Cronite – Pariah

Ich bin immer skeptisch wenn deutsche Artists auf englisch rappen, aber wie Cronite im 6. Track so schön selber sagt:
„…so why do I still rap in english? Cause I can.
So why do I keep it deep? Cause I’m still a HipHop fan….”
Womit diese Review eigentlich auch fertig sein könnte, denn es ist alles damit gesagt.

Cronites zweites Soloalbum ist auf dem Independant Label Highproductions erschienen. Außergewöhnlich ist sicherlich das hier viele verschiedene und internationale Produzenten vertreten sind. Brisk Fingaz kennt man von Kool Savas oder Pal One, Jimmy Ledrac, der gebürtige Schwede, hat bereits mit Joy Denalane und Raptile gearbeitet. Des weiteren kommen Beats von DJ Ron und dem Nürnberger Produzententeam Holla Back Productions. Cronite bleibt jedoch auch seinen Wurzeln treu und hat sich die kroatischen bzw. slowenischen Newcomer Shalla, BMD und Marvel mit ins Boot geholt. Bei einem so vielfältigen Team kann viel schief gehen, ist es aber nicht.

Cronite hatte sein erstes Release 1994 und sein erstes Soloalbum 2003 auf dem Markt. Er ist dem HipHop jedoch schon viel länger verfallen. Das hört man. Auf diesem Album wird HipHop als Lebensgefühl, als die große musikalische Liebe präsentiert. Das steckt an. Zitieren kann man hier das nicht sonderlich originelle, aber aussagekräftige Intro von ‚HipHop’, einem angenehm dahinplätschernden, autobiographischen Song, der klar macht wie sehr HipHop Einfluss auf Cronites Leben genommen hat:

„…the love of my life – HipHop, HipHop – forever!…”
 
Auf  den 14 Tracks sind überraschenderweise nur zwei Gäste vertreten und zwar kein Raptile, wie man erwartet hätte, sondern zum einen Masta Ace und zum anderen Lia. ‚Sick of it all’ mit Masta Ace ist definitiv einer der besten Songs des Albums. Hier geht es um alles was den beiden tagtäglich so auf die Nerven geht und bietet ne Menge Identifikationsspielraum. Nichts gegen Lia, die auf insgesamt 4 Tracks zu hören ist, doch meiner Meinung nach hätte dieses Album gänzlich auf Frauenstimmen verzichten sollen.

Insgesamt gibt sich Cronite sehr reflektiert, seine Texte erzählen über seine und unsere Welt, darüber wie sie ist und wie sie sein könnte. So rappt er zum Beispiel in ‚Letter to the dead’ über seine Erfahrungen mit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Trotzdem kommen natürlich auch Selbstdarstellungen und Battles nicht kurz. In ‚Watch out’, ‚Hustlers & Customers’ oder ‘Fighter’ erzählt uns Cronite mit Begeisterung wie toll er ist und was er über alle Anderen so denkt. Muss schon sein.

Es ist ein insgesamt rundes Album geworden. Ich bin immer noch nicht von deutschen MCs überzeugt, die auf englisch rappen, aber wenn mich jemals jemand überzeugen wird, dann wohl am ehesten Cronite. Wem das erste Soloalbum gefallen hat, dem gefällt mit Sicherheit auch dieses.