Lil B: Reaktionen auf Albumtitel

Wenn ein Musiker wie Lil B – gerade aus dem sonst so homophoben HipHop – verkündet, sein nächstes Album „I’m Gay“, also „Ich bin schwul“, nennen zu wollen (wir berichteten), dann lassen die Reaktionen darauf natürlich nicht allzu lange auf sich warten. Mehrere Rapper und auch die Organisation GLAAD (Gay & Lesbian Alliance Against Defamation), welche die Berichterstattung über Schwule und Lesben in den Medien verfolgt, haben sich nun zum geplanten Titel des nächsten Albums der Internet-Sensation von der Westküste geäußert – und sind skeptisch bis wohlwollend.Der New Yorker Rapper Talib Kweli sagte der Online-Ausgabe der Zeitschrift XXL, er sei sich nicht sicher, ob dieser Move genial oder bescheuert ist. Allerdings respektiere er Lil B dafür, diejenigen Fans herauszufordern, die ihn nur wegen seines Hypes lieben. “I’m not sure if it’s brilliant or not, but what he did with that, in one fell swoop, was challenge every single bandwagon fan”, so Kweli. “Like are you really down with me or not. And me as an artist, I have no choice but to respect that.”

Der 35-Jährige erklärte außerdem, er freue sich darüber, dass sich HipHop offener mit Homosexualität auseinandersetzt und der Schwulenhass in der Szene zu schwinden beginnt: „I’m happy to see young hiphop heads move [away from] homophobia.“ Immerhin sei Homophobieextra wack“, so Kweli – was rap.de nur unterschreiben kann.

Freddie Gibs aus Indiana, der momentan durch sein kürzlich erfolgtes Signing bei Young Jeezys Label Corporate Thugz ebenfalls einen kleinen Hype genießt, äußerte sich besorgter über den geplanten Albumtitel seines Kollegen. Der 28-Jährige befürchte, dass sich Lil B mit seinen immer abgedrehteren Promo-Moves zum Gespött der Weißen mache – ähnlich wie in den Minstrel Shows des 19. Jahrhunderts, als Schwarze auf Theaterbühnen vorgeführt, imitiert und erniedrigt wurden. Lil B shit was funny at first, but now I feel like it’s just a bunch of white people laughing at a nigga, like a minstrel show. Shit is wack“, so Gibbs. Gleichzeitig stellte der Rapper aber klar, dass er kein Problem mit Homosexualität habe: „I ain’t dissin’ gays, if you gay that’s yo biz.“

Killer Mike aus Atlanta wiederum könne Lil B verstehen und erinnert daran, dass „gay“ in seiner ursprünglichen Bedeutung „fröhlich“ bedeutet – woran ja niemand etwas aussetzen könne. „He’s a happy guy, gay means happy”, so der Rapper. “It makes perfect sense to me.” Mike finde den Titel deshalb auch nicht übermäßig provokativ, gab seinem kalifornischen Kollegen aber Props für den Mut, alte Stereotypen einzureißen. In dieser Hinsicht sei Lil B sogar nicht weniger als die nächste Madonna: „This just feels like knocking down walls and stereotypes, embracing controversy and flipping it. Bravo to him for being the next Madonna.“

Etwas skeptischer äußerte sich hingegen die Gay & Lesbian Alliance Against Defamation (GLAAD). In einem offiziellen Statement verkündete die Bürgerrechtsorganisation, sie sei sich unsicher, ob Lil B verstehe, welche Macht die Worte hätten, die er da verwendet. „As a lyricist, Lil B knows that words matter. Slurs have the power to fuel intolerance”, heißt es in der Pressemitteilung.
GLAAD hoffe jedoch, dass sich der Rapper mit seiner LP als Verbündeter erweise und aus seinem Albumtitel mehr mache als nur ein bloßes Gimmick: „We hope that Lil B’s album title is not just a gimmick, and is really a sincere attempt to be an ally. He has the platform and the voice. We hope he uses it in a positive way.“

Wann die Rap-Welt und die Gay Community erfahren werden, wie ernst es der Kalifornier mit diesem Titel meint, ist allerdings noch unklar, denn ein Veröffentlichungstermin für „I’m Gay“ steht noch nicht fest.