Bushido über den neuen Patriotismus

In einem heute bei spiegel online erschienen Interview äußerte sich die deutsche Gangsterrap-Ikone Bushido zum Patriotismus innerhalb der deutschen multikulturellen Gesellschaft.Im Interview verriet er, dass der WM-Song „Fackeln im Wind“ eigentlich ein persönlich für den Fussballer Sami Khedira geschriebenes Lied sei, das er anfangs gar nicht als Single auskoppeln wollte. Zum Entstehungsprozess vom Lied sagt Bushido selbst: „Ich bin durch die Straßen gefahren, habe all die Fahnen gesehen, aus den Fenstern, in den Autos, da schreibt sich so ein Text von allein. Die Beats gehen auch schnell. Und außerdem sollte der Song ja nur für Sami persönlich sein. Er sollte gar nicht veröffentlicht werden.

Des Weiteren hebt Anis Ferchichi hervor, dass seines Erachtens nach die ethnische Herkunft für die meisten Migratendeutschen keine Rolle mehr spiele. Man habe zwar „früher darüber geredet, wo die Väter herkommen“, doch heute, so Bushido, spiele das keine Rolle mehr. Folgerichtig sieht er innerhalb der deutschen Gesellschaft einen Vermischungsprozess: „Wir sind Deutsche. Genauso wie Mesut Özil. Meinen Sie, der hat ernsthaft überlegt, für die Türkei zu spielen?“.

Trotz der vorübergehenden Euphorie, die die WM mit sich gebracht habe, sieht er innerhalb Deutschlands die Notwendigkeit eines Umdenkens: „Es wird Zeit, dass Deutschland sich auch auf anderen Gebieten, jenseits von Fußball und Pop, wandelt. Wenn wir über Integration sprechen, müssen wir nicht nur über euch Deutsche sprechen, nicht nur darüber, ob ihr uns annehmt. Wir müssen vor allem über die neuen Deutschen reden, die hier leben: Ob die bereit sind, sich zu assimilieren, die Sprache zu lernen, Respekt zu haben.

Die im Sport oder Musikgeschäft mittlerweile vorherrschende Meinung, Migranten seien eine Bereicherung – und keine Belastung – sieht er problematisch, weil dadurch das Gefühl erweckt werde, Ausländer selbst seien der Ursprung des neuen WIR-Gefühls: „Es gibt jetzt Türken, die sagen: „Wir bringen den Deutschen die Seele zurück. Wenn ihr uns nicht hättet.“

Im weiteren Verlauf kritisiert er, Deutschland sei nur während Großveranstaltungen wie der WM zugänglich für Glücksgefühle und Euphorie: „Ja, aber ich finde es schade, dass wir unser Land kleiner machen, als es ist. Sehen Sie mal, wie gut es uns geht während der WM: nicht wirtschaftlich, ich meine, im Kopf, im Herzen, in der Psyche. Wir sind befreit. Wir können unsere Flagge aus dem Fenster hängen, wir können sie ans Auto hängen. Niemand wird dich blöd angucken oder für einen Nazi halten.

Das sehr lesenswerte Interview gibt es hier.