Vorneweg zum besseren Verständnis: Der Autor dieser Review ist kein Freund von fröhlicher Musik. Er schätzt vielmehr düstere, schwere, harte und dramatische Töne. Von alledem findet sich naturgemäß nichts auf „Raop„, dem ersten Album des bereits goldprämierten jungen Pandabären. Schon Songtitel wie „Geile Welt„, „Meine Zeit„, „Einmal um die Welt“ oder „Wir waren hier„, die auch auf einem Schlageralbum zu finden sein könnten, deuten dies an.
Besagter Autor dieser Zeilen ist also ziemlich unverdächtig, zur direkten Zielgruppe „Raop“ zu gehören. Und seien wir ehrlich, unvoreingenommen an das Werk des rappenden bzw. singenden Pandas heranzugehen, ist so gut wie unmöglich. Derart omnipräsent waren die bisher veröffentlichte Single „Easy“ und vor allem das dazugehörige Video – und alles, was danach kam. Liebe und Hass schlug ihm für seine Musik, für seinen Style, seine Maske, seine Dreiecke, sein umgedrehtes Kreuz und seine locker-sorglose Art sich zu geben entgegen. Ignorieren ließ er sich jedenfalls nicht.
Wäre der bereits erwähnte Autor dieser Zeilen noch ein wenig jünger, so würde er womöglich auch zu jenen gehören, die Cros Musik als oberflächlich und zu sehr auf Mainstream gebürstet empfinden. Natürlich ist „Raop“ Mittelstandsmusik reinsten Wassers. Probleme scheint es in dieser heilen Welt nicht zu geben oder sie werden konsequent ausgeblendet. Stattdessen schafft Cro sich und seinen Zuhörern mit seiner Musik eine Welt im Idealzustand, in der die größte Sorge noch sein mag, ob das geplante Picknick am Wochenende wetterbedingt ins Wasser fallen könnte.
„Wir häng‘ in Bars rum/ hier und da Bespaßung/ schließen unsere Augen und schon wieder ist ein Jahr um“ – („Geile Welt„).
Es lässt sich kaum bestreiten, dass er mit solchen einfachen, aber griffigen Zeilen genau das Lebensgefühl eines bestimmten, nicht unerheblichen Teils der deutschen Jugend trifft. Des Teils nämlich, der Dank wohlhabender Eltern keine materiellen Sorgen haben muss.
„Meine Zeit ist jetzt/ egal, was kommt, Mann, ich bleib relaxed/ ich lehn mich zurück, schreib ’n Text/ noch kein‘ Plan wohin, doch bis jetzt war’s fett“ („Meine Zeit„)
Durch das gesamte Album zieht sich eine gute Laune, die man so im deutschen Rap noch nicht oder zumindest lange nicht mehr gehört hat. Die Hooks sind allesamt eingängig, die Beats, u.a. von Dexter und Shuko, immer melodiös. Cros Vocals sind größtenteils gerappt, allerdings mit einem so melodischen Einschlag, dass sie mitunter auch komplett als Gesang durchgehen. Das Ergebnis ist gut und geschmackssicher produzierte Popmusik mit starkem Rapeinschlag, oder, wie es der Künstler selbst zu nennen beliebt, Raop.
Lediglich im Intro lässt Cro gegen seine sonstige Gewohnheit mal die Eier aus dem Fenster hängen. Auf zwei komplett in Doubletime gerappten Strophen zeigt er allen, die ihm vorwerfen, nicht rappen zu können, mal kurz, was er so alles kann – durchaus beeindruckend. Als Rapfan würde man sich wünschen, dass er ruhig öfter zu solchen Ausflügen ausholen würde. Allein, das tut er nicht. Allerdings vermutlich kaum aus Sorge um mangelnde Radiokompatibilität, sondern schlicht und einfach, weil er darauf keinen Bock hat.
Bei Cro ist eindeutig das Lustprinzip die Maxime allen Handelns bzw. Rappens. Seine Musik erzählt aus einem beschaulichen Leben, in dem dem Protagonisten alle Möglichkeiten offenstehen und die einzige Sorge die Überlegung ist, welche davon er denn nun wahrnehmen möchte. Das alles wie gesagt auf sehr eingängigen, gut produzierten Instrumentalen und mit einer Lässigkeit, die durchaus ihren Charme hat. Kann man natürlich auch leidenschaftlich hassen, doch wozu?