ also definitiv weiterentwickelt und wird bestimmt noch einiges von sich hören lassen. Dieses Album hat zwar keine Überraschungen zu bieten, ist aber eine runde Sache und macht Spaß.