Darin ging es um einen Amoklauf und die damit verbunden Gefühlslage eines jungen, isolierten und wütenden Menschen. Dass das Lied in Teilen dem kurz darauf folgenden Vorfall in Baden-Württemberg ähnelte, bestätigte Medien wie das ARD-Magazin "Hart Aber Fair", die in ihrer Berichterstattung allerdings großzügig übersahen, in welchem Kontext "Amokzahltag" veröffentlicht wurde.
Von KAAS und seinem Label Chimperator gab es zu den Vorwürfen nur ein öffentliches Statement, nun sprach der Künstler selbst allerdings mit jetzt.de erstmals darüber, wie es ist, in den Augen der Öffentlichkeit der Buhmann zu sein. Von dem Massenmord in Winnenden erfuhr er übrigens von einem Freund: "Ich war Zuhause, habe meiner Mutter von einer intensiven Unterredung über Gott erzählt, die ich am Abend zuvor mit einem guten Freund geführt hatte, als plötzlich das Telefon klingelte. Ein Kumpel war dran und hat mir aufgebracht davon erzählt. Ich konnte das gar nicht richtig begreifen. Das war so nah. Ich stand unter Schock.
[…]Natürlich habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob jemand das Lied falsch verstanden haben könnte – so wie es mir von einigen Medien unterstellt wurde. Ich hätte den Leuten gerne erklärt, dass meine Intention darin lag, Menschen mit meinem Stück aus einer schlimmen Lebensphase herauszuhelfen. Aber das hat niemanden interessiert. Ich hätte gerne das Gespräch mit den Leuten gesucht, aber in dieser sensiblen Anfangszeit direkt nach der Bluttat gab es dafür keinen Raum. Da ging es erst einmal um ganz andere Dinge. Deshalb haben wir uns zunächst aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und lediglich eine Pressemeldung rausgegeben."
Absolut unverständlich war ihm die Kritik an seinem Video allerdings nicht, lediglich die Art und Weise, wie sich mit dem Song auseinandergesetzt wurde, stieß dem Rapper bitter auf: "Ich verstehe aber auch das mediale Interesse daran und finde es völlig in Ordnung, dass man das Video kritisiert oder nicht gutheißt. Aber ich war von der vollkommen einseitigen Darstellung enttäuscht. Besonders von vermeintlich seriösen Formaten wie "Hart Aber Fair" in der ARD. Dort hat niemand erwähnt, dass am Anfang des Videos ein Text eingeblendet wird, der meine Beweggründe für den Song erläutert. Dort hat niemand nach meinem Albumkonzept gefragt, in dem es um Nächstenliebe und Frieden geht. Dort hat auch niemand ein Interview von mir gelesen, in dem ich die Zusammenhänge des Songs jedes Mal ausführlich erklärt habe. Ich fand es schade, dass die Informationspflicht der Medien scheinbar nicht für die Redakteure selbst gilt."
Vorerst wurde das KAAS Album "Amokzahltag đ" auf einen bisher unbekannten Termin verschoben, ob der in die Kritik geratene Track noch darauf vertreten sein wird, ist unklar.