Sookee – Kopf, Herz, Arsch

Endlich mal etwas anderes! Diesmal liegt mir mit Sookees erster Solo-LP, eine etwas weiblichere Seite Berlins vor. 16 Tracks stark ist die Platte, die da den Namen trägt „Kopf, Herz, Arsch“. Ein Intro, ein Skit und ein Bonus RMX, eines der Albumsongs, ergeben für mich 13 Stücke netto. Für meinen Geschmack etwas unter dem Soll für ein Album, aber lassen wir uns vom Gehalt des Werkes überraschen.

Ganz klar auf der Habenseite stehen die Beats. Gut durchproduzierte Instrumentale mit überwiegend sattem Sound. Was auch auffällt, ist dass die Beats immer sehr gut zum Thema passen und die Stimmung gut untermalen. Bei genauerer Betrachtung des Booklets kann ich eine Vielzahl von Produzentennamen ausmachen. Dabei läst sich feststellen, dass erstens sehr verschiedene Produzenten-Charaktere und zweitens einige sehr namenhafte an der Vertonung dieses Albums teilhaben. Mit dabei sind DJ Mesia, Djorkaeff, Yanek, der Remic-Contest Gewinner Greg Danielz, Alphabeatz, Rich-Chriz, Kons, Sikk, Tonmaster Digital, Skaro, Phonogam und Frantic. Soviel zur Musike. Und sonst? Haben wir Rapper?

Zu Gast sind natürlich die Springstoff/Profi Rap – Labelmates Mad Maks, Bierpimp und Chrizzow Flex, aber auch ein Teil des Ostblokks. Zu Besuch sind Pyranja, Dra-Q und Joe Rilla, die mit ihrem Featurepart den Song „Booking“ zu einem ziemlich gelungenen Stück machen. Großes Plus auch für die Themenauswahl. Es ist nämlich teilweise ganz schön gewagt, an was sich die junge Berlinerin da ran wagt. Gewagt, aber gelungen. Ich spiele auf den Song „Untiteld“ an, bei dem sie die Geschichte eines Kindervergewaltigers erzählt, dem sie gehörig die Leviten ließt. Gut so! Und auch ziemlich gut gemacht. Zweites schönes Beispiel „Marvin & Justin“. Zwei sehr sozialkritische Stücke, die aber durch die Vortragsweise authentisch rüberkommen. Auch sonst ist zu bemerken, dass hier mal ein paar Songkonzepte aufgegriffen wurden, die teilweise ganz neu sind, teilweise zumindest nicht oft benutzt werden.

Tja, aber wie rappt Sookee nun? Da bin ich mir selbst nicht ganz schlüssig. Rappen kann sie, soviel kann man sagen. Und auch wenn das keine Rolle spielt, macht sie das souveräner als viele ihrer männlichen Kollegen. Allerdings bin ich doch der Meinung, dass ihr noch ein paar Jahre Reife fehlen. An manchen Stellen fehlt die Variationsfähigkeit ziemlich deutlich, wodurch der Flow dann manchmal hölzern klingt. Gutes Beispiel dafür ist das Intro, welches ich als daneben bezeichnen würde. Auf der anderen Seite hat sie Phasen auf dem Album, die sie übermäßig gekonnt meistert. Bedenkt man, dass sie laut Bio erst gut zwei Jahr am Rappen ist, zeigt das vielversprechende Tendenzen.

Also insgesamt haben wir ein „Kein-Standard-Rap-Album“ aus Berlin. Und das ist auch gut so… (wenn ihr versteht was ich meine). Es hat einen gewissen Anspruch, was heutzutage leider viel zu selten der Fall ist, und versteckt sich nicht hinter gängigen Klischees. Für ein Debutalbum sehr ordentlich. Vielleicht nicht jedermans bzw. jederfraus Sache, aber wenn, dann wird’s auch beim zweiten Mal hören noch nicht langweilig.