"Bonkers“ ist der bestmöglichste Einstieg für das Album. Auf einem Armand van Helden-Beat sagt Dizzee Rascal das, was er auf dem ganzen Album sagt: Dass es ihm sehr gut geht.
"(…)Some people think I’m bonkers/ But I just think I’m free/ Man I’m just living my life/ There’s nothin‘ crazy about me/ Some people pay for thrills/ But I get mine for free/ Man I’m just livin‘ my life/ There’s nothing crazy ‚bout me(…)"
Sehr viel mehr Text gibt es nicht, aber das ist auch gar nicht nötig. Mit diesem Kettensägen-Bass könnte Mr. Mills auch über Rixdorfer Faßbrause rappen, die Leute würden tanzen. Und wie sie tanzen würden. Ein ganz bisschen sozialkritisch, aber eher auf der persönlichen Ebene, wird es, wenn Dizzee Rascal in "Road Rage“ über die Straßen Londons rappt. Dabei ist das aber sehr wörtlich zu verstehen, Herr Rascal meint damit den Autoverkehr, der ihn zu Hasstiraden verführt. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass er letztes Jahr einen Verkehrsteilnehmer mit einem Baseball-Schläger bedrohte, weil dieser ihn beschimpft hatte.
"Freaky Freaky“ fällt eher flach aus und scheint sich um Frauen zu drehen, schöne Frauen wahrscheinlich, die allerhand freakige Sachen machen. Mit 15 schwanger zu werden gehört aber nicht mehr dazu.
In "Cant Tek No More“ nimmt sich Dizzee dann doch nochmal der Systemkritik an, allerdings aus der Teacher-Perspektive, der die Kids… na ja, der sie halt teached. Das was Teacher so machen. Ein super Beat übrigens, von UK-Drum and Bass-Urgestein Shy FX produziert und mit Samples aus dem 80er-Reggae-Film "Babylon“ gespickt. Ist auf jeden Fall besser als das folgende "Chillin‘ Wiv Da Men Dem“, das sich ein bisschen nach G-Funk, leider auch ein bisschen nach Softcore-Porno-Score anhört.
Track Acht mit dem Namen "Dirtee Cash“ hört sich an wie Right Said Fred. Kein Scheiß. Cooles Saxophon zwar, aber ansonsten Right Said Fred.
Auf "Money, Money“ redet Dizzee dann über das, was ihn glücklich macht, nämlich "Money Money/ Girls/ Cash Cash“. Aber eigentlich ist das noch das realste, was er machen kann. Nichts ist langweiliger als verfettete, gelangweilte Millionäre, die über Armut rappen.
Dann gibt es noch zwei weitere Tracks, die sind aber leider richtig öde. Der letzte wirklich interessante Track des Album ist "Holiday“, der Track der immer mit dem Wort "Ibiza“ beschrieben wird. Und das kommt auch hin, der Beat von Calvin Harris ist so unerträglich "cheesy and catchy“, dass man sofort die 5.000 besoffenen Feiernde vom Amnesia auf der Baleareninsel vor dem inneren Auge hat. Das Ende des Liedes wird dann richtig "Wodka-mit-Lidl-Energy-Drink-statt-Red-Bull“, das ist dann schon sehr Geschmackssache.
"Tongue N Cheek“ ist ein Album, dem man seinen Hedonismus nicht vorwerfen kann, weil es mit so viel kindlicher Euphorie vorgetragen wird, dass man dem Ex-Roll Deep Crew-Mitgleid nicht böse sein möchte. Ärgerlich sind allerdings die stellenweise völlig belanglosen und seichten Tracks, die uninspiriert vor sich hindümpeln und zum Skippen zwingen. Der Sound des Album ist, im Gegensatz zu den Vorgängern, kein bisschen mehr rumpelnd, das Grime’eske ist einer Pop-Unbeschwertheit gewichen, was teilweise zu Totalausfällen wie "Chillin wiv da men dem", teilweise zu absoluten Höhenflügen wie "Bonkers" führt! Aber sonst ganz gut gemacht, Strolchi!