Roy Ayers – Virgin Ubiquity II: Unreleased Recordings 1976-1981

Knapp eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis man bei BBE bereit war, zum zweiten Schlag auszuholen: Im Rahmen der „Lost & Found“-Serie des Londoner Labels erscheint nun die schlicht „Virgin Ubiquity II: Unreleased Recordings 1976-1981“ betitelte Scheibe von Vibes-Altmeister Roy Ayers. Wie schon ihre Vorgängerin wartet sie mit Material aus einer Zeit auf, als „Harddiscrecording“ noch ein Fremdwort war und analoges Equipment den Sound hervorbrachte, der wegen seiner Wärme, Geschmeidigkeit und Groovyness von so vielen HipHop-Producern als Samplequelle geschätzt wurde. An sich ist es fast schon Pflicht, eine solche Platte auf Vinyl zu hören und den Fans dieses Mediums kann vorab eine gute Nachricht überbracht werden: BBE hat, obwohl die Anzahl der Songs im Vergleich zum Vorgänger nicht gestiegen ist, noch mal einen draufgepackt und lässt „Virgin Ubiquity II“ nun auf Dreifach-Vinyl erscheinen. Das erlaubte es, die Spuren breiter zu schneiden, was zur Konsequenz hat, dass die Scheiben etwas mehr Druck haben. Ansonsten gibt es für Fans wenig wirklich Überraschendes, sondern genau das, was man von Roy Ayers erwarten durfte. Uptempo Dance-Nummern mit heftigem Funkbass und nicht minder funkigem Arp-Synthesizer wie bei „Release Yourself“, mit dem man auch heute noch jede Tanzfläche zum Kochen bringen wird. Gechillte Nummern mit leichtem Spoken Word-Charakter wie „I Am Your Mind Part 2“ oder das großartige „Liquid Love“ mit Sylvia Cox, bei dem der Meister einmal mehr mit einem über viele Takte gezogenen, hohen Synthiestreichersatz für glasig sonnige Atmosphäre sorgt. Ziemlich furchtbar und damit absolute Regel-bestätigende Ausnahme nur der Song „Third Time“, der mit einer „lässigen Springbassbegleitung“ aufwartet, wie mein Musiklehrer wahrscheinlich gesagt hätte. Weshalb das auf die Platte musste, erschließt sich auch nach wiederholtem Hören nicht. Als abrundendes Highlight dann noch eine spätere Version seines Überhits „Sunshine“. Sehr schön.