Ich hatte mir schon Sorgen um Big Bud gemacht. Nach dem auseinanderbrechen der Westberliner Crew Ende des letzten Jahres hatte man außer dem Plaetter Pis Solo nichts mehr von den Jungs gehört. Michael Mics vorliegendes Album ‚Willkommen im Bing’ beweist das jegliche Sorge unberechtigt war.
Schon ‚Tage des Donners’ hat mir gefallen und dieses Album geht den Weg weiter. Etwas ausgefeilter in der Produktion und abwechslungsreicher in den Beats, die Michael, wie schon auf dem Vorgänger, alle selbst gebastelt hat. Auch inhaltlich ist dieses Album stellenweise eine Fortsetzung, aber leider nur selten eine Weiterentwicklung. ‚Sie ist so’ ist eindeutig eine eigene Antwort auf ‚Du bist so und bleibst so’. Das beide Tracks die Nummer 8 auf der jeweiligen Playlist sind ist sicherlich kein Zufall. ‚Sie ist so’ ist eine bittere Abrechnung ("…oder war alles was da war son bißchen gelogen?…") mit einer Frau und definitiv ein Anspieltipp.
Dass Michael Mic viel autobiographisches verarbeitet, tut auch ‚Willkommen im Bing’ gut. Er reflektiert sein Leben vielfältig und intelligent, wobei schöne, oftmals melancholische Tracks entstehen. Dazu gehören hier ‚Dein Leben ist schön’ und die Familiengeschichte ‚Menschen mit Herz’ ("…ich fürchte das es Zeit ist die Wahrheit auszusprechen, ich sprenge meine Ketten um mich selbst vor mir zu retten, es ist wie ein Stechen das ganz tief im Herzen sitzt doch heute spür ich Hoffnung das es wahre Liebe gibt…") oder ‚Insel’. Diese Tracks stechen aus dem momentan kursierenden Berlin-Rap definitiv sehr positiv heraus.
Trotzdem kommen selbstverständlich Representer-Sachen im Big Bud Bonzen Style nicht zu kurz. Vor allem wenn die Labelkollegen gemeinsam in ‚Meine Armee’ zu Wort kommen, kann man seinen Kopf nicht still halten. Ansonsten ist auf dem Gebiet nichts besonders originelles entstanden, aber es wurde auch nicht gepfuscht. Wer es prollig mag wird ‚Es geht ab’ mit Vokalmatador und H.A.C.K. mögen („…egal ob Becks, Kindl, Schulle oder Schloss von Plus, erstmal Mut antrinken denn nachher geht’s noch in’ Club…“ oder „…was überhaupt nicht klargeht ist sich pussymäßig Fanta bestellen, streck die Fanta mit Wodka, flieg in ne andere Welt…“), obwohl der Beat penetrant nervig ist. Gefeatured werden auch She-Raw & Serk (Maintheme) mit einem ideal auf She-Raw zugeschnittenen Part und Summer Cem (German Dream), Vero & K-Ser (Teroa Label) und Ceza, Killa Hakan & Bitirin auf türkisch.
Michael Mic versteht sein Handwerk. Seine Beats bangen und sind meistens zu gewaltig um sie leise zu hören. Er verarbeitet viele Instrumente, seine Arbeit ist individuell und hat Wiedererkennungswert. Die Raps sind prägnant und auf den Punkt gebracht. Doubletimeflow gefällig? Kein Problem sondern eher Standard. Der Mann weiss was er tut. Wenig Neues, aber Fans werden es lieben.