HipHop und Homosexualität, zwei Begriffe, die wegen der homophoben Haltung vieler Künstler bisher einfach nicht zusammen passen wollten. Ganz im Gegenteil, es wird immer wieder gerne auf Ausdrücke wie „Schwuchtel“ oder „faggot“ zurückgegriffen, wenn es darum geht, einen verfeindeten MC zu provozieren.
Caushun, ein schwuler MC aus Brooklyn, schickt sich nun an, mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Homosexuelle nicht rappen können. „Ich möchte die Dinge ändern, indem ich den Leuten zeige, wie dämlich einige Aspekte der HipHop-Szene sind“, äußerte sich Caushun in einem Interview, „die Leute sind es leid, immer dieselben Themen zu hören, wer wen erschossen hat und dieses ganze Zeug. Ich habe auch ein paar Dinge, über die ich reden möchte. Da draußen gibt es eine ganze Generation schwuler HipHop-Fans, die auch represented werden will.“
„Ich halte mich nicht für den ersten schwulen Rapper“, ist sich Caushun seiner Rolle bewusst, „ich halte mich nur für den ersten Rapper, der zugibt, schwul zu sein. Schwule haben durch Mode, Frisuren, Make-Up und Filme schon lange Einfluss auf die HipHop-Community. Es wird nur einfach nicht darüber geredet. Nun kommen jedoch immer mehr Schwule zum HipHop und erzählen ihre Geschichte, indem sie darüber rappen.“
Tatsächlich scheint die noch junge schwule HipHop-Szene besonders in den USA großen Zuspruch zu finden. Streng genommen sind Acts wie Cyclone, Morplay, Prince Bee und San Franciscans Deep Dickollective die eigentlichen Pioniere des „Gay-Rap“-Genres. Caushun könnte lediglich der Erste sein, der dank Mainstreampotenzial und entsprechender P.R. ein breites Publikum erreicht.
Und das, obwohl sich Caushun nicht scheut, seine Sexualität in seine Texte einfließen zu lassen: „I’m the gayest of all time / I can show you who’s greater / Suck that dick ‚till it swell up / To The size of a skyscraper“, heißt es in seiner Interpretation des Klassikers „Rapper’s Delight“.
Der ehemalige Starfriseur, von dem sich unter anderem Hollywood-Grazien wie Jennifer Lopez, Sarah Michelle Gellar und Renée Zellweger verwöhnen ließen, machte zum ersten Mal durch einen Anruf bei der Radio-Show von Angie Martinez auf sich aufmerksam.
Nachdem ihm Funkmaster Flex am Vortag keine Möglichkeit gegeben hatte, seine Skills am Telefon unter Beweis zu stellen, überzeugte Caushuns Flow Ms. Martinez so sehr, dass sie danach sogar einige lobende und ermutigende Worte für den Nachwuchs-MC fand.
Wenig später nahm ihn dann Kimora Lee Simmons, die Frau von Def Jam-Gründer Russell Simmons, bei Baby Phat Records unter Vertrag. Caushuns Debüt-LP, „Proceed with Caushon“, wird nächsten Monat in den USA erscheinen.
Außerdem zeichnet sich ein möglicher Battle mit Eminem am Horizont ab. Em, der ja noch nie als Schwulen-freundlich galt, soll vor kurzem gesagt haben: „Wenn die Gay-Community jetzt schon angepisst ist, wartet bis Caushun sein Album ‚rausbringt.“
Caushun selber sieht die Sache gelassen: „Ich glaube nicht, dass er es wagt, irgendetwas über mich zu sagen. Wenn ich ihn schlagen würde, wäre für ihn alles vorbei.“