Scarabeuz – Sultan des Rap

Scarabeuz heißt der junge Mann, dessen neun Tracks starke EP mich hier erreicht. Der Name ist mir bisher kein Begriff, also bin ich sehr gespannt, was mich wohl erwartet. Auch wenn das über die Musik natürlich gar nichts aussagt, muss ich doch erwähnen, dass die Promo-Mappe, in der sich die CD befindet, die aufwendigste und schönste ist, die ich bis jetzt bekommen habe. Die Grafik und die gesamte Aufmachung deuten darauf hin, dass das Ganze eine orientalische Richtung einschlagen wird. Beim Durchhören erweist sich diese Vermutung als richtig. Scarabeuz ist ein „Ägypto-Berliner“, dessen enge Verbundenheit mit dem Islam in vielen seiner Songs zum Tragen kommt. Die Art und Weise, auf die er mit diesem Thema umgeht, finde ich dabei sehr beachtlich. In Zeiten, in denen religiöse Themen grundsätzlich sehr sensibel gehandhabt werden, schafft es Scarabeuz, völlig unverkrampft die Liebe zu seiner Religion wiederzugeben und räumt dabei gleichzeitig noch mit einigen Vorurteilen auf. Von dieser Blickrichtung her kann ich die Scheibe schon mal empfehlen.Weiterhin positiv zu erwähnen sind die äußerst gelungenen Produktionen, für die sich durchgängig das Produzententeam DJ Ses und Volkan Malkoc verantwortlich zeigt. Wirklich sehr ordentlich, was es da als musikalischen Anteil auf die Ohren gibt.Doch zurück zu Scara. Das komplette Produkt ist anders, als das, was man sonst so im Moment zu hören bekommt. Das bezieht sich auf die bereits erwähnte Themenwahl, aber auch auf den Rapstil. Scarabeuz rappt durchaus gekonnt und sicher, aber auf eine ganz eigene und relativ festgelegte Art. Sie passt zu dem, was er rüberbringen will, nur würde ich sie teilweise als nicht ganz zeitgemäß bewerten. Das fällt aber nicht so negativ ins Gewicht, weil sich hier mal einer getraut hat, nicht mit den aktuellen Strömungen mitzugehen, sondern sein ganz eigenes Ding durchzieht – und zwar überzeugend, nur evtl. etwas zu konsequent. Das könnte ihm von Aktualitäts- und Einheitsbreifanatikern angekreidet werden, ich tue es jedenfalls nicht.Unterstützt wird er dabei von einer ganzen Menge befreundeter Künstler. Besonders erwähnenswert finde ich den Featurepart von Azra, der eine sehr gelungene Performance abliefert. Meine Favoriten auf der CD sind einmal die Berlin-Hymne „Aus Berlin“, bei der Bektas, Dozer und Sirlan gefeaturet sind, sowie der Song „Wir vermissen Dich“, der dem verstorbenen MAXIM gewidmet ist. Letzterer Song ist besonders lobenswert, weil die tatsächliche Verbundenheit des Künstlers zu Maxim deutlich wird und er gelungen darstellt, was der Tod von Maxim für einen großen Verlust für Berlin, Hip-Hop und jeden, der sich in dieser Kultur bewegt und mit deren Ideale identifiziert, bedeutet.Insgesamt eine außeralltägliche Platte mit positiver Grundhaltung, die eine Alternative zum gängigen Output bietet.