Irgendjemand muss Maxeel auch mal gesagt haben, dass es cool aussieht, wenn man sich auf Promofotos an die Brust fasst. Oder ans Kinn. Was solls, es geht um Geschichten aus dem Leben eines 22-Jährigen, der schon immer lieber KRS-One als Torch sein wollte und außer der deutschen Sprache eigentlich so gar nichts mit der hiesigen Rapszene zu tun haben möchte. Wie wir in "Meine Definition“ erfahren, stammt der Interpret aus einer "Kleinstadt ohne einen Skaterpark, ohne Basketballplatz, ohne Mediamarkt“, in der er "Liebe von Mama und Papa“ gefühlt hat. Eine typische Dorfjugend in einer harmonischen und liebevollen Familie also. All das will so gar nichts gemein haben mit dem, was Maxeel aber gerne wäre und was in "Das Leben Ist Hart“ so ärgerlich eindimensional und ausgelutscht beschrieben wird: Ein harter Arbeiter aus der Unterschicht, der ausgestoßen von der Gesellschaft ums Überleben kämpft. Der Track besteht aus mehreren Szenarien, von denen eins beliebiger und austauschbarer skizziert wird, als das Andere. Mein Lieblingsbild des armen, armen Jugendlichen, der lieber den ganzen Tag gekifft hat, als in die Schule zu gehen, dementsprechend keinen Schulabschluss hat und sich jetzt mit illegalen Aktivitäten über Wasser halten muss, weil ihn leider keiner einstellen möchte, ist natürlich auch dabei.
Auch bei dem unsäglichen "Karolina“ zeigt sich, dass der Rapper einfach kein guter Geschichtenerzähler ist. Insbesondere dann nicht, wenn er so etwas wie ein "Kopf Hoch, alles wird gut“-Feeling rüber bringen möchte. Ratschläge an ein fiktives, junges Mädchen wie "Mach deine Beine zu“ oder "Geh nicht mit diesem Jungen aufs Klo“ wirken nicht aufrührend, sondern unfreiwillig komisch. Ambitioniert wird versucht, thematisch in allen Gefilden zu wildern, die es jemals auf eine Rap-Platte geschafft haben, wirklich authentisch und/oder gut gelingt die Umsetzung aber auf keinem der Tracks. Den komödiantischen Höhepunkt bildet hierbei übrigens das Themenfeld "Maxeel und die Frauen“.
Egal ob in "Mein Ride“ wilde Assoziationen zu zugemüllten Kleinwagen geweckt ("Komm in mein’ Ride, dreckig und tight“) oder im "Booty Song“ ganz ami-like dicke Ärsche berappt werden – es ist einfach unerträglich. Bei "Girlsstory“ steige ich dann endgültig aus und das nicht nur, weil es der letzte Track ist. Es ist die große Liebe, aber schwierig und sie ist sein Baby-Booh, dann aber doch wieder nicht, weil ihr Exfreund sie kaputt gemacht hat… Was auch immer. Es wirkt, als wolle man einen dieser amerikanischen Supersize-Burger in einen Toaster stopfen. Es passt von vorne bis hinten nicht. Plattitüde reiht sich an Plattitüde und halbgare Billo-Reime werden bei Bedarf mit jeder Menge Hood-Englisch aufgefüllt, damit dass dann alles so ein bisschen rund klingt.
Man kann ja noch nicht mal behaupten, dass der junge Mann keine Skills hätte. Er hat sich nur einfach zu entschieden, lieber peinlich zu sein und in einem Bereich des Deutschrap zu agieren, von dem man dachte, er wäre schon längst ad Acta gelegt worden. Wenn ich dieses Amirap-Feeling haben möchte, dann höre ich mir gleich die Alben aus Übersee an. Die rappen dann nämlich in EINER Sprache und haben zumeist auch ein bisschen mehr zu erzählen. Produktionstechnisch ist "Soundtrack Eines Lebens“ solide bis gut geraten, der für das Artwork verantwortliche Mensch wird hoffentlich demnächst hingerichtet und Maxeel, eine Sache noch. So zum Schluss. Niemand, ich wiederhole, NIEMAND hört es gerne, wenn in jedem Track nach, vor und zwischen den Rapparts unsinnig vor sich hin gequatscht wird. Das nervt zu Tode. Herzlichen Glückwunsch zu Deinen Ami-Features a la Pacewon, schön, dass Du ein paar schwarze Freunde hast, aber mit dieser Musik, die Du da aktuell machst, bist Du höchstens lustig. Ich sehe weder Ideenreichtum, noch Seele, Authentizität oder Innovation, obgleich Dein Album so auf deiner MySpace-Seite angekündigt wurde. "Das Album des Jahres“? Vielleicht im Märkischen Kreis.