Urteil im Fall Grant

Als Oscar Grant in der Neujahrsnacht 2009 von einem Sicherheitsmann der Transportbetriebe von Oakland erschossen wurde, haben wir darüber berichtet. Sowie über die zahlreichen Protestaktionen von Bevölkerung und diversen Rappern der Bay Area, die sich in der Folgezeit gegen Polizeigewalt artikulierten.Nun, knapp zwei Jahre nach dem folgenschweren Vorfall wurde das Urteil gegen Johannes Mehserle gesprochen: Zwei Jahre Haft wegen fahrlässiger Tötung.

„Zu mild“, wie die meisten Prozessbeobachter feststellten und so verließ auch die Familie des toten Oscar Grant unter Protest und Tränen den Gerichtssaal. Nicht ganz zu unrecht. Der Vorfall vom Januar 2009 wurde nämlich von mehreren Personen auf diversen Handykameras festgehalten und man sieht eindeutig, wie Mehserle dem bereits auf dem Boden liegenden Grant die Waffe in den Rücken drückt und schießt.

Mehserle selbst behauptete während der Verhandlung, dass er den Tod des jungen Mannes nicht beabsichtigt und lediglich das Elektroschockgerät mit seiner Dienstwaffe verwechselt habe. Eine Verwechslung, die ein Menschenleben kostete.

Fraglich bleibt dann allerdings, warum Mehserle einen Menschen, der bereits bäuchlings auf dem Boden liegt und mit Handschellen gefesselt ist, noch mit einem Elektroschockgerät außer Gefecht setzen wollte. Warum trug der Mann überhaupt eine Schusswaffe? Fragen, denen die Staatsanwaltschaft sowie das FBI in weiteren Untersuchungen nachgehen wollen, um festzustellen, ob in dem Fall nicht auch noch Bundesrecht verletzt worden ist.

Richter Robert Perry wird von mehreren Kolumnisten beschuldigt einen groben Justizirrtum begangen zu haben, auch aufgrund der Tatsache, dass er eine Klage wegen unerlaubten Waffenbesitzes, die anscheinend möglich gewesen ist, aus der Anklage gestrichen habe. Dieses Detail hätte Mehserle im Falle einer Verurteilung unter Umständen zehn weitere Jahre Strafe einbringen können.
So bleibt das Gericht aber, an der untersten Grenze des möglichen Strafmaßes von zwei Jahren, die im Fall von Mehserle sogar noch mit der bereits abgesessenen Zeit in der Untersuchungshaft verrechnet wird. Das bedeutet, dass der vom Dienst suspendierte Officer bereits in einem Jahr und zwei Monaten wieder auf freiem Fuß sein wird.

Ein Skandal, wie Viele finden und so twitterte der Rapper Mistah Fab aus Oakland kurz nach dem Urteil voller Verbitterung: „Wir leben in einem Land, wo man Lebenslänglich für den Mord an einem Polizisten bekommt. Wenn ein Bulle dich umbringt, dann bekommt er 2 Jahre, mit Bewährung. Das soll Gerechtigkeit sein? Es ist ein Unglück, dass wir immer noch unter der Ungerechtigkeit zu leiden haben, gegen die unsere Leute gekämpft haben und wofür sie gestorben sind. Sieht aus, als wären diese Tode vollkommen nutzlos.