Ape Escape 2

Nach über 1,5 Millionen verkauften Exemplaren des ersten Ape Escapes für die gute alte PSOne schlagen die Affen jetzt auf 128 Bit zurück. Mit mehr als 20 Levels, 3 freispielbaren Minispielen und jeder Menge Affen fährt Sony ein dickes Geschütz gegen den momentan stärksten PS2-Hüpfer Sly Raccoon auf. Ob die Affen dem Waschbären das Wasser reichen können, lest ihr im Test.

Als erstes mal zur Story. Wer den ersten Teil bereits gespielt hat, kennt schon die Intelligenzhelme, die aus normalen Affen hochintelligente, aber leider auch leicht manipulierbare Superaffen machen. Im ersten Teil stellte sich Kakeru gegen die Affenhorde unter der Führung des bösen Spectres und konnte sie erfolgreich in die Flucht schlagen. Im zweiten Teil spielt Hikaru, Kakerus Cousin, die Hauptrolle und muss sich wieder einmal der Affenbrut samt Spectre erwehren. Nur sind jetzt die Affen noch gemeiner, noch bösartiger und noch schlauer. Will uns zumindest der Packungstext suggerieren, die Wahrheit sieht ein wenig anders aus, aber dazu später…

Im Prinzip gibt es 7 verschiedene Affenarten, die sich alle durch eine farbige Hose voneinander unterscheiden. Da wären zum Beispiel die Affen in hellblauen Hosen, die extrem feige sind und sich bei jedem von Hikaru verursachten Geräusch hinter Büschen und Ähnlichem verstecken. Oder die Affen mit schwarzer Hose (und fetter Sonnenbrille!), die ganz besonders aggressiv sind und zu allem Überfluss noch mit einem Maschinengewehr ausgestattet sind. In jedem Level gibt es verschiedene Arten von Affen, die quer durch die Abschnitte verteilt sind. Es muss immer eine bestimmte Anzahl von Affen pro Level gefangen werden, um das Level zu beenden. Welche (oder in welcher Reihenfolge) man fängt, spielt dabei keine Rolle. Nach ca. jedem 4. Level wartet dann noch mal ein ganz besonderer Affe auf euch, der den Endgegner eines Abschnitts darstellt. Davon gibt es insgesamt 5, also summa summarum 20 Level und mehr als 150 Affen zu fangen.

Hikarus „Waffen“-Arsenal ist dabei auf die Buttons gelegt, gesteuert wird eigentlich komplett mit den beiden Analogsticks, nur gesprungen und Kamera gewechselt wird mit den Shoulderbuttons. Der linke Stick dient hierbei der Fortbewegung, und der rechte zum Benutzen der Waffe, die man vorher auf einen der 4 Buttons gelegt hat. Hierbei ist zu beachten, dass Hikaru die Waffe in der Richtung relativ zur Kamera benutzt und nicht relativ zu seiner Position, was bei manchen hektischen Kamerafahrten die Affenjagd extrem erschwert. Das Fangen selber gestaltet sich hingegen einfach: Zwar wird in der Anleitung deutlich darauf hingewiesen, dass es verschiedene Arten von Affen gibt, Unterschiede im Spielverlauf machen sich jedoch keine bemerkbar. Anstatt sich anzuschleichen oder die Affen zu überlisten, hat sich ramboartiges Drauflosstürmen und Netz-Umherschwingen als praktischer erwiesen. Schade, da war mehr Potenzial drin. Die Waffen, die in diesem Spiel übrigens Gotchageräte heißen, sind sehr phantasiereich und vielseitig, es gibt Bananenbumerangs, die die Affen anlocken, ein Affenradar, mit dem man angepeilte Affen genau beobachten kann, und so weiter. Leider ist dem Forscherdrang ein absolutes Holzhammerprinzip entgegengesetzt, sodass man nicht Spaß am Experimentieren hat, sondern auf den ersten Blick sieht, welches Gerät man an welcher Stelle einsetzen muss.

Im Allgemeinen muss angemerkt werden, dass sich dieses Spiel vor allem an junge Spieler richtet, da vor allem durch den (meiner Meinung nach unzumutbaren) Animestil eine pokemonartige Atmosphäre geschaffen wird, der Schwierigkeitsgrad kann allenfalls als leicht beschrieben werden. Zwar gibt es viele Sachen zu entdecken, jedoch müssen diese Boni für bare Münze (in diesem Fall ganze 10!) im Hauptquartier zwischen den Levels eingetauscht werden. Und als erfahrener Spieler ist es ein Klacks, in den Levels mehr als 100 Münzen zu sammeln. Und spätestens ab da fragt man sich, was die Entwickler dazu bewegt hat, diese Bonusanimationen so lange laufen zu lassen. Man verbringt praktisch fast mehr Zeit mit dem Umtauschen seiner Münzen als mit dem Spielen der Levels. Zu erwerben gibt es beispielsweise Artwork von Hikaru mit seinem Babyaffen Pipotchi, den er immer an seiner Seite hat. Absolut überflüssig und unabgestimmt (zumindest für Leute, die mit Anime im Sinne von Poke, Dragonball usw. nichts anfangen können)

Grafisch lässt sich nichts bemängeln, es wird einem konstant Durchschnittskost geboten. Nicht spektakulär, aber auch nie schlecht. Beeindruckend ist vor allem die Vielfalt der Level, kein Level gleicht vom Thema her dem anderen. Da gibt es alte Ninjatempel zu erkunden, Unterwasserwelten am Sandstrand, eine Affeninsel, ein Kasino etc. Leider sind die Level etwa ab dem 8. Level etwas unübersichtlich, da man nach 14 gefangenen Affen nicht genau weiß, in welcher Richtung man jetzt noch groß suchen soll, Hilfsmittel wie Karte, Kompass oder ähnliches gibt es nur in Form des Affenradars, der eine SEHR begrenzte Reichweite besitzt. Pro:
– witzige Minispiele (Affenfußball, Tanz Affe Tanz…)
– konstante Bonbonknalleffektfarbengrafik
– das Spiel läuft in einem durch, d.h. es gibt keine unnötigen Ladezeiten oder Spielunterbrechungen
– viele freispielbare Boni (siehe jedoch auch Contra)
– Alle Affen in den Levels zu finden, ist fordernd, ebenso der Timetrialmodus
– Gute und witzige Animationen
– Unterschiedliche Grafiksets in den Levels

Contra:
– Grafik detailarm und voller riesiger Texturen
– Für Nicht-Anime-Fans kaum zumutbar
– Steuerung nicht optimal, nicht leicht zugänglich
– Überraschungstaktiken zum Fang der Affen überflüssig
– Schlimmer Sound (wahrscheinlich nur für Nicht-Anime-Fans)
– Schnell verbringt man mehr Zeit an der Bonimaschine als in den Levels
– Interessantes Spielprinzip zu sehr für Kinder zusammengestutzt
– Oft ungünstige Kameraperspektive
– Vor allem in späteren Levels geht die Übersicht verloren

Fazit: Nur Pokemon&Co-Fanatiker sollten dieses Spiel mal anspielen, alle anderen werden wahrscheinlich keinen dauerhaften Spaß an dem Spiel haben. Eher was für Freaks.

Hersteller: Sony Computer Entertainment Europe
Publisher: Sony Computer Entertainment Europe
Spieler: 1 (Minispiele 2)
USK: keine Altersbeschränkung