Olli Banjo – Schizogenie

Wie hieß es noch so passend auf „Sparring“: „Ihr wollt Reggae und Weed / ich geb Euch Koks und Speed!“ Wenn man dies nun metaphorisch betrachtet, wird klar, was das Anliegen des Herrn Olli Otubanjo ist: Fortschritt statt Stillstand, Individualität statt allgemeiner Konsens. So klingt auch „Schizogenie“ – sehr frisch und anders.
Mit seinem persönlichen Produzenten, Roman Preylowski aka Roe Beardie, im Schlepptau zieht Olli Rambo aus, um Deutschrap mit seinem unvergleichlichen Sound zu revolutionieren. Das Roman ein Talent dafür besitzt, Künstler mit einer einzigartigen Soundarmada auszustatten, wissen Headz schon seit Savas‘ „King Of Rap“. Doch Banjo und Preylowski, das ist wie Dre und Snoop – es passt einfach. Die oft sehr überspitzen Reime und die Synthiegranaten ergeben eine imposante Synthese.
Gleich zu Beginn macht Olli klar, was hinter der Idee dieses Albums steckt, denn „Nagelbombe“ prophezeit: „Dieses Album wird alles jemals Dargewesene auf der Welt verändern / Deutschland zerstückeln als wär es ne Nagelbombe“. Vernichtend ist auch die Kombination Banjo / Jonesmann auf „Lass Sie Brenn“. Roman’s minimalistischer Sythiebeat lässt den Akteuren viel Platz, um ihre Skillz in aller Pracht unter Beweis zu stellen. Jonesmann trifft es sehr passend : „Banjo & Jones sind futuristic / zu delicious“.
Nun steht auch außer Frage, dass Banjo sich mit Reggae nicht identifizieren kann. Metal hingegen scheint ihm richtig Spaß zu machen, was man an dem exzellenten Crossover-Material „Wie Ein Schuss“ erkennen kann. Auf dem splash! konnte man Live erleben, was so ein Song unter dem HipHop-Volk auslösen kann – bei einem Metallica-Konzert wird man wohl auch nicht mit viel mehr Pokerei konfrontiert.
Was bei dem Album besonders heraus sticht, ist die Tatsache, dass Themen und Stimmungen relativ plötzlich wechseln. So folgt auf die unorthodoxen Sexpraktiken von „Nich‘ Nur Ne Hoe“ („Ich hab 17 Liebeskugeln in deiner Spalte versteckt / ich zieh sie raus / eine nach der andern / flop, flop / deine Scheide ist jetzt ein Wandschrank“) ein Anti-A.I.D.S.-Song („Es Gibt Kein Aids“). Überhaupt weißt „Schizogenie“ eine enorme Bandbreite an Themen auf.
Hier muss auch mal die Ex-Freundin einstecken („Ich Scheiß Auf Dich“) oder eine Asiatin an der Größe von Olli’s Geschlechtsteil verzweifeln („Hong Kong“). Aber auch die Rapublik („Du Willst Rappen“), die Medien („Ich Mach Rapp Kaputt“), die Politik („Special“) und die „Polizei“, welche im Skit mit einem Gestapo-Akzent ausgestattet ist, werden von Banjo mit einigen Worten bedacht.
Sehr persönlich hingegen zeichnen sich das autobiografische „Schönes Kind“, „Mein Life“ und „Ich Wünsch Mir (feat. Xavier Naidoo)“ und Banjo beweist, dass er keine Angst davor hat, einen Seelenstriptease hinzulegen. Was es nun mit der Komponente „schizophren“ auf sich hat, stellt er auf „Hass“ unter Beweis, in welchem er ständig seine Persönlichkeit wechselt, um aus verschiedenen Perspektiven zu berichten. Eindrucksvolle Darbietung. Wer auf Psychothriller a la „Das Schweigen Der Lämmer“ steht, wird mit dem Bonustrack „Ich Mal Ein Bild“ seinen Spaß haben, denn hier erzählt Olli von einem fiktiven Mord und versucht den Hörer davon zu überzeugen, dass die Ermordete schuld sei. Großes Kino!
„Schizogenie“ wird nicht, wie angekündigt, alles verändern, aber Banjo hat definitiv eine neue Ebene erreicht und zeigt sich als kompletter Künstler. Das er nicht nur Rappen sondern auch Singen kann, manifestiert er mit diesem Album ein weiteres Mal. Die Meinungen über dieses Album werden wohl soweit auseinander gehen wie die Kontinente, da das Album streckenweise relativ hart ist, doch ändert das nichts am Gesamtbild. Überragende Vorstellung, Herr Otubanjo!