Das größte Unrecht, das man Icke & Er tun kann, ist, sie nicht ernstzunehmen. Klar, im letzten Sommer haben wir „Richtig Geil“ alle gefeiert, weil wir es lustig fanden, aber Potenzial hat doch darin eigentlich niemand gesehen. Nun sind die Jungs bei Four Music gelandet und haben einen kompletten Longplayer produziert. Wirklich erstaunlich ist die Ambition der beiden, Musik zu machen, die nicht als Mediengag angesehen, sondern ernstgenommen werden soll. Icke & Er vertreten einen Anspruch auf gehaltvolle Musik. Auch wenn man sich das nur schwer vorstellen kann.
Geblieben ist Ickes Berlinerisch und eine gehörige Portion Humor. Dazu gekommen sind viel Nachdenklichkeit und entwaffnend offene Ehrlichkeit ohne jegliche Pathos. Absolut glaubwürdig breitet Icke sein Leben vor seinen Hörern aus, ohne mit zuviel Nähe zu verschrecken. Selbst die Party- und Frauenhymnen verstecken immer auch Persönliches und Kritisches. Inhaltlich ist dieses Album als absolut gelungen zu betrachten.
Rein von der Berufsbezeichnung her sieht Icke sich selbst als Rapper, doch was er macht, ist eher Spoken Word-Gesang, wie Mike Skinner ihn salonfähig gemacht. Und das passt auch viel besser zu ihm, als irgendein Gespitte mit Berliner Akzent. Das gibt einem als Hörer auch die Möglichkeit sich von seinen Rap-Erwartungen zu lösen und mit freierem Kopf und einer eher musikalischen Sichtweise an das Album ranzugehen, was sich schon nach dem ersten Durchlauf auf jeden Fall auszahlt, denn das Album hat Seele.
Für die Musik ist Er zuständig, und Er baut richtig schöne Beats, mal Sample-lastig und mal elektronisch, aber immer irgendwie oldschoolig und dreckig. Icke & Er harmonieren also kongenial an Tastatur und Mikrofon. Er weiß seinen Partner immer richtig in Szene zu setzen.
Fazit: Das Album lädt zum Wohlfühlen, Lachen, Nachdenken und Feiern ein, und was will man eigentlich mehr?