Dead Prez & Outlawz – Can’t Sell Dope Forever

Was erwartet man wenn zwei der politischsten Gruppen des US-HipHop ein Album zusammen machen. Die Eine von der Westcoast, die Andere von der Eastcoast. Eine Mischung, die viel Wut und Enttäuschungen aus vielen Jahren politischen Treibens und engagierter Musik mitbringt. Was für ein Happening erwartet uns da? Auf welche Offenbarung dürfen wir hoffen? Dead Prez und Outlawz sind angetreten, um uns zu erklären, warum man nicht ewig Gangster sein und Dope verticken kann.

Doch was sich beim ersten Durchhören einstellt, ist eine, von den hohen Erwartungen geschürte, letztendliche Enttäuschung. Klar gibt es solche schöne stimmige Songs wie das selbstreflexive und dabei sehr smoothe „Searchin’“ und die sehr gute Posse-Vorab-Single „1Nation“, die mit 2:43 Minuten leider viel zu kurz ist, doch auch beim zweiten Durchhören bestätigt sich das Gefühl, dass die rebellierenden Tiger ihre Zähne verloren haben und nur noch kommerzielle Schmusekätzchen sind. Der Grundgedanke mit dem Gangsta-Rap an East- und Westcoast damals angefangen hat, nämlich Gangsta-Rap zu machen, um den Gangsta-Leben letztendlich zu entkommen, ist zwar immer noch präsent, doch funktionieren diese Aussagen irgendwie nicht. Das Album ist einfach lieblos auf den Markt geschmissen.

Ein paar Beispiele: Zu aller erst fällt das Booklet mit 4 Seiten sehr mager aus und wenn man von den 14 Anspielstationen die 3 Interludes und das Intro abzieht bleiben sage und schreibe 10 Songs mit 6 Rappern! Die Gitarre von „Fork In the Road“ ist billigst von Tupacs „Redemption-Song“ gesampelt, mit allen dazugehörigen Nebengeräuschen. Das hätten die Jungs einfach neu einspielen müssen! Dem schließt sich „Believe“ an, dass einfach lahm ist und auf einen eher schwachen Synthie-Beat daherkommt und mir viel zu unmotiviert im Chorus „i believe i can, i know i can, i’m sure i can, get this dope out of my vains“ darlegt. Außerdem scheint bei diesem Song, „Holdin’ On“ und „Came Up“ das Mastering irgendwie daneben gegangen zu sein. Die Stimmen sind zu laut für die Beats. Bei „Came Up“ scheint der zweite Rapper, der meiner Meinung nach Krayzie Bone ist, sogar teils aus dem Off zu kommen.

In solchen Brettern wie erwähntes „1Nation“, dem Titeltrack „Can’t Sell Dope Forever“ und „Thuggin On The Blokk“ aus der ersten Hälfte der Platte scheint teilweise durch, was man sich als Hörer im Vorfeld erwünscht hatte, doch auch diese Songs sind erstens nicht intensiv genug und zweitens saugen ihnen die schlechteren Songs der zweiten Hälfte dann jeglichen Rest ihrer Glaubwürdigkeit aus den Takten. Dabei hilft es wenig, dass sich die Rapper scheinbar jede Abwechslung in ihrem Rap verbieten. Wie sie bisher gerappt haben, hatte ja ausgesprochen gut funktioniert. Einfache Simple- und Doublerhymes und dazu ein paar Binnenreime. Und Doubletime findet auch bei Möglichkeit wie in "Searchin’" schonmal gar nicht statt.

Die Erwartungen an so eine Konstellation, wie wir sie hier vorfinden, sind natürlich enorm. Diesen wird das Album auf keinen Fall gerecht. Die Scheibe kriegt von mir jedoch noch drei von sieben möglichen Punkten. Einen für die Collabo an sich, weil es einfach schön ist, so was zu erleben. Den Zweiten für das Anliegen, dass mit diesem Album zwar nicht mit dem nötigen Nachdruck, aber eben doch formuliert wird. Und den dritten Punkt bekommt das Album von mir für den dritten Hördurchlauf, der anfängt mich aufgrund der eben genannten Punkte mit meinen sehr hohen Erwartungen zu versöhnen.