Die einen feiern ihn, die anderen mögen und verstehen ihn nicht. Die Rede ist von Marsimoto und seiner „Halloziehnation“. Hier nun zwei völlig verschiedene Ansichten bezüglich des Projektes „Quasimoto auf Deutsch“…
Maria:
Marteria aka Marsimoto mit seinem Album ‚HalloZiehNation’ ist ein Phänomen, an dem sich die Geister scheiden werden. Man kann die Scheibe von zwei Seiten betrachten. Wer Quasimoto feierte, muss nicht unbedingt auf Marsimoto abgehen und andersherum genau so. Das Album ist als Hommage an Quasimoto angelehnt, aber nur das Konzept der Stimmen und die Kürze und Anzahl der Tracks sind wirklich übernommen worden. Vor allem sind die Songs von Marsimoto länger als bei Quasimoto. Man kann die beiden, trotz der Ähnlichkeit, nur schwer miteinander vergleichen.
Textlich bezieht sich das komplette Album Marsimotos nur auf ein Thema: KIFFEN, anders als Quasimoto, der über alle halluzinogenen Drogen, Alkohol, Schlägereien und Frauen rappt. Bei Marsimoto wird sein Hobby Kiffen von den möglichen und unmöglichsten Seiten durchleuchtet und man wird mit einem riesigen Eimer voll Humor überschüttet. Dadurch, dass die Materie Gras aus immer neuen Gesichtspunkten dokumentiert wird, ist das Album, trotz der Beschränkung auf das eine Thema, sehr abwechslungsreich und man hat einfach viel zu lachen. So wie: ’Er hat eingeführt, was er noch nie hatte und morgen kauft er sich seine erste Reggae-Platte’ (Der Nazi und das Gras) oder ’Alle Jack Wolfskins und alle Eastpaks, sind nichts gegen mein viereckiges Weedpack’ (Mein Scout), um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die Platte ist einfach nur zum Feiern.
Die Beats von Dead Rabbit sind sehr innovativ und musikalisch einwandfrei umgesetzt. Sie haben einen basslastigen Synthie-Sound und die Samples sind vielen verschieden Musikrichtungen entnommen, vom klassischen Tango bis hin zu Elvis Presley. Rabbit zeichnet sich mit seinen Beats als echter Experimentalist und Minimalist aus.
Um es kurz zu sagen, die Platte ist eine Platte für Kiffer, zum Entspannen und Zuhören, zum Beispiel wenn man gerade von der Arbeit kommt und Einen raucht. Das Tolle an diesem Album ist, dass es auch für Nicht- bzw. Antikiffer unterhaltsam sein kann, weil es einen absoluten Funfaktor besitzt. Frei nach dem Motto: Der Geist kreist.
Julez:
Vor einer Weile ging ein Foreneintrag durch die Internettplattformen dieser Welt: Quasimoto gibt es nun auch auf Deutsch! Da man bei Marsimotos Label Magnum12 schon von Anfang an deutlich machte, dass Marsimoto als Hommage an das Alter Ego des Steinwurf Mastermind Madlib zu verstehen sei, hatten Hater so eigendlich keinen Raum, um ihrer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Guter Schachzug das.
Auf der anderen Seite muss sich die „Halloziehnation“ nun daran messen, wie nahe man denn dem US-Vorbild gekommen ist. Nun, vom Sound her muss ich sagen kaum. Die kurzen zerstückelten Madlib–Beats sind hier kaum zu finden, und mit dem absolut „verheizten“ Sound aus dem Hause Stonesthrow haben die “cleanen“, oft synthetischen Produktionen aus Berlin nur wenig zu tun. Dennoch kann ich den Produktionen von Dead Rabbit durchaus etwas abgewinnen. Viele gute Ideen, jede Menge kleine Details machen den einen oder anderen Beat absolut hörenswert. Tracks wie „Halloziehnation“ oder „Mein Scout“ gehen beatwise und von den Raps her gleichermaßen steil und machen beim Zuhören durchaus Spaß. Wenn ein Track dann mal eher langweilen sollte, wie etwa „Randale Und Liebe“, skippet man eben weiter. Bei 30 Anspielpunkten gar kein Ding.
Unterhalten wird man von Marteria mitunter ausgezeichnet. Doch wenn es alleine ums Inhaltliche geht, wird es zappenduster. Klar, das Thema „Kiffen“ wird hier wie beim US- Vorbild bis zum Exzess durchgespielt. Teilweise ganz nett, aber am Ende bleibt bei mir einfach nichts hängen. Auch eine hochgepitschte Stimme und jede Menge Tracks übers Weed machen noch langen keinen Quasimoto aus Marteria.
Lässt man das Stones Throw-Original ganz bei Seite, steht ein produktions- und raptechnisch überdurchschnittliches Album, das trotz einiger lustigen Lines inhaltlich dermaßen eindimensional und auf Dauer langweilend daher kommt, dass ich es gerne im Hintergrund laufen habe, aber wirklich zuhören kann ich nicht.