Transportgigant

Die „Giganten-Familie“ hat Zuwachs bekommen – Transportgigant stellt sich vor und reiht sich ein in die erfolgreiche Spieleserie von Jowood. Wie der Name schon fast erahnen lässt geht es ums Transportieren und das heißt hier alles auf allen Wegen. Zu Lande, zu Wasser und in der Luft werden wahlweise die USA oder Europa mit jeder Art von Transportnetz überzogen. Zeitlich dürfen wir uns beim Spielen zwischen 1850 und 2000 einordnen, was dann auch gleich die zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel bestimmt. Während am Anfang nur die Entscheidung ansteht, ob man Ochsen oder Pferde vor die Karren und Kutschen spannt, so hat man am Ende der technischen Entwicklungen die Qual der Wahl zwischen diversen Zügen, Flugzeugen, Schiffen und Automobilen. Liebhaber kommen beim Transportgigant aufgrund der Umsetzung vieler Orginalfahrzeuge auf alle Fälle auf ihre Kosten. Neben der emotionalen Entscheidung für ein Transportmittel muss natürlich auch berücksichtigt werden, wie viel man wie schnell wohin transportieren will und natürlich was der eigene Geldbeutel hergibt. Kostenintensiv ist auch der Auf- und Ausbau der Strecken und Terminals für unsere Transporte und deren Instandhaltungsgebühr, die jeden Monat aufs Neue anfällt. In Sachen „Aufbau“ war es das dann auch im Spiel, denn mit dem Bau anderer Gebäude selbst hat man nichts zu tun. Es müssen nun nur noch die richtigen Stellen miteinander verbunden werden, damit der Wirtschaftsfluss in Gang gesetzt wird, d.h. die Rohstoffen (Erz, Holz, Öl, Milch usw.) zu den Fabriken (Stahlwerk, Sägewerk, Raffinerie, Molkerei…) bringen und dann die Endprodukte weiter in die Städte oder wo auch immer diese benötigt werden. Bei 60 verschiedenen Gütern gibt es dabei immer genug lukrative Möglichkeiten für gewinnbringende Strecken. Neben den ganzen Waren warten in den virtuellen Städten natürlich auch die Bewohner nebst deren Post und Müll darauf befördert zu werden. Für jedes Produkt gibt es dabei eine Funktion zwischen Zeit und Gewinn. Während Rohstoffe bei jeder Transportzeit fast gleich viel einbringen, wollen z.B. Fahrgäste oder auch Eis so schnell wie möglich dahin gebracht werden, wo sie hingehören. Im Verlauf des Spiels gibt es mit fortlaufender technischer Entwicklung immer wieder neue Fahrzeuge und Industrien und auch die Städte wachsen, wenn sie ausreichend versorgt werden.

Gameplay:

Beim Start des Programms landet man ohne lange Umschweife (kein Intro) gleich im Hauptmenü. Hier gibt es neben wenigen Einstellungsmöglichkeiten die Wahl zwischen zwei Spielmodi: Kampagne und Endlosspiel jeweils aufgeteilt auf die USA und Europa. In den Kampagnen werden dem Spieler durch die verschiedenen technischen Stufen hindurch Aufgaben gestellt, die innerhalb einer bestimmten Zeit bewältigt werden müssen. Beim Endlosspiel (wie der Name schon sagt) gibt es keine Zeitbeschränkung und man kann, nachdem man eine von diversen gut gestalteten Karte, die Anfangszeit und null bis drei ordentlich spielende CPU-Konkurrenten gewählt hat, losspielen und die gesamte Karte vernetzen. Auch wenn das Endlosspiel erst im Jahr 9000 endet, gibt es einen technischen Fortschritt nur bis 2050. Am Ende gibt es eine Bewertung der wirtschaftlichen Leistung. Sollten irgendwann alle mitgelieferten Endloskarten durchgespielt sein, können per Zufallsgenerator immer wieder neue Karten erzeugt werden. Der Schwierigkeitsgrad kann vor jedem Endlosspiel und jeder Kampagnenkarte aus 3 bzw. 4 Stufen gewählt werden. Die vierte Stufe ist der sog. Sandkasten-Modus. Dieser ermöglicht es im Endlosspiel ohne finanzielle Einschränkungen alle erdenkbaren Strecken zu realisieren. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt!Die Menüführung ist leicht zugänglich, aber leider an manchen stellen etwas unübersichtlich. Die beiden wichtigsten Menüs befassen sich mit Streckenbau und Fahrplangestaltung und genau hier gibt es einige Kritikpunkte. Abschnitt für Abschnitt werden die Strecken für unsere Transporte gelegt und müssen am Ende mit einem letzten Klick bestätigt werden. Was als gute Idee zur Vermeidung von unnötigen Fehlern erscheint, entpuppt sich am Anfang des Spielens immer wieder als Auslöser von lauten Flüchen des Spielers, weil man genau diesen letzten Klick vergisst und alles noch einmal von vorn aufbauen muss. Beim Zusammenstellen der Fahrpläne müssen eines oder mehrere vorher erworbene Fahrzeuge ausgewählt und alle anzufahrenden Stationen einzeln auf der Karte angeklickt werden. Bei großen Karten und langen Strecken artet es schnell in mehr Arbeit aus als notwendig wäre. Auch Fahrplanänderungen sind so etwas umständlich. Hat man seine Strecken fertig gestellt, dann müssen diese noch von kleinen Arbeitern gebaut werden, bis man endlich lostransportieren kann. Die Fahrzeuge verhalten sich im Großen und Ganzen recht intelligent. Nur wenn viele Fahrzeuge auf den Strassen gleichzeitig unterwegs sind oder man Strecken ändert, kommt es manchmal dazu, dass die Fahrzeuge sich gegenseitig blockieren oder einfach stehen bleiben. Diese Zustände lösen sich nach einiger Zeit meist von selbst, aber es nervt schon, wenn die Rohstoffe immer vor der Fabrik stehen bleiben, während die Transporte mit die produzierten Güter immer leer vom Hof fahren.Wer sich jetzt noch fragt, ob ich vergessen habe, das Tutorial oder einen Mehrspielermodus zu erwähnen, den muss ich enttäuschen, denn beides fehlt im Spiel – leider!

Grafik:

State-of-the-art Iso-Grafik!?Neija, hier kommt die Frage auf, ob Iso-Grafik noch zeitgemäß ist? Insgesamt ist die Grafik veraltet und bieder, was sowohl für die Landschaft als auch für die Fahrzeuge gilt. Die Spielwelt ist leider etwas unbelebt, woran auch die paar herumlaufenden Tiere und herumfliegenden Heißluftballons nichts ändern können. Höhenunterschiede sucht man auf den Karten vergeblich. Auch wenn das Baumenü innovative Kurventeile für den Schienenbau zur Verfügung stellt, werden die Straßen immer noch altbacken im 90° Winkel gebaut. Auf der anderen Seite muss man natürlich eingestehen, dass die Grafik für diese Art von Spiel nur eine untergeordnete Rolle spielt und somit eher als zweckmäßig denn als innovativ bezeichnet werden muss.

Musik:

In Sachen Musik und Sounds muss Jowood auf alle Fälle mal nachsitzen! Die an die zeitlichen Epochen angepasste Hintergrundmusik schaltet man spätestens nach 5 Minuten ab, weil sie richtig nervt! Die Umgebungs- und Fahrzeuggeräusche werden in kurzen Samples eingespielt, wenn man mit dem Kartenabschnitt etwas länger am entsprechenden Objekt stehen bleibt. Die kurzen Sequenzen steigern den Eindruck einer belebten Welt leider kaum und werden im Laufe des Spiels auch irgendwann nicht mehr wahrgenommen. Soll heißen: Stören nicht, geht aber auch ohne!

Fazit:

Das Spiel „Transportgigant“ reiht sich, wie anfangs schon gesagt, fast nahtlos in die Giganten-Familie ein. Richtige Innovationen sucht man vergebens und auch die technische Umsetzung ist eher veraltet. Freunden von Aufbausimulationen, die vielleicht auch gerne die anderen Teile der Jowood-Serie gespielt haben, wird der Transportgigant trotzdem Spaß bringen und man kann dann auch über die etwas umständlich Steuerung hinwegsehen. Durch die vielen umgesetzten Orginalfahrzeuge gibt es immer wieder Abwechslung und glänzende Augen bei Liebhabern. Auch die Karten sind ausgewogen gestaltet und bieten anspruchsvolle Aufgaben. Positiv hätte sich vielleicht auch ein Mehrspielermodus ausgewirkt, aber der ist leider nicht vorgesehen. Einsteiger in das Genre sollten – auch wegen des fehlenden Tutorials – auf einen anderen Titel setzen.

Zusammenfassung:

Pro:
+ viele unterschiedliche Transportmittel
+ viele umgesetze Orginalfahrzeuge
+ gut gestaltete Karten

Contra:
– veraltete Grafik
– umständliche Steuerung
– nervige Musik
– kein Tutorial und Mehrspielermodus