Des Weiteren hebt Anis Ferchichi hervor, dass seines Erachtens nach die ethnische Herkunft für die meisten Migratendeutschen keine Rolle mehr spiele. Man habe zwar „früher darüber geredet, wo die Väter herkommen“, doch heute, so Bushido, spiele das keine Rolle mehr. Folgerichtig sieht er innerhalb der deutschen Gesellschaft einen Vermischungsprozess: „Wir sind Deutsche. Genauso wie Mesut Özil. Meinen Sie, der hat ernsthaft überlegt, für die Türkei zu spielen?“.
Trotz der vorübergehenden Euphorie, die die WM mit sich gebracht habe, sieht er innerhalb Deutschlands die Notwendigkeit eines Umdenkens: „Es wird Zeit, dass Deutschland sich auch auf anderen Gebieten, jenseits von Fußball und Pop, wandelt. Wenn wir über Integration sprechen, müssen wir nicht nur über euch Deutsche sprechen, nicht nur darüber, ob ihr uns annehmt. Wir müssen vor allem über die neuen Deutschen reden, die hier leben: Ob die bereit sind, sich zu assimilieren, die Sprache zu lernen, Respekt zu haben.“
Die im Sport oder Musikgeschäft mittlerweile vorherrschende Meinung, Migranten seien eine Bereicherung – und keine Belastung – sieht er problematisch, weil dadurch das Gefühl erweckt werde, Ausländer selbst seien der Ursprung des neuen WIR-Gefühls: „Es gibt jetzt Türken, die sagen: „Wir bringen den Deutschen die Seele zurück. Wenn ihr uns nicht hättet.““
Im weiteren Verlauf kritisiert er, Deutschland sei nur während Großveranstaltungen wie der WM zugänglich für Glücksgefühle und Euphorie: „Ja, aber ich finde es schade, dass wir unser Land kleiner machen, als es ist. Sehen Sie mal, wie gut es uns geht während der WM: nicht wirtschaftlich, ich meine, im Kopf, im Herzen, in der Psyche. Wir sind befreit. Wir können unsere Flagge aus dem Fenster hängen, wir können sie ans Auto hängen. Niemand wird dich blöd angucken oder für einen Nazi halten.“
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