VA – Juste Nous Vol.1

Eigentlich ist diese mir hier vorliegende CD doch etwas, was schon längst hätte passiert sein müssen. Es ist, man mag es kaum glauben, französischer Backpack-HipHop… ja, dieses, vom Pressetext ausgewiesene Genre gibt es jetzt auch und… es fühlt sich gut an!  Juste Nous (zu deutsch: „Nur wir“), glaubt man dem Pressetext, haben es sich zur Aufgabe gemacht, dem französischen HipHop etwas neues, individuelles zu geben. Für sie ist das Wort „Backpack“ auch keine Beleidigung sondern genau die Bezeichnung, mit der ihre Musik umschrieben werden soll (wer kam eigentlich auf die Idee, dass „backpack sein“ etwas Negatives darstellen müsse?).

Nun könnten hier Stimmen laut werden, welche besagen, dass Alliance Ethnik die Gründer des französischen Backpack-HipHop sein. Stimmt eigentlich auch aber von denen hört man ja nichts mehr (eigentlich schade, „Respect“, „5 heures du mat“, „Fat come back“, jemand?). Ansonsten muss man anerkennen, dass Frankreich eher für harte Töne a la Booba, Ali, IAM, NTM, Medine … bekannt ist. An dieser Gegebenheit ist nichts zu bemängeln, man möge sich nur die jüngsten Geschehnisse in Paris wieder ins Gedächtnis rufen. Ausgrenzen mögen sich weiterhin die Saian Supa Crew und La Fouine, welche eher die Spaßfraktion bedienen.

Das erste Release des Juste Nous-Vereins kann von Anfang bis Ende klar überzeugen. Das fängt bei der Produktion an, für die Dela, 20syl, Yvonkashmyr und viele andere verantwortlich sind, geht weiter mit den Rappern Specko, Bunzen, S.A.T., Denier Pro, Seisme, … und hört bei den liebevollen Cuts in den Hooks auf (ja, das gibt es auch noch, DJ Fab sei Dank!).

Ihr seid auf Little Brother hängengeblieben? Dann werdet Ihr Juste Nous in euren Kreis der Lieblingsgruppen aufnehmen, denn „C’est pas le moment“, „Etat d’esprit“, „Solid (Remix)“, „Confidence“ und „Dissidents“ kreieren eine Sound, den man vorher eher von 9th Wonder, Jay Dee und den Platinum Pied Pipers gewöhnt war.

In Puncto Rap mag man keine neuen Standards setzen aber die Flows und die doch teilweise sehr unorthodoxen Reimschemen haben ihren Reiz und fügen sich hervorragend in das Gesamtkonzept. Zumal fällt einem beim Durchhören der CD auf, dass bei der Positionierung der Tracks exzellente Arbeit verrichtet worden ist. Man kann einen eindeutigen roten Faden verfolgen, der den Vibe dieses Albums gekonnt intensiviert.

Den Abschluß des Albums macht M.fa.sol mit „Une lueur d’espoir“ (zu deutsch: „ein Hoffnungsschimmer“) mit seiner vom Soul geschwängerten Gesangseinlage und fertig ist ein perfektes Album für die Wintertage, an denen man der depressiven Stimmung entrinnen möchte. „To the hip-hip the hop / you don’t stop!“