Momentan ist es ja eher so, dass in der Hauptstadt Berlin Härte als Markenzeichen der lokalen Rapszene hervorsticht. Das betrifft sowohl den Sound und die Texte als auch das Image der verschiedenen Künstler. Was also tun, wenn man kein Gangster-Image haben möchte bzw. hat und auch die textlichen Komponenten dieses Image nicht stärken bzw. errichten wollen? Das Label Takt &Ton Music bietet hier einen Ausweg. Mit den Künstlern Skize One, Jago und Doc Sun sowie den Produzenten DJ Frantic und DJ Nice hat man sich mittlerweile als Gegenpol zum typischen Berliner HipHop-Muster entwickelt.
Nach dem„SJD – Star Tracks – Next Generation“ (Mai 2005) Mixtape und Jagos „Hören Sagen“ (Juli 2004) releast nun auch Skize One sein Erstlingswerk „Der Mit Dem Beat Tanzt“. Im Gegensatz zum Titel wird hier jedoch nicht auf Tanzflächen füllende Beats gesetzt, sondern vielmehr auf modernen Conscious-Rap, wobei die Bassschläge relativ drückend daher kommen. Für die atmosphärischen Klangwelten sorgten hier DJ Frantic und DJ Nice, die eine sehr eigenwillige Produktionsweise an den Tag legen und somit das Album äußerst individuell erscheinen lassen.
Wie schon erläutert ist Skize One kein Gangster und auch kein Partyhengst. Worauf beschränken sich nun seine Inhalte? Anfangs findet man ihn kurz klatschend im Club, „Clap zum Beat feat. Doc Sun“ um im nächsten Moment Zeuge zu werden, wie er seiner Ex-Freundin mal ordentlich seine Meinung geigt „Für Jemand Wie Dich“, womit auch schon das erste Highlight des Albums gefunden wäre.
Weiterhin widmet er sich den alten Zeiten „Erinnerst Du Dich feat. Robsen und Janell“, philosophiert über Probleme der Vergangenheit „Alles Geht Weiter“ oder schenkt seinen Homies etwas Liebe „Was Ihr wollt feat. Doc Sun“. Das „Faker“, wie Harris & Dean dieses Menschenbild Ende der 90er noch genannt haben, auch bei Skize One nicht gut wegkommen, propagiert er auf „Nicht Wie Ihr“.
Zudem gibt es ein schönes Liebeslied an seine Freundin „Mach Was Du Willst“, in welchem er durch eine Jeramy Jackson Hook unterstützt wird. Für die Fans des Dancefloor hat der gute Junge natürlich auch noch ein weiteres Ding mit dem Titeltrack „Der Mit Dem Beat Tanzt“ gemacht. Als Special-Guest hat man das Studio auch mal mit dem Kölner Supermutant Lenny geteilt, der gemeinsam mit Skize One das brachiale „Oh Oh“ performt. Hier hat Skize One seinen besten Part und auch Lenny kann mit Punchlines a la „Ich wachs so hoch wie Purple Haze, ihr tragt jetzt Purple und seid gay“ punkten. Den Beat zu diesem Track hat Lenny im Gepäck mit nach Berlin gebracht.
Am Ende bleibt festzuhalten, dass Skize One ein durchaus abwechslungsreiches Album geliefert hat. In Punkto Performance bietet er ein durchaus ansehnliches Repertoire, dass jedoch im Bezug auf Delivery und Wortgewandtheit noch einige Lücken aufweist. Das Produzententeam um DJ Frantic und DJ Nice hat gute Arbeit geleistet. Einzig „Two Words Apart“ und „Die Piloten Sind Back“ sind schwer verdauliche Werke. Letztendlich ist es schön zu sehen, dass nicht jeder dem Leitspruch „Berlin bleibt Hart“ zu folgen scheint.
