Harris im Bundestag

"Raus mit der Sprache rein ins Leben“ heißt eine Initiative der Deutschlandstiftung Integration, die vom Verband der Deutschen Zeitschriftenverleger (VDZ) im Jahr 2008 ins Leben gerufen wurde. Mit schwarz-rot-gold eingefärbten Zungen werben Prominente wie Arthur Abraham oder die türkischstämmige Sozialministerin Aygül Özkan aus Niedersachsen für die Deutsche Sprache. Gestern nun stellte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), im Berliner Kanzleramt die neue Plakatstaffel vor. "Wer kein Deutsch kann, ist nur Zaungast in unserem Land", sagte Böhmer und appellierte an die Migranten in Lande, Deutsch zu lernen. 

Mit dabei als prominenter Werbeträger ist unter anderem auch Harris, der sich ja schon in seinem erst kürzlich erschienenen Song "Nur ein Augenblick“ für mehr Integratiosnbereitschaft der Immigranten ausgesprochen hat. Nach einem Kurzauftritt in den Tagesthemen sprachen wir kurz mit dem Berliner über das Projekt und das große Publikumsinteresse.
Auf die Frage, warum er sich gerade so stark für dieses Thema engagiert antwortete der Rapper gegenüber rap.de, dass es doch selbstverständlich sei, dass man andere auf die Vorteile des Spracherwerbs des Heimatlandes aufmerksam mache. "Gerade wenn man selber gut deutsch spricht, dann sollten andere doch auch wissen, dass es von Vorteil ist, wenn man die Sprache kann.

Natürlich hat Harris auch Angst davor, von den falschen Leuten vereinnahmt zu werden, weist aber darauf hin, dass die Leute doch recht schnell merken würden, dass sich seine Meinung von der eines Horst Seehofer grundlegend unterscheidet.
"Wenn die sich für meinen song interessieren, dann ist das doch gut. Wenn die aber dann alles hören, dann werden die recht schnell merken, dass ich nicht sage: Schwarzköpfe dürfen nicht in Deutschland bleiben. Das sage ich ja nicht. Jemand wie Seehofer, der springt ja nur auf einen Zug auf, weil er denkt, dass er da ein paar Wähler einfangen kann. Solche Idioten wird es immer wieder geben.

Angesprochen auf die Brisanz und den Erfolg des Songs zeigte sich der Rapper überrascht. "Ich hätte nicht gedacht, dass es so krass abgeht“, betonte Harris und fügte hinzu: "Aber das Timing ist auch perfekt. Ich habe den Song am dritten Oktober veröffentlicht, eine Woche zuvor hat Sarrazin sein Buch veröffentlicht, das Thema ist gerade richtig heiß. Das sind alles ganz gute Zufälle. Ich habe jetzt zum Beispiel ein interview mit dem Spiegel gemacht. Ich denke, das ist nur von Vorteil. Sowohl für die Debatte als auch für mein Album.“ 

Dass diese Debatte notwendig ist, davon ist Harris grundsätzlich überzeugt, denn nach wie vor hält er den Anteil an Integrationsverweigerer für relativ hoch. 30 bis 40 Prozent schätzt der Berliner MC, hätten keinen Bock auf Deutschland. Die Einstellung mancher Immigranten, dass sie irgendwann tatsächlich wieder zurück in ihr Heimatland gehen würden, verschärfe dabei das Problem.
"Natürlich gibt es auf der anderen Seite auch immer noch den Scheiß-Kanake-Blick von den Deutschen“, sagt Harris im Interview. "Aber“, so betont er, "wenn jemand schon mit dieser Einstellung rumläuft, dass Deutschland ihn hasst, dann wir derjenige diesen Blick wahrscheinlich öfter bekommen, als zum Beispiel ich, wenn ich einfach freundlich "Guten Tag“ sage.“  

In diesem Sinne: Guten Tag noch!