Bushido ist Deutschland!

Vor zwei Tagen veröffentlich der SPIEGEL einen Artikel mit dem Namen „Die Neuen Deutschen“. Zur Debatte stand eine umfassende Umfrage die zeigt, welche Personen der Öffentlichkeit  für den deutschen Bundesbürger repräsentativ erscheinen und wer eine moralische Instanz darstellt. Das Ergebnis gestaltet sich wie erwartet durchwachsen: Zu den Top-Identifikationspersonen zählt neben Günther Jauch, Mesut Özil und Mario Barth nämlich auch Bushido. Der deutsche Rapper bildet zwar das Schlusslicht der Top Ten Liste, jedoch jeder zehnte Deutsche denkt, dass Bushido Deutschland in dem Maße verkörpert, wie er es sich wünscht.

Auf vielerlei Art und Weisen versucht der Artikel zu ergründen, wie solche Absurditäten zustande kommen können, schließlich kann man sich ja auch die Frage stellen, was Mario Barth und Mesut Özil zur moralischen Instanz macht.
Fakt ist, dass der Deutsche, seit bekannten  Einschnitten in die eigene Landesgeschichte skeptisch dem gegenübersteht, was doch eigentlich der Repräsentant Nummer Eins sein sollte: der Politik.  Zwar halten immerhin 59 % der Deutschen Bundeskanzlerin Merkel für durchaus vertretbar, jedoch wird sie locker von einem Joachim Löw in den Schatten gestellt, dem die Bundesbürger mehr ver- und zutrauen würden.

Kein Wunder eigentlich, Persönlichkeiten wie Fußballer und  Musiker geben uns die Möglichkeiten, uns selbst zu feiern, was als Deutsche Nation ja sonst relativ suboptimal ist. Der SPIEGEL  bietet uns diesen Erklärungsansatz, warum in diese Sparte Persönlichkeiten auch der Zehlendorfer Gangster Bushido passt:

„Seit den fünfziger Jahren werden die Deutschen als skeptisch beschrieben, zuerst von Helmut Schelsky, zuletzt von Rüdiger Safranski. Sie seien immun gegen das Romantische, gegen Exzess und Weltentwürfe. Dem Rausch der Ideologie und des Krieges entronnen, dem Träumen entwöhnt.
Die Skepsis ist dem Deutschen geblieben und ins Genom eingegangen. Befragt nach seinen Führern, Vorbildern, Alphatieren wählt er sich die Nüchternen. Die Schmidt, Merkel, Jauch. Die anderen sind ihm suspekt, und auch Lafontaine reüssiert nur in den Brachen im Osten. Die Deutschen sind nüchterner geworden. Erwachsener. Sie sind weniger anfällig für Alphatiere.

Warum ist aber ein Bushido dem Deutschen dann offensichtlich nicht suspekt? Weckt er in uns doch wieder das Romantische, durch eine Karriere wie aus dem Bilderbuch, die uns träumen lässt?
Ja, vielleicht lässt er seine Fans unbewusst träumen, denn schließlich hat niemand bisher aus so einem verkorksten Leben so viel Gold gemacht.

„Milde findet nur, wer auch medial bestehen kann“- erklärt denn auch der Spiegel und das kann Herr Ferchichi ohne Zweifel.

Was aber würde passieren, wenn Fernsehmoderatoren, Fußballtrainer oder rappende Multimillionäre in die Politik einsteigen würden. Auf dieses Experiment dürfen wir alle gespannt sein, denn schließlich hat Bushido seinen Traum Berliner Bürgermeister zu werden, bislang noch nicht aufgegeben.