Raekwon für seinen Teil hat mit "Only Built 4 Cuban Linx 2“ ein Album abgeliefert, was musikalisch nahezu nahtlos an die erste Platte anknüpft. Das bedeutet aber in diesem Fall leider nicht, dass das Wu-Tang Member den Sound von damals perfekt auf den Status Quo heutiger Produktionen übertragen hat und man trotz Anleihen an früher hört, dass wir uns im Jahre 2009 befinden. Nein! Das bedeutet: Diese Platte hätte genauso gut im Jahre 1995 erscheinen können. Nur dass das Gesamtwerk jetzt natürlich weniger rough klingt.
Von vorne bis hinten, auf jedem einzelnen der 24 Tracks, ist sich Raekwon treu geblieben. Thematisch schwankt sein viertes Soloalbum wie gewohnt zwischen Kung Fu-Ästhetik ("House Of Flying Daggers“ mit Method Man, Inspektah Deck und Ghostface Killah) und Mafia-Drogen-Geschichten (Das Cappadonna und Ghostface Feature "10 Bricks“). Beide Tracks stammen übrigens aus der Beatschmiede der verstorbenen Produzentenlegende J Dilla und dürften manchem HipHop Fan, Tränen der rührseligen Erinnerung in die Augen treiben. Im Allgemeinen wartet produktionstechnisch die ein oder andere Überraschung auf den Hörer/die Hörerin. Neben dem ehemaligen Slum Village Mastermind geben sich auch noch Größen wie Necro, Mathematics, Pete Rock, Alchemist und natürlich Wu-Tang Hausproduzent RZA die Ehre, doch trotz dieser Vielfalt klingt das gesamte Album wie aus einem Guss.
Lediglich die Beats von Westcoast-Urgestein Dr. Dre wollen in ihrer swingenden Zurückgelehntheit nicht so ganz dazupassen.
Nichtsdestotrotz kann der von Dre produzierte Track "About Me“ samt raptechnischer Unterstützung von Busta Rhymes wohl zu einem der eingängigsten und ansprechendsten Songs der Platte gezählt werden. Außerdem erinnern die Summ-Elemente an den Howard Stern Film. Die Stelle, an der sich eine sexuell aufgeladene Radio-Zuhörerin nackt auf eine Box setzt, und der Radiomoderator sehr laut und tief ins Mikro summt, damit die Box ordentlich brummt und sie dadurch zum Orgasmus kommt.
Im Allgemeinen muss festgestellt werden, dass "Only Built 4 Cuban Linx 2“ keinerlei Ausfälle verzeichnet. Egal ob fesselndes Storytelling a la "Sonny’s Missing“ oder Ohrwurmtauglicher "Der Pate“-Sample bei "Black Mozart“. Alle 24 Tracks lassen sich am Stück hören, ohne dass einen das zwingende Bedürfnis befällt, weiterzuskippen.
Das habe ich für meinen Teil nicht bei sonderlich vielen Alben. "New Wu“ und "Kiss The Ring“, das Sample stammt hierbei von Elton Johns "Yellow Brick Road“, erinnern mich außerdem daran, warum ich nach wie vor so sehr in HipHop verliebt bin.
Raekwons viertes Album lässt mich zurück denken an die Zeit, in der man noch vorbehaltlos zugeben konnte, dass man Rap hört. In der man nicht an Curse oder Blumentopf verwiesen wurde, wenn man Musik hören wollte, die einen glücklich macht. Vielleicht wird dieses Album so positiv vom Großteil der Öffentlichkeit aufgenommen, weil es für eine andere Ära steht, an die alle sehr gerne zurückdenken. Man mag dem Künstler vorwerfen, dass er nicht am Puls der Zeit sei, dass stetige Weiterentwicklung zum Musikerdasein dazugehöre und so weiter, aber wie kann etwas schlecht sein, was so schön ist?
Vielleicht kein Klassiker wie der erste Teil, doch nichtsdestotrotz ein super Album. Danke Raekwon.