Ghost Recon

Nach den überaus erfolgreichen Tom Clancy Spielen auf diversen Systemen (allen voran dabei das unvergessene Rainbow Six für PC) wird nun endlich die PS2 mit einer Konvertierung eines Tom Clancy Themas bedient. Hierbei handelt es sich um das etwa ein Jahr alte Ghost Recon, wobei in der PS2-Fassung noch das damals für den PC seperat erhältliche Expansion Pack „Desert Siege“ gleich dazugepackt wurde.

Tja, liebe Zockergemeinde, was darf man von PC-Konvertierungen auf der PS2 erwarten? Wir alle erinnern uns an das gute alte Half-Life, das einen auch auf der Konsole in den Bann zog, wie auch an das ebenfalls gute Baldurs Gate, welches jedoch mit einem sehr actionlastigen Spielprinzip auftrumpfte (im Gegensatz zur eher rollenspiellastigen PC-Version).

Erstmal: Technisch ist alles einwandfrei gelungen, Grafik und Sound sind Standard bis sehr schön, und auch in Sachen Optionsvielfalt steht die PS2 dem PC-Vorbild in nichts nach. Hier und da wurden sogar noch einige der Texturen aufgefrischt und lassen das Game im Ganzen nun besser als die PC-Version aussehen. Grafik und Sound sind also in jedem Fall top und gut gelungen.

Wie stehts aber mit dem Gameplay, dem wichtigsten Kriterium für gute Spiele? Gerade bei Konvertierungen vom PC ist die Umsetzung der Steuerung einer der Knackpunkte, an denen sich entscheidet, ob ein Spiel spielbar wird oder zu einer „Welche drei Tasten muss ich nochmal drücken um die Tür zu öffnen?“-Tortur mutiert. Wo der PC-Spieler Tastatur und Maus zur Verfügung hat, muss sich der durchschnittliche PS2-Spieler mit einem Joypad mit 12 Buttons abfinden. Und gerade hier ist den Entwicklern von Red Storm fast schon ein Geniestreich gelungen: Selten war ein Spiel mit derartig vielen (und auch dringend benötigten!) Befehlen ausgestattet und trotzdem intuitiv und aus dem Handgelenk beherrschbar geblieben. Damit geht die Steuerung eures Soldaten quasi in euch über, und nach kurzer Eingewöhnung könnt ihr eure Soldaten im Schlaf durch ein feindliches Lager dirigieren. Womit wir zu einem weiteren wichtigen Punkt kommen: Dieses Spiel ist wohlgemerkt ein Taktik-Shooter und KEIN Ego-Shooter. Soll heißen: Ihr kämpft nicht allein auf weiter Flur, sondern habt ein bis zu 6 Mann starkes Team unter Kontrolle, zwischen denen ihr hin- und herwechseln könnt und denen ihr auf einer Kommandokarte Befehle wie „Stellung halten“, „Bereich observieren“ etc. geben könnt. Einzelgänger-Rambostylee-Aktionen bringen euch in diesem Spiel also definitiv nicht weit, da vor allem auf den höheren Schwierigkeitsgraden (von denen es insgesamt drei gibt, wobei der schwerste am meisten Spaß macht) die gegnerischen Soldaten sehr oft in enormer Überzahl sind und schnell und genau abdrücken. Also ist Teamarbeit angesagt, was ungefähr so aussehen könnte: Das erste Team sichert das Tal, indem ihr es auf die Bergkuppe schickt, während das zweite Team von euch gesteuert langsam in das Tal weiter vorrückt. Hat das zweite Team eine gute Position, ordnet ihr ihm einen Bereich zu, den es sichert, wechselt auf das erste Team und rückt nach usw. Das alles geschieht mit wenigen Kommandos, astrein gelöst. Den Großteil des Spieles spielt ihr aus der Egoperspektive als Anführer des Teams, wobei ihr natürlich zwischen den einzelnen Teammitgliedern, die ihr euch vorher ausgesucht und ausgerüstet habt, hin und her wechseln könnt. Die anderen Teammitglieder trotten dann brav dem von euch kontrollierten Soldaten hinterher, während das andere Team (sofern es keine andersartigen Befehle hat) auf der Stelle verharrt und sichert.

Die Level sind sehr vielseitig gestaltet, es geht durch weite Täler, dichte Wälder, Städte und in die Wüste. Insgesamt gibt es 24 Missionen, davon 16 in der Ghost Recon Kampagne und 8 in der Desert Siege Kampagne. Dabei ist noch zu erwähnen, dass in der Ghost Recon Kampagne im baltischen Raum und in der zusätzlich enthaltenen (aber erst nach Beendigung der Ghost Recon Kampagne freigespielten) Desert Siege Kampagne in Afrika gekämpft wird.

Genug zur Einzelspielerkampagne, jetzt mal zum Mehrspielermodus: Da erwartet uns auf den ersten Blick nichts neues: Versus Modus (der hier übrigens einfach „Überleben“ heißt) sowie Kooperationsmodus (sowohl kooperative Mission, d.h. normale Missionsziele mit zwei Spielern als auch kooperatives Feuergefecht, was bedeutet, dass ihr zu zweit alle Feinde niedermähen müsst). Nach kurzer Spielzeit im Co-Op Mode weiß man, warum sich dieses Spiel gelohnt hat: Der Kooperationsmodus ist einfach genial, jeder hat einen Soldaten (leider kein Team), und gekämpft wird per Splitscreen. Dabei gilt es, die normalen Missionsziele des Levels zu erfüllen. Und es macht einfach nur Spaß, was man vom VS Mode nicht behaupten kann. Die Level sind einfach zu groß, als dass man vernünftig 1 gegen 1 spielen kann, überflüssig!

Kritik kann man an dem etwas starren Levelaufbau anbringen, Gegner erscheinen jedesmal an der gleichen Position, und überaus intelligent sind sie auch nicht.

Fazit ist:
Alles in allem sollten die Gegner einfach viel heftiger auf ein 6-Mann-Team von Green-Beret-US-Armee-Spezial-Killer-Einheiten reagieren, als hinter einem Stein verschanzt darauf zu warten, dass unser Team einschläft oder so. Trotzdem ist dieses Spiel einfach ein Spiel, das aufgrund seiner packenden, realistischen Atmosphäre und dem sehr schönen Kooperationsmodus eine Menge Spaß macht. Quasi ein Überraschungshit, dem man erst nach einiger Zeit den richtigen Spielspaß abgewinnt. Hier sollte jeder Fan der Tom Clancy Serie zugreifen, und alle Ego-Shooter-Freaks da draußen sollten es wenigstens mal anspielen, geballert wird schließlich auch…

Pro/Contra:
+ Exzellente Steuerung
+ macht im Multiplayer einen Heidenspaß
+ Abwechslungsreiche Missionen
+ Größtenteils Grafik auf dem modernsten Stand

– recht starrer Levelaufbau
– schwache Gegner-KI
– Versusmodus unbrauchbar

Bewertung:
Multiplayer 6
Singleplayer 5
Fazit: 5-6

Titel: Tom Clancy´s Ghost Recon
Plattform: Sony Playstation 2
Entwickler: Red Storm Entertainment
Vertrieb: UbiSoft
Genre: Taktikshooter
Spieler: 1-2
USK: 16