Der Sommer ist im Anrollen, und wer noch den passenden Soundtrack zu heruntergekurbelten Autofenstern und Sonnenschein auf lässig angewinkelten Ellbogen sucht wird hier bestimmt fündig. "Freshcoast Gettin´ Rowdy" von Speech Defect ist eines der Alben, das ohne Probleme auch die komplette Runde in meinem CD-Player drehen darf, repeat all nicht ausgeschlossen.
Unglaublich, dass die Jungs in ihrem Heimatland Schweden anscheinend maßlos unterschätzt werden und unter sträflicher Mißachtung ihres Talents nicht mal ein paar Reviews zu verzeichnen hatten, bis sie auf europäischen und kurioserweise japanischen Gebiet schon soviele Platten verkauft hatten, dass kein Weg mehr an ihnen vorbeiführte. Seit 1995 macht das Quartett laut Biographie "Noise", nach mehreren 12"-Single Veröffentlichungen haben Mr Linus, Thage, Dj Prao D und Boogie B jetzt innerhalb von 6 Monaten ihren ersten Longplayer zusammengebastelt. Musikalisch bringen uns die vier aus Schweden hier allerfeinsten Oldskool-HipHop mit einer gehörigen Injektion Funk, bouncende Beats mit mehrstimmigen Sprechgesangeinlagen a la Jurassic 5 und Cutz´n´Breaks vom Besten. Trockener Bläsereinsatz, treibende Schlagzeug-Beats und viel Soul: Der Vergleich mit Ugly Duckling könnte näher nicht liegen, tourten die Jungs von Speech Defect doch als Opener für die Ducklings 2004 quer durch die UK. Wer dabei der Hauptact war kann jeder für sich selbst entscheiden, am besten nach dem ausgiebigen Konsum ihrer Debütscheibe. Die kommt einem angenehm unverkrampft und fresh aus den Boxen entgegengesprungen, und diese Platte verbindet, was nicht viele können: Jeder einzelne Beat lädt zu einer schweißtreibenden Breakeinlage ein – oder eben einfach nur zum relaxten, dandyhaften Zurücklehnen in den gemütlichen Korbsessel, den eiskalten Drink in der Hand, den Kopf immer im Takt nickend. Sobald der erste Track angelaufen ist fühlt man sich um gute 30 Jahre in den Frühling des Funks zurückversetzt, so positiv-naiv und voller Power kommen die Lyrics aus den vier MC´s herausgeschossen. Lediglich die originellen Cuts und Breaks erinnern einen daran, dass wir das Jahr 2006 schreiben. Textlich darf man 100% Consciousness erwarten, BlingBling ist auf so treibenden, upliftenden Beats aber auch undenkbar .
Persönliche Highlights sind "My Favourite Waste Of Time", eine sehr relaxte Nummer, "One Tape Song" mit funky Saxophonbegleitung und "Blast In Your Hood", allein schon für die Ansage "We might start a Revolution but it won´t be televised". Wobei dieses Kleinod es wirklich schwer macht Favoriten zu benennen. "Freshcoast Gettin´ Rowdy" ist für Liebhaber des gepflegten Funks sicher eines der Highlights diesen Sommer.