Hey cool, in der iTunes Edition gibt’s zwei Bonustracks! Und in der Amazon Edition auch einen! Dann gibt’s noch vier in der Limited Fan Box und drei in der Premium Edition. Dann gibt’s auch noch eine Collectors Edition bei der zwei Bonustracks am Start sind. Moment mal? Das sind aber viele Songs. Und ich muss mich jetzt entscheiden. Irgendwie kann ich auch 40€ für die Limited Fan Box latzen und komme trotzdem nicht in den Genuss des kompletten Albums. Weil da sind ja noch die iTunes– und die Amazon– und die Premium-Tracks, die ich nicht kriege. Ich komme mir jetzt ganz schön dumm vor, so viel Kohle raus zu buttern und immer noch nicht alles zu haben, was da so an Musik bei ist.
Tja, irgendwie hat sich das in den letzten Jahren schleichend etabliert. Früher gab es gelegentlich auch mal eine Premium Edition mit ein paar Bonustracks, aber das war’s dann auch. Die war dann halt auch Premium. Sonst gab es das Album. Die CD auf der das Album ist. Ohne Schnickschnack oder verschiedene Versionen. Ich weiß, diese verbitter damals-war-alles-besser-Rhetorik nervt. Aber es ist nunmal so. Vergleichbar ist das ganze mit Videospielen. In grauer Vorzeit kaufte man ein Spiel, legte die Disc ein, installierte das Spiel und zockte. Irgendwann kam vielleicht ein Add-On auf den Markt, das etwa die Hälfte des Grundspiels kostete und mit haufenweise neuem Content viele weitere Spielstunden brachte. Das war mal. Jetzt gibt es verschiedene DLCs und Haufenweise Microtransactions für jedes Spiel, das bei einem größeren Publisher erscheint. Es könnte doch so einfach sein…
Bei Games allerdings, geht diese konzeptionelle Ausschlachtung vom Publisher – in diesem Beispiel mit dem Label gleichzusetzen – aus. Bei der Musik ist das nur selten der Fall. Dass eine Premium Edition Bonustracks hat, gehört ja auch dazu. Die iTunes– Amazon und wasweißichwas-Bonustracks werden aber vom Händler angefordert. Bedeutet grob gesagt: „Hey, du Rapper. Wenn du dein Album über iTunes verkaufen willst, dann solltest du aber schon zwei exklusive iTunes-Bonustracks anbieten. Sonst kannst du zusehen, wo du deinen Krempel los wirst!„. Cool. Klar ist das nicht der Regelfall, aber dass Alben bei verschiedenen Händern unterschiedliche Bonustracks haben, kommt eben doch zu oft vor.
Außerdem wird es doch irgendwann lächerlich. Kennt jemand das Vorstellungs- und Unboxing-Video von Sam? Da stellen die beiden ihr Album „Two True Brothers“ vor – und blicken selbst nicht mehr wirklich durch. Auch das Lachen kann sich nicht immer verkniffen werden. Brillante Sätze wie “dann gibt es insgesamt drei CDs in der Box. die premium-CD, die remix-CD und die instrumental-CD. Was besonders ist, ist die remix-CD. die ist wirklich nur in der Box“. Was soll das denn alles? Das Video ist leider absolut ernst gemeint, und erinnert doch ein bisschen an Mathias Reim.
Bei einer Albumreview rezensiere ich mittlerweile einfach das, was ich gerade da habe – ohne zu recherchieren, ob es noch Bonustracks gibt, oder was es mit meiner Version auf sich hat. Drauf geschissen, ohnehin viel zu verwirrend. Ein Album sollte ein Album sein. Ein Stück Musik, das so wie es ist, das Werk ist, das der Künstler veröffentlichen will. Und wenn jemand das Album kauft, sollte er dieses Stück Musik so kriegen, wie es sein soll – vollständig. Das sind nämlich keine Bonustracks, auch wenn man sie nennt. Das ist Musik auf dem Album, die dem normalen Käufer vorenthalten wird.