1. Mai – Kampftag der Arbeiterklasse!

Der 1. Mai in Kreuzberg. Nachdem sich im Jahr 1987 Hausbesetzer und Linksautonome heftigste Straßenschlachten mit der Polizei geliefert haben, erlebte der Berliner Bezirk jahrelang eine Art gewalttätige Gedenkveranstaltung, zu der Krawalltouristen aus dem gesamten Bundesgebiet anreisten und auch die örtliche Polizei ihren Spaß hatte. Alljährlich traf man sich zum traditionellen Katz- und Mausspiel, zerstörte Supermärkte und Autos und das in einem der ärmsten Viertel der Hauptstadt. Auf die Idee, die sogenannten Mai-Festspiele in wohlhabenderen Stadtteilen durchzuführen, kam niemand, sehr zum Missfallen der Kreuzberger Bevölkerung.

Aus diesem Grund wurde vor mittlerweile neun Jahren die Initiative MyFest ins Leben gerufen, die mit einem riesigen Kiezfest dafür sorgen sollte, dass der erste Mai wieder das wird, was er einmal war: ein Feiertag für die arbeitende Bevölkerung. Auch wenn dabei der kämpferische und klassenbewusste Ansatz wiederum ins Hintertreffen geriet – die vom ritualisierten Krieg genervten Anwohner in Kreuzberg sind froh, dass sich die Gewalt seit Einführung des Straßenfestes in Grenzen hält, man am 2. Mai ganz normal einkaufen gehen kann und der eigene Kleinwagen auch nicht abgefackelt wurde.

Einen großen Anteil an der Befriedung des spannungsgeladenen Tages hat denn auch die mittlerweile legendäre HipHop-Bühne in der Naunynstraße, wo auch dieses Jahr eine Unmenge an Rap-Prominenz auftreten wird. Über 40 Crews und Künstler geben sich ab 14 Uhr das Mic in die Hand, wobei besonders die Auftritte von Haftbefehl und B-Lash als Headliner mit Spannung erwartet werden dürfen.

Das MyFest selbst steht in diesem Jahr unter dem Motto: "Gegen Verdrängung, gegen Ausgrenzung und Diskriminierung, Wir sind Risiko. Wir sind Chance. Wir sind links. Wir sind laut. Wir sind leise. Wir sind die Guten. Wir sind die Bösen. Wir sind Schwul, Lesbisch, Transen, Hetero, jung, alt. Wir sind Punks und StudentInnen, JobberInnen, Arbeiter, Angestellte, Über- und Unterqualifizierte. Wir akzeptieren 300 Millionen Götter. Wir sind Subkultur. Wir sind kosmopolitisch. Wir verachten und bekämpfen alle Faschisten und Nationalisten. Wir sind viele. Wir sind Kreuzberg 36!“

Die HipHop-Bühne befindet sich in der Naunynstraße 68-70 und das komplette Programm könnt Ihr einfach der offiziellen Website entnehmen.