Marc Reis nimmt Stellung

Letzte Woche haben wir in einem Kommentar eine Zeile von Marc Reis kritisch kommentiert. Nun räumen wir  dem Künstler an dieser Stelle die Möglichkeit ein, sich selbst dazu zu äußern und seinen Standpunkt darzustellen – im Sinne eines friedlichen Dialogs über ein ernstes Thema.

"Seit einigen Tagen ist auf rap.de ein Kommentar über den Song gegen Kindesmissbrauch zu lesen. In diesem werde ich, Marc Reis, als Schwerpunkt behandelt. Natürlich trifft mich das, da ich auf keinerlei Art und Weise mit der NPD oder Todesstrafe in einem Atemzug genannt werden möchte. Ich bin ein Afro-Deutscher und auf gar keinen Fall ein NPD-Sympathisant und auch kein Sympathisant der Todesstrafe. Dies ist lediglich die Ausdrucksform, mit der ich meine Wut über dieses Thema deutlich gemacht habe.

Ich habe ein Herz für Kinder, besonders für mein Eigenes. Ich bin selber Vater und auch ich verfolge die News, in denen über dieses Thema berichtet wird und bin erschüttert. Es darf nicht immer wieder vorkommen, dass bereits verurteilte Sexualstraftäter ihrer perversen, kranken Neigung wieder nachgehen können. Dagegen muss was getan werden. Keiner von uns will, dass seine Kinder so etwas erleben müssen. Genau in solchen Situationen, wenn ich mein eigenes Kind in den Händen halte und mir vorstelle, dass es so etwas überhaupt da draußen gibt, werde ich sehr wütend und emotional. Da sagt man schon mal: "Der gehört doch erschossen“.

Unverständlich ist es für mich auch, dass nur diese Zeilen von mir auseinander genommen werden, aber die anderen Aussagen, die den gleichen Ansatz verfolgen, außer Acht gelassen werden. Hier liegt die Vermutung nahe, dass rap.de sich doch zu sehr auf einen von mir gerappten Satz versteift hat. "Ich hab keinerlei Akzeptanz, um es auf deutsch so zu sagen/ ich fordere für Kinderschänder die Todesstrafe". Einen Satz, der im Volksmund gang und gäbe ist: "Der gehört doch erschossen!“ Warum sollte ich meine künstlerische Emotion in Grenzen halten und mir den Mund verbieten lassen, nur weil ich das ausspreche, was ich in diesem emotionalen Moment fühle?

Lustig aber traurig zugleich ist es, dass ich mit der NPD in einem Satz genannt werde. Hinzu kommt, dass dieser Song, mit der bestritten Aussage, Monate alt ist und die NPD-Plakate erst vor einigen Woche aufgehängt wurden. Außerdem: Warum sollte die NPD, einen Song von einem Afro-Deutschen für ihre Zwecke benutzen? Völlig absurd. Bewusstsein zu schaffen beutetet, Mut zu haben und wer Mut hat, schreibt frei heraus in der Hoffnung, so verstanden zu werden, wie es gemeint war.

Hier geht es um Menschen und nicht um eine Wahlstrategie. Der Song war umsonst und ich hatte und habe keinen finanziellen Nutzen davon. Der Song ist ein Geschenk und sollte auch so behandelt werden. Die Behauptung, dass ich die gleiche Parole wie die NPD verwende, ist lächerlich – schaut mich an!

rap.de schreibt, dass sie so einem Song keine Plattform bieten wollen, aber stellen diesen Song trotzdem als News auf ihre Seite. Danke für die Plattform, wenn auch mit einem bitteren Beigeschmack.

Ich bin der Meinung, dass die persönliche Wertvorstellung des Chefredakteurs letztendlich zu diesem Artikel geführt hat. Ob dieser Redakteur ein Gegner der Todesstrafe ist oder nicht, sollte kein Thema in einem Bericht sein, indem es um einen Song geht, der ein so schwer verdauliches Thema behandelt. Da hat Politik nichts zu suchen, da zählt nur das Gefühl, dass man in diesem Zeitpunkt des Schreibens hat.

Das alles hätte sehr viel Schaden anrichten können. Wäre ich zu 100 Prozent deutsch, die rap.de-Leser würden mich sofort in die rechte Szene stellen. Daher würde ich es der rap.de-Redaktion nahe legen, sich in Zukunft bei solchen Themen zuerst an die Betreffenden zu wenden (egal, ob das ich oder andere sind), um die Hintergründe zu recherchieren und mit dem nötigen Abstand einen Artikel verfassen zu können.

Mein Anliegen ist es, allen dieses Thema vor Augen zu halten, damit etwas dagegen getan werden kann. Ich bin der Letze, der dieses Thema auseinanderreißen würde, um Menschen zu verletzen. Meine Absichten liegen nicht darin, Welle zu machen, sondern für meine Familie, meine Hörer und meine Freunde da zu sein." (Marc Reis)