Natürlich. Lil Waynes kratzige, wahnsinnig unsmoothe Stimme konnte man sich schon immer eher auf harten Beat-Brettern, denn auf süßlich vor sich hinplätschernden R’n’B-Melodien vorstellen. Und wenn der ehemalige Hustensaft-Junkie auf „Ground Zero“ beinahe schreit, dann klingt das trotz dem unfassbar unmotiviert klingenden 0815-Klangteppich beinahe aufregend. In „Paradice“ erinnert Weezy stellenweise sogar an Steven Tyler von Aerosmith. Das entschädigt aber nicht dafür, dass im Studio mitunter so motiviert am Autotune-Regler gedreht wurde, dass es auf Tracks wie „Prom Queen“ mit Shanell so klingt, als würde der Musiker seinen Text gurgeln, anstatt ihn zu rappen.
Dass es sich hierbei um keine Rock- sondern einschlägige HipHop-Produzenten wie Infamous, J.U.S.T.I.C.E. League und Cool & Dre handelt, trägt ebenfalls zum schalen Geschmack bei, der beim Hörer nach den 14 Tracks zurück bleibt. Das klingt dann nämlich meistens doch eher nach den Songs, die in Teenie-College-Filmen gespielt wird, dann, wenn alle total ausgelassen irgendeine Hausparty mit Punsch feiern, als nach wirklicher Rockmusik.
Trotzdem. Schlecht geschweige denn unhörbar ist „Rebirth“ keinesfalls. Neben der Gänsehaut bescherenden Eminem-Kollabo „Drop The World“ gefällt auch „Runnin“ – einmal mehr mit Weezys angeblicher neuer Freundin Shanell, die durch ihre Starke Stimme ganze vier Tracks des Albums veredelt.
Insgesamt hat Cash Money hier eine Platte veröffentlicht, die sich nicht nur sehen, sondern auch hören lassen kann – allerdings ohne wirklich im Kopf zu bleiben. Über eine zusammengepanschte Rock/Rap-Mische, die jeder so ein bisschen mag aber keiner so richtig, kommt das Release allerdings nur in den wenigsten Minuten hinaus. Schade. Da hatte man, ob man die Stimme von Lil Wayne jetzt feiert oder nicht, doch ein bisschen mehr erwartet.
Wer hätte das gedacht. Nun drücke ich mich seit Wochen um diese Rezension weil ich nach dem letzten glattgeleckten Ludacris Album keinen Bock mehr auf poptauglich reingewaschene Südstaatenmusik mehr hatte, und nun das. Ludacris packt auf „Battle Of The Sexes“ tatsächlich das wieder aus, wofür man den Südstaatensound dereinst lieb gehabt hat.
Hypnotische, nervöse Beats und dreckige Raps. Runtergescrewed und mit ewigen Wiederholungen, auf der anderen Seite dann wiederum Lines, die mit so abartiger Geschwindigkeit eingesprochen wurden, dass man leider nichts mehr versteht. Was bei Ludacris allerdings niemals an einer verwaschenen Artikulation liegt, dafür beherrscht er die Technik am Mic einfach zu perfekt.
Mag sein, dass dieses Album inhaltlich der pure Schrott ist. Zeilen wie: “I know the Kamasutra, think what I’ll do to you/ Stick to you like super glue, maybe even like bubblegum (okay!)” lassen so etwas in diese Richtung erahnen, aber ehrlich gesagt, wen interessiert das, wenn man mit voll aufgedrehter Anlage und geöffnetem Wagenfenster durch eine wunderbar laue Nacht in Alabama rauscht. Habe ich zwar noch nicht gemacht, aber im Walkman auf dem Fahrrad in Kreuzberg ist es auch ganz schön.
Denn wichtiger als der Inhalt ist nach wie vor der Sound und wie Herr Bridges seine Worte setzt und diese betont. Da machen selbst die Strophen auf einem Totalausfall wie „Sex Room“ Spaß, wenn Luda von steinharten Nippeln träumt. Ab Track fünf, jenem besagten „Sex Room„, wird es ein bisschen schwer für den Hörer, die autogetunte Eurodance Hook von „I Know You Got A Man“ ist… äh gewöhnungbedürftig. „Hey Ho“ mit Lil Kim und Lil Fate ist dann trotz brachialem Kehrreim immer noch ein bisschen zu glatt und offen, während das Album dann mit „Party No Mo“ featuring Gucci Mane wieder auf Kurs ist. Bedeutet wummernde Beats irgendwo ganz unten im Keller und quitschende, fiepende Geräusche, die einen hyperaktiven Klangteppich im Hintergrund bilden.
Das könnte nach meinem Geschmack auch ruhig bis zum Ende des Albums so weitergehen, alleine Ludacris entscheidet sich mit „Can’t Live With You„, weitere Abstiche in Richtung R’n’B Publikum zu machen, wobei der Song mit Monica in seiner Verschachteltheit durchaus musikalisch interessant ist. „Tell Me A Secret“ ist dann aber wirklich überflüssiger Scheiß und wird nur dadurch aufgewogen, dass mit dem „My Chick Bad Remix“ noch mal ein richtiger Kracher das Album abschließen darf. Puh, noch mal Glück gehabt.
Ein echtes iPod Album also. Wenn man seine Playlist selbst zusammen stellen darf, dann geht das voll in Ordnung. Ist dann nur noch halb so lang, dafür aber saugut.