Kool Savas & Optik Records – Optiktakeover 2006

Dieses Album, der sich nun mittlerweile „ohrenscheinlich“ perfektionierten OptikArmy ist, wie erwartet, mal wieder eine Bestätigung für Savas Krone und dafür, dass es in diesem Punkt, wenn überhaupt so weit kommen sollte, noch einige Zeit dauern wird, bis es jemand schafft, ihm raptechnisch das Wasser zu reichen. Dabei kommt es natürlich umso besser, wenn er nun langsam seine Zöglinge und Neuzugänge ohne Bedenken neben sich aufdrehen lassen kann. Aber hier ist nicht nur die Reimqualität, sondern auch die der Beats nochmals gesteigert worden. Dafür war größten Teils wieder Melbeatz zuständig, die bisher einzige – verdient –  durchsetzungsfähige Frau im deutschen Game. Die Beats sind wieder eine Ecke musikalischer geworden, wodurch  aber kein Qualitätsverlust im Hinblick auf den lyrischen Teil zu bemerken ist. Für die restlichen Instrumentale waren dann Ronald Mack Donald, Discopolo oder auch Ercandize und Caput zuständig. Was das Musikalische angeht, ist hierbei auch das neue "R&B-Zugpferd" im "Optik-Stall" Moe Mitchell oft zum Einsatz gekommen, was zwar für die viele Optik-Sound-Freunde zunächst etwas gewöhnungsbedürftig sein mag, im Großen und Ganzen jedoch schnell akzeptiert werden kann. Zu der Thematik der LP kann man sagen, dass man sich, ausser mit ein paar Ausnahmen, wieder auf die vertrauten Battle-Lines der Army verlassen kann. Bei Features hat man für Rap-Unterstützung Germany, Franky Kubrick und mal wieder Lumidee und Kaas und Franziska und Dina Rae für Gesangs-Support eingeladen.

So wird gleich im "Takeover Intro" von Savas wieder klargemacht, mit wem man es hier zu tun hat, und dass es im Grunde genommen für die Konkurrenz auch keinen Sinn macht etwas dagegen zu halten. Dabei kann man sich auch schon ein Bild machen, auf welches Mindest-Flow-Niveau man sich im Folgenden einstellen sollte. In "O.P.T.I.K." hat es sich jeder MC-Member zur Aufgabe gemacht zu einem der fünf Buchstaben möglichst viele Wörter mit eben diesem in einen Vers zu packen und dabei entstehen dann eben z.B. so kranke Lines wie "Trauer – täglich tausend Teletubbie-Transen im TV, tanzt ihr Tunten Tingeltangel-Bobs, hier tatsächlich OR das Terrorteam traumhaft, guck euer Trauma ist ihr trabt im Trabbi einem Albtraum nach" (Amar) oder "Kamikaze-Killer-Kombo-Kicks, Ketten und Knüppel, du Krüppel kriegst Kohle, kauf Krücken Kleiner Keiner kann uns krumm kommen klar Kanaken Kobra Kommando der Code ist King Kong Optik Command and Conquer" (ebenfalls Amar). Am Ende weiss man auf jeden Fall, wie OPTIK geschrieben wird. Bei der mittlerweile bekannt sein sollenden Single "Das ist O.R!" sind pro MC mindestens ein verschiedener Flow zu bemerken, die alle gut zu passen scheinen, wobei Savas es mal wieder in Sachen Timing und Reaktion auf den Beat und dessen Highlights wieder auf die Spitze treibt. Das Thema sollte auch hier klar sein. Als nächstes kann man sich auf den gelungensten Vergleichs-Track des Jahres freuen, in dem sich Sav nebenbei mal überlegt hat seine Taumfrau in Form von Autos zu beschreiben…Die Hook wird dieses Mal von Ercandize "gesungen!", was man nach dem ersten Schock aber akzeptieren kann. Track 5 kann man sich als weitere Warnung an die Konkurenz merken – "Pure-Battle-Rhymes". Nun bekommt man von Erc in "Traum" feat. Franziska zu hören, warum er das alles hier macht, was er damit erreichen will und was nicht. Dabei bemerkt er, dass man es als Traum zusammen zu fassen könnte, der zwar cool ist, jedoch auch ganz schnell zum Albtraum werden kann, bzw. in dem man aufwacht schnell vorbei sein kann. Bei "Bye Bye" muss man nicht etwa schon das Ende der CD erwarten, sondern es wird einfach nur im  typischen Savas-Style anderen MCs hadi, tschüss gesagt… "U Ain´t Fuckin With Us" ist ebenfalls eine  dementsprechende Message von Sinan, Caput und dieses Mal sogar auch Sängerin Dina Rae an die Anderen…

Mit Zeilen wie "…du bist noch mehr als ne 6, mir geht es um mehr als nur Sex, du hast bald Dreads unter den Armen, sowie du es wachsen lässt…obwohl du Abi hast, einen reichen Papi hast, siehst du aus wie direkt gespendet von Karitas…" (Savas), "…Frauen schlag ich echt nicht, doch bei dir wär es berechtigt, so das mir jeder Richter Recht gibt, bist einfach zu hässlich…" (Germany) oder "…bei ´ner Misswahl wärst du "Miss-Geburt", du mit mir in einem Club, wär wie wenn Rosanne mit Sisquo tourt…" (Ercandize) darf man sich bei "Fick Dich Nicht" anfreunden, zu dem Moe Mitchell noch eine gängige Hook beisteuert. Wer sich bei dem Titel "Homo Thugs" fragt, was damit gemeint ist, bekommt zugleich die entsprechende Erklärung… Sinan hat sich bei seinem Solo-Track "Halbblutprinz" anscheinend am Best-Seller "Harry Potter" Gefallen gefunden und hat dabei eine Mischung aus Battle-Lines und mit dem Buch verbundenen Bildern gebastelt, denen man ohne Kenntnisse darüber leider nicht ganz folgen kann – schade. "Mach Alles Caput!" ist der perfekte Titel für Caputs Track, bei dem er vorschlägt, wie man denn das nächste Mal am besten völlig ausrasten könnte, wenn man "diesen Shit pumpt" – Psycho!  Moe Mitchell gibt, in einem Mix aus Rap und Gesang, als nächstes zu verstehen, dass auch er nun gekommen ist, um auch zu bleiben. Das Rap zum größten Teil recht eintönig und damit langweilig geworden ist, geben Kool S und Caput in Verbindung mit Lumidee und DJ Suave bei "Come Clean 06" zu verstehen ("…ihr bleibt ewig am Rand wie ´ne Küste, rappt verschieden doch meint das Gleiche wie Brüste und Holz vor der Hütte, Penis und Rüssel, Hoden und Nüsse, Bussis und Küsse…") Dass Geld die Welt regiert, dürfte heutzutage ja Jedem bekannt sein. Dass das auch für Leue wie Kaas, Savas, Franky Kubrik und Ercandize gilt und es sich für sie besser anfühlt, wenn sie dieses dann auch genügend zur Verfügung haben, wollten sie per "Geldwelt" nochmals klarmachen. Ob dies jedem gelungen ist, muss man für sich entscheiden. Amar erklärt des Weiteren mal eben, was er alles so für Leute kennt. An 19. Stelle kommt "In Deinen Augen" und Erc, Amar und "S" behandeln drei verschiedene nicht allzu bequeme Schicksale und fordern sie auf, weiter zu machen und bieten ihre Unterstützung an. Dabei kommt ein Hauch von "Beste-Tag-Stimmung" auf, wobei Moe Mitchell dieses Mal dann Valezkas Stellung einnimmt…

In allen Tracks hat Mel ein weiteres Mal unter Beweis gestellt, dass auch Menschen aus deutschen Landen musikalisches und rhythmisches Talent haben können und hat mit gut ausgewählten Samples Instrumentals gezaubert, bei denen man durchaus Optik schieben kann.

Im Großen und Ganzen ist das Album in jedem Fall eine weitere Weiterentwicklung des gesamten "Optik-Camps" – auch bei jemandem, der das vielleicht nicht mehr unbedingt nötig hätte. Wer nun also auf "Rap(-Technik)" und Beats auf aller höchstem Niveau steht, der kann in Relation zu anderen CDs,  jeden Euro getrost ausgeben.

Wer sich die Special-Edition sichert, wird mit 5 weiteren Tracks und einem Internet-Special (Zugang zu den Instrumentals + Video-Making-Of) belohnt. Diese Tracks sind teilweise auch auf der Optik-Homepage zum Download freigegeben und enthalten bis auf "Er ist nicht gut für Dich" feat. Kaas & DamDam den üblichen, gut vertrauten Optik-Sound. 

 

Zusammengefasst: Das "OPTIKTAKEOVER" möge beginnen!