Bushido – Von Der Skyline Zum Bordstein Zurück

"Du wirst geboren, du frisst Scheiße. Du ziehst hinaus in die Welt, frißt noch mehr Scheiße. Kletterst immer höher, du frisst weniger Scheiße, bis du eines Tages die oberste Stufe erreichst und vergessen hast, wie Scheiße ueberhaupt aussieht… Wilkommen am Futtertrog Sohn."

Wahrscheinlich ist dieses Zitat aus Layer Cake, zu Beginn des Albums, die beste Beschreibung für Bushidos aktuelle Sicht auf die eigene Situation. Was sich im ersten Moment wie eine Entschuldigung für die vorangegangenen Werke seines Schaffens anhört, entpuppt sich sofort als eine schwere Angriffswelle, die imstande ist, die gesamte deutsche Szene erneut zu überrollen, was vom letzten Material des Ersguterjunge-Masterminds nicht unbedingt zu behaupten war.

Am bisherigen Zenith seiner Karriere, zwischen kreischenden 13-jährigen Groupies, prall gefüllten Hallen und Echoverleihung, besinnt sich Bushido wieder seiner Wurzeln. Darüber haben wir im Vorfeld vom bezeichnend benannten "Von Der Skyline Zum Bordstein Zurück" viel gehört und gelesen. Das diese Ankündigung aber in diesem Umfang erfüllt wird, wie es nun der Fall ist, hätten wohl nur die treuesten Fans des Berliner Labelbosses erwartet. 

Das Album erinnert tatsächlich stark an das damals noch  über  Aggro  erschienene  "Vom Bordstein  Bis Zur Skyline", sowie die "Carlo Coxxx Nutten"-Serie. Harte Raps auf minimalistisch, düsteren Beats, bei denen diesmal wieder zunehmend der Meister selbst Hand angelegt hat. Für Bushido-Fans der ersten Stunde klingt die LP wie eine Offenbarung, die in dieser Weise und zu diesem Zeitpunkt sicher überraschend kam.

Auf Tracks wie "Universal Soldier", "Alphatier", "Weisst Du" oder "Kickboxer" gibt es in guter alter Hardcore-Rap-Manier auf die Zwölf. "Sonnenbank Flavor" und "Blaues Licht" machen mich ebenfalls glauben, dass Bushido seinen beinahe verlorenen, bangenden Flow wieder gefunden hat. Sogar die übertriebene Gangster- und Ghetto-Polemik, die in letzter Zeit auf einigen Features immer abgehobener zu werden schien, ist diesmal völlig ausgeblendet. Was "VDSZBZ" liefert ist wieder Strassenrap erster Güte, was auch wie eine Befreiung für Bushido selbst wirkt und keineswegs nur Rundumschläge auf die gesamte Szene bedeutet. Ernsthaft nachdenkliche Songs, von "Janine", welcher von einem vergewaltigten Mädchen handelt, über das gefühlvolle "Ich Regle Das", bis zu "Ich Schlafe Ein", einer Selbstreflexion des Starlebens, fehlen auch diesmal nicht. Das ist zwar nicht gerade das Paradebeipiel für die so oft verlangte Vielfalt, aber für diese Art von Album genau die richtige Dosis an Abwechslung. Einziger Kritikpunkt ist der oft ähnliche, wenn auch gut produzierte, Sound.

Bushido hat den Schritt zurück gewagt, ohne sich zurück zu entwickeln und das genau an dem Punkt der größten Differenzen zwischen seiner früheren und heutigen musikalischen Einstellung. Diese Einsicht, die es bisher im hart umkämpften deutschen Rapbiz noch nicht in dem Masse gegeben hat, verdient es, gewürdigt zu werden. Der Albumtitel erfüllt die Erwartungen. Der Bordstein wird dieses Album wieder lieben, auch wenn es Einigen schien, als seien die letzten Releases von Bushido nur für die Skyline geschrieben worden.