Bruce Lee – Return of the Legend

Was soll man über Bruce Lee noch sagen, was nicht schon tausendmal gesagt wurde? Was soll man noch spielen, wenn man schon tausend Sidescroll-Beat´m´Ups gespielt hat? Wenn´s nach Vicarious Visions geht, sollen wir den neuesten Streich der Crash 2 Macher spielen. Was uns der Titel bietet, liegt offensichtlich auf der stahlbetongestählten Handkante: Durch mehr als 30 Level kämpft ihr euch mit Brutze Li in verschiedenen freispielbaren Outfits (na ja, 5 sind´s nur, und 2 davon sind direkt am Anfang vorhanden, und eigentlich ist es ja irrelevant, mit welchem Kostüm man nun spielt). Dass dabei nicht viel auf Story und Rätseleinlagen Wert gelegt wird, leuchtet jedem ein, der die Dialoge von „Die Kralle des Todes“ auswendig kann (ja, alle 10 Sätze).

Also sehen wir unseren guten alten Bruce schick in dem von uns vorher gewählten Kostüm von der Seite und bewegen uns dabei in den 2D-Leveln hauptsächlich von links nach rechts und verprügeln ne Menge ganz besonders böser Schurken. Damit das über die gesamte Distanz nicht zu eintönig wird, spendierte uns VV zwischendurch noch ein paar (sauschwere!!!) Stealthmissionen, in denen Bruce auf keinsten Fall von den Gegnern gesehen werden darf. Zu diesem Zweck gibt es Hintergrundobjekte wie etwa Türen oder Höhlen, in deren Schatten sich unser guter alter Turnhosenfetischist fix per Druck auf die nach-oben-Taste versteckt. Werdet ihr von einem Gegner in diesen Stealthmissionen entdeckt, heißt es meist, den Level neu zu beginnen – was auf Dauer recht frustrierend ist, da die Gegner einen schon entdecken, bevor sie überhaupt auf dem Bildschirm erscheinen, und bei ihren Wachgängen immer von rechts nach links gehen… das im regelmäßigen Zeitabstand und über eine Distanz von vielleicht 3 Metern…

Viel gelungener ist die große Movevielfalt ausgefallen, es gibt mehr als 20 verschiedene Moves, die alle mit den entsprechenden Schinkenklopfsounds begleitet werden. Dabei ist eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei, sei es der Kinn-to-Brain-Scherenkick oder das lockere KO-Schlagen des Gegners über die Schulter, während man vorne einen anderen Gegner bearbeitet. Das ganze hat allerdings einen nicht zu vernachlässigbaren Haken: Ihr braucht NIEMALS die ganzen Moves, einfaches Hämmern auf Punch und Kick bringt euch genauso schnell voran, und für die ganzen Tastenkombos ist es im Kampf eh viel zu hektisch.

Grafisch kann man sich eigentlich nicht beklagen, die Animationen, die den Reiz dieses Genres mit ausmachen, sind topp gelungen und simulieren ausgezeichnet das virtuelle Abbild unserer Lieblings-Mikado-waffenscheinpflichtig-Macher. Die Levelhintergründe, die einem permanent vorgeklatscht werden, sind wie ein Butterbrotmesser: auf der einen Seite stumpf, auf der anderen Seite nur bedingt scharf. Soll heißen, manchmal sind die Hintergründe sehr schön und geizen nicht mit Details, und einen Level später weiß man nicht mehr, ob´s Häuser, Türen oder Mageninhalte darstellen soll.

Auch soundtechnisch hat man sich nicht gerade viel Mühe gegeben, zwar kommen die Kampfgeräusche recht gut und lehnen sich stark an die Filmvorlage an, ich werde jedoch das Gefühl nicht los, sie wären direkt aus den Filmen aufgenommen. Zudem sind sie die einzigen Geräusche, die ihr während des Spiels vernehmen werdet, außer dem manchmal auftönenden (und sehr bald abgewürgten… hähä) Geräusch der Pfeife eines Wachmanns, wenn er euch gesehen hat.

Fazit:

Alles in einem ist das Spiel eher was für zwischendurch und dann nur, bis man´s einmal durchhat. Die Kämpfe machen zwar Spaß, doch mangelt´s zu stark an Abwechslung, als dass man es zweimal durchspielt (wenn man´s denn überhaupt einmal tut). Nur wegen Bruce, dem (in meinen Augen) einzigen Mann auf der Welt, der Leggings trägt und dabei verdammt cool aussieht, lohnt es nicht, mit dem Kauf zu liebäugeln, da investiert man das Geld besser in alte Videos vom Chef persönlich.

Pro:
– Movevielfalt
– Gute Animationen
– Macht so für zwischendurch durchaus Spaß

Contra:
– Es ist zu eintönig
– Die Stealthmissionen sind zu frustrierend
– Der Schwierigkeitsgrad ist nicht gut
ausbalanciert und variiert mitunter von Level zu Level
– Die Endgegner sind ein Witz! Viel zu stumpfsinnig und nur mit mehr Energie als alle anderen Gegner
– Es wird schnell langweilig, weil man schnell merkt, das man schnell vorankommt, wenn man schnell die Tasten drückt

Singleplayer:4
Publisher: Vivendi Universal
Developer: Vicarious Visions
Spieler: 1
USK: 12