Double N.O. – Dem Endproll Double N.O. sein Soloalbum

Wie bereits bekannt, zählt für mich immer auch der Gesamteindruck eines Produkts. Hier fällt mir erst mal sehr positiv das gut abgestimmte Äußere auf. Sehr schön dem Titel entsprechend aufgemacht. Ein Coverbild, das eine Geschichte erzählt, Booklet im B.Z.-Style, der Silberling selbst im Bierdeckel-Outfit. Vom Grafischen her sehr homogen aufgebaut und überzeugend.
Was sagt die Mucke? Man muss vorerst doch noch mal erwähnen, dass Double N.O. ein Mann mit einigem Vorlauf und Geschichte ist. Früher war er lange Jahre unter dem Namen No Oner bei der Dejavue Crew aktiv, jetzt erreicht uns nun unter neuem A.K.A., sein Solodebüt.
Für mich war die Dejavue Crew seit jeher dafür bekannt, dass ihre Raps immer sehr on point sind, und das ist auch der Grundcharakter dieser Platte. Sauber gedroppter on point-Rap, größtenteils sehr gute Mehrfachreime und hohes Niveau an Punchlines. Natürlich gibt es auch einige Stellen, die nicht ganz erste Sahne sind. So muss ich es z.B. bemängeln, wenn jemand wie Double N.O., der offensichtlich ein sehr großes Kontingent an guten Mehrfachreimen hat, sich zu Standardaneinanderreihungen hinreißen läst wie Internet, Winterspeck, Kinderbett… Aber das fällt eigentlich auch schon unter Finetuning. Insgesamt sind die Songs sehr gut gerappt und man erkennt, dass da jemand am Werk war, der sich mit der Materie auskennt. Meine absoluten Favoriten sind die Songs „Muppet Show“, „Raps pur“ und „Der Techniker“. Äußerst angenehm.
Der gesamte Style ist natürlich Geschmackssache und mit den Konzepten mancher Songs geh ich auch nicht konform. So z.B. die Single „140 Bpm“, die mir auch etwas zu weit draußen ist. Man muss auch erwähnen, dass die Songs durchweg sehr simpel strukturiert sind, Beat, Raps und Chorus. Das kann man auf zwei Arten interpretieren. Einmal: hier wurde auf Effekthascherei verzichtet und sich aufs Wesentliche besonnen, oder: etwas zu einfach gehalten und wegen der fehlenden Abwechslung monoton. Ich tendiere mehr zum Ersten, bin mir aber selbst nicht ganz sicher, also sollte das jeder für sich selbst entscheiden. Die Beats gehen übrigens auch in Ordnung und passen zu dem was Double N.O. machen will. Zusätzlich muss man hervorheben, dass sie eine willkommene Abwechslung zum Standardgeschehen geben. Teilweise sind sogar richtige Banger und Bretter dabei.
Ein letztes Wort möchte ich noch zu den zahllosen Skits verlieren, die durchgängig auf der ganzen Scheibe verteilt sind. Nach fast jedem Song werden wir von einem Mitschnitt aus einer der vielen Nachmittagstalkshows erfreut, ähnlich im Style wie „talk, talk, talk“ auf Pro7. Es sind prachtvolle Höhepunkte dieses Genres und ein paar wirkliche Lacher. Das kann man Double N.O. zwar nicht persönlich positiv zuschreiben, aber zumindest für das Diggen dieser Parts aus dem endlosen Medienjungle bekommt er Probs.
Also insgesamt eine sehr interessante Sache, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen. Meine Empfehlung ist, es auf jeden Fall zu versuchen und sich nicht gleich abschrecken zu lassen. Die Platte ist eine gute Abwechslung mit teilweise neuem Ansatz und anderer Aufbereitung altbekannter Themen. Alles mit einem Augenzwinkern.

Eins noch. Ich habe neulich irgendwo (ich weiß genau wo, nehme aber den Namen hier nicht in den Mund) gelesen, Double N.O. hätte sich nicht weiter entwickelt und sein Rap wäre nicht zeitgemäß. Dazu möchte ich sagen, jemand der so was behauptet, hat vermutlich die bisherigen Dejavue-Releases verpasst oder nur halbherzig gehört. Und ich möchte die Frage stellen, wie eine derartig saubere Rap-Performance mit den oben erwähnten Punkten nicht zeitgemäß sein kann. Na ja…