Tone – Zukunftsmusik

Wenn man 30 deutschsprachige Rapper nach ihrer größten Inspiration befragt, welche sie schlußendlich zum Rappen gebracht hat, werden höchstwahrscheinlich fünfundzwanzig Mann einstimmig, ohne lange zu zögern, den Namen „Tone“ zu Protokoll geben. Bei den jüngeren HipHop-Supportern wird dieser Name mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr als ein Schulterzucken hervorrufen. Um diese Unwissenheit auszumerzen, hat sich das Frankfurter Urgestein Tone nun endlich an sein erstes Solo-Album gemacht.
Wieso jetzt erst, werden wiederrum andere Mitstreiter aus Konkret-Finn-Zeiten schreien. Nun gut, die damalige Pleite Def Jam Germanys wird nicht unbedingt zur unmittelbaren Motivation Tone’s beigetragen haben. Aber … wieso in die Vergangenheit blicken, wenn wir nun „Zukunftsmusik“ vorliegen haben („Ich Diss Dich“ in allen Ehren)?
Kennt ihr das Gefühl, wenn man etwas so lange sucht, und, egal wo man sucht, man es nicht findet. Eines Tages taucht das Gesuchte aus heiterem Himmel plötzlich wieder auf und man freut sich wie ein kleines Kind beim Öffnen der Weihnachtsgeschenke. So ging es mir bei „Zukunftsmusik“, und, um es mal vorweg zu nehmen, die Freude blieb bis zum Ende erhalten.
Schön auch zu sehen, dass Tone das Ulteamate-Team mit der Produktion des Albums versah, denn so bleibt fast alles beim Alten. A-Bomb konnte schon in den frühen 90igern überzeugen und hat nichts verlernt. Traurig stimmt lediglich die Abwesenheit des alten Kompagnons Iz.
Zukunft hat ja viel mit Fortschritt zu tun und somit zeigt sich ein Roboter in diesem Szenario als sehr passend. Als „Reimroboter“ beweist Tone, dass die meisten MC’s immer noch keinen Weg gefunden haben, mit ihm konkurrieren zu können. Da Battlerap schon jeher sein Streckenpferd gewesen ist, findet man hierzu eine äußerst ausgeprägte Sammlung auf dem Album. Einer muss ja mal sagen, dass vieles da draußen „Zu arm“ ist und Fragen wie „Warum Rappst Du“ darf ein Tone natürlich stellen. Schlicht und einfach: Tone hat keine Zeit für „Ekelerregende Raps“. Aus seinem Mund sprudeln nur „Magische Worte“. Das ist wie bei David gegen Goliath: Einige müssen ihre Stärke und Härte beweisen und nutzen hierzu oftmals ein ellenlanges Repertoire an Schimpfwörtern während Tone es auch ohne diese schafft, seinen Gegner zu bezwingen und hiermit weitaus mehr Stärke beweist.
Schade, dass Bushido „Würd Ich Nicht Rappen“ vor seinem Österreich-Auftritt nicht gehört zu haben scheint, den Tone, Azad und Yassir berichten hier eindrucksvoll darüber, wie man Rap als Antiaggressionstraining benutzen kann. Apropos aufgestaute Emotionen: Diese können natürlich auch auf der Tanzfläche verbrannt werden, wofür sich die orientalische Kollabo mit Düs-Man („Tanz Für Mich“) sowie das pumpende „Hände Hoch“, welches von der lieblichen Stimme Sophia Martins begleitet wird, vorzüglich eignen.
Das Tone auch andere Sachen im Kopf hat, beweist er mit „Schick Mir Nen Engel (feat. Xavier Naidoo)“, in welchem er sein Leben rückblickend betrachtet und seine Fehler aufarbeitet, während er in „Du Brauchst Mich“ ähnlich wie 50 Cent in „Baltimore Love Thang“ aus der Sicht einer Droge einen Abhängigen zum Konsum anregen will. Herzschmerz bietet „Griff Nach Den Sternen“, welches mit einer exzellenten Darbietung von Bintia aufwartet. Daran werden beziehungsgebeutelte Menschen zu knabbern haben.
Tone schafft mit „Zukunftsmusik“ ein überdurchschnittliches Album und zementiert seinen Status. Bleibt nur noch abzuwarten, wann Frankfurt‘s Bürgermeister eine Statue anfordert!