Soulstice – North By Northwest : Solid Ground

Während manch ein Künstler (z.Bsp. 50 Cent) das Erstarken des „Backpack“-HipHop gerne als sein Verschulden deklarieren will – was empirisch gesehen bestimmt nicht mal sonderlich abwegig ist – freuen sich Leute wie Kanye West, Talib Kweli & die Justus League rund um Little Brother natürlich um so mehr über diese Gegebenheit. Mit Common hat man neben Kanyeezy in Chicago schon zwei riesige Helden dieser Riege platziert. Mit Soulstice stößt nun ein weiterer MC hinzu, dem eher am soulig, funkigen Sound gelegen ist, als an einer Kreation voller technoider Synthiespuren.

Mit seinem Debüt „North By Northwest“, welches bereits 2003 in den lokalen Plattenläden Chicagos erhältlich war, konnte er seinen Bekanntheitsgrad um einige Breitengrade ausweiten und fand großen Anklang im fernen Osten (Japan). Also musste ein Re-Release her, welcher einiges an neuen Material auffährt und nochmals komplett gemastert wurde. Nun wird der internationale Markt in Angriff genommen.

In musikalischer Hinsicht weiß das Album voll und ganz zu überzeugen. Hier erlebt man ein liebevolles Zusammenspiel zwischen minimalistischen Boom-Bap-Kreationen und feinen, erlesenen Soul- und Funksamples – sogenannter „Backpack“-HipHop eben. Oder wie nennen es die Amis auch – Independent ? Das sowas eine Menge Spaß machen kann ist spätestens seit Little Brother’s „The Ministrel Show“ bekannt.

Schon mit dem Opener „The Melody“, welches 2003 schon als 12inch-Single in den Plattenregalen stand, wird ein entspanntes Hörvergnügen eingeleitet. Soulstice zeigt sich als ausgelernter MC, der seinen Style auch beliebig wechseln kann, was er auf „Blazin“ unter Beweis stellt, und seine Zungenschläge in doppelter Geschwindigkeit plaziert. Schön wiederverwertet hat man das Joeische „Stutter“-Sample zu „Sleep Walk“, welches als einziges politisches Statement des Albums fungiert. Introvertierter kommt da noch das klassisch anmutende „Ebony Sea“ daher, in welchem sich Soulstice mit dem Sinn des Lebens befasst. Doch was wäre ein Album ohne die typische LadyLove-Nummer, die sich bei Soulstice „All I Got“ schimpft und glücklicherweise kein bißchen schmalzig ist. „Always“ hingegen bietet die Möglichkeit zu intensiven Kopfnick-Sessions und schreibt sich ins Buch der meist genutzten Samples ein. Jedoch sehr schön gechoppt und völlig differenziert zusammen geschustert. Für die Produktion des Albums waren Oddisee und SM.Arson größtenteils verantwortlich.

Wer weiter auf der Welle der neuen „Backpack“-Generation mitreiten will, sollte sich unbedingt eine Kopie des Albums besorgen. Wirklich, wirklich gute Musik, die mal wieder hervorhebt, was einen „Master of ceremony“ eigentlich auszeichnet.

Wo ist eigentlich mein Rucksack hin?