Anthony B. – My Hope & Black Star

Anthony B meldet sich zurück. Diesmal gleich mit zwei neuen Alben: My Hope (über Groove Attack) und Black Star (über Rootdown), welche dessen äußerst gelungenen Vorgänger des letzten Jahres, „Powers of Creation“, in nichts nachsteht, sondern sogar noch einen Schritt weiter geht. Einen Schritt weiter zurück…
Der releasewütige Jamaikaner bringt es schon im Intro auf den Punkt. Zu Nyahbinghi-Perkussions verkündet der Bobo „welcome to the future with echoes of the past, welcome to black star!“
Dieses Motto passt ganz ausgezeichnet zum momentan angesagten, nennen wir es einmal, Retro-Roots-Sound aus Jamaika. Das Album macht einen runden Eindruck, verzichtet fast vollig auf synthetische Beats / Instrumente und wird durch stimmige Features von Jah Cure und Ras Shilo ergänzt. Eine LP die sich gänzlich von ihrem Vorgänger unterscheidet und dennoch mindestens genau so hörenswert ist – und das mehr als nur einmal!
Ganz seiner, im Intro vorgegebenen Marschrichtung folgend, bedient sich Anthony B im ersten Song der Scheibe des Originalrefrains samt Riddim von Ini Kamoze’s „World A Reggae Music“, welches erst vor kurzem wieder durch Damian Marley’s „Welcome To Jamrock“ seinen zweiten Frühling erleben durfte. Die Combination mit Jah Cure „Poor Man’s Cry“ darf ebenfalls als nicer, wenn vielleicht auch stellenweise etwas langatmiger Tune verbucht werden. Das zweite Feature mit Ras Shilo weiß da ein wenig mehr zu überzeugen – wenn auch nicht gerade der Originalität des Titels wegen. Trotzdem: „Give Thanks“ ist eine sehr schöne und melodiöse Form, Jah danke zu sagen.
Weitere empfehlenswerte Songs sind „I Understand“, ein Tune über die Problematiken zwischen Mann und Frau, „Never Sell Out“, eine sehr schöne kraftvolle Hymne, deren Riddim Anleihen von Aswad’s „Warrior Charge“ erkennen lässt, „Black History“, ein Reggae-Song im Ska-Gewand, der uns auf eine Reise durch die schwarze Geschichte mitnimmt, das löwenstarke „Don’t Buss Your Gun“, straight forward und aufwartend mit Lyrics a la: „false leader come ya wit dem twisted thung – but still don’t buss your gun!“ und, und, und …

Eigentlich sind alle Tracks auf dem Album empfehlenswert – eine runde Sache, die Mr. Yaga Yo hier abliefert. Und das obwohl, oder gerade weil, mit „Start It Now“ nur ein Dancehall-Tune an Bord ist. Produziert wurde der bei Greensleeves erschienene Longplayer fast ausschließlich von Frenchie (Maximum Sound Producions), der auch schon für „Powers of Creation“ verantwortlich war.
Ebenfalls nicht zu verachten ist Anthony B’s neuester Streich: „My Hope“ – ein schön rootsig gehaltenes Stück Reggaegeschichte aus der Feder des stets kritischem und kompromislosen Jamaikaners. Produziert wurde das gute Stück nun erstmalig von Andreas „Brotherman“ Christophersen (Silly Walks), sowie von Taffaris Al.Ta.Fa.An-Team. Diese Einflüsse sind zu hören. Brothermans Vorliebe für melodiöse Harmonien ziehen sich durch das ganze Album, auf dem Taffari selbst auch mit einer Combination vertreten ist. Das chillige „Rise Up“ ist zwar kein Vertreter neueren Datums, hat aber dennoch seinen Platz auf dem Silberling verdient und fügt sich passend ins restliche Geschehen ein. Letzteres besteht zum Beispiel aus der ebenfalls bekannten Kollabo mit Gentleman. „Face Of“ wurde zwar schon vor einiger Zeit auf seinem „Confidence“-Album veröffentlicht, büßt aber, dank eines skamäßig nach vorne treibenden Beats, nichts von seinen Reizen ein. Als drittes und letztes Feature auf der, über GrooveAttack vertriebenen und auch limitiert auf Vinyl erscheinenden, CD ist noch Mark Wonder zu erwähnen, der den Lover’s Tune „Don’t Cry“ um eine soulige Note bereichert.
Stark präsentieren sich auch das leidenschaftliche „Strong Shoulder“oder die sanfte Ballade „Jah Alone“. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Solide Handarbeit von einem der populärsten Vertreter der modernen Conscious-Ära; klare Backgroundvokals, schön live eingespielte Riddims vom „who is who“ der jamaikanischen Studiomusiker-Riege; sauber abgedecktes Spektrum der Lyrics – von Uplifting, über Rasta, Revolution, bis hin zu Love Songs -, ist alles vertreten. Kein Einheitsbrei!
Mit Liebe und System produziert liefert Anthony B nicht nur ein, sondern gleich zwei empfehlenswerte Longplayer ab, von denen sich einige seiner karibischen Kollegen ruhig mal eine Scheibe abschneiden könnten…