Er hat Biologie studiert und sieht aus wie Michael Moore, er bastelt seine Beats, schreibt seine Texte und designt seine Covers selbst. „Die 1000 Gesichter des … Killa Calles“ heißt das Album des Düsseldorfer All-Round-Künstlers Killa Calles, das er ab dem 30. März vertreibt – natürlich über sein eigenes Label Bahndamm Poppaz. Nachdem es schon einige Tapes, Singles und Samplerbeiträge unter seinem Namen gab, ist dies nun seine erste LP.
Der Titel, das Cover und auch das energiegeladene Intro: Alles deutet darauf hin, dass dies ein Album ist mit harten aber niveauvollen und vor allem ideenreichen Texten auf Beats, die reinhauen.
Doch der erste Track „Wieder da“ ist eine Enttäuschung. Mit langweiliger Stimme und Flow von der Art, die man schon viel zu oft gehört hat, steht das fröhliche „Wieder da“ im totalen Widerspruch zur dunklen und spannungsgeladenen Stimmung, die im Intro aufgebaut wird. Ähnlich nüchtern-fröhlich geht es erst einmal weiter. Die meist selbst gebastelten, samplelastigen Beats sind zwar ganz nett und vielseitig, doch haben sie nicht den Sound, den man von einem „Killa“ erwartet. Auch wenn man von dieser Unstimmigkeit beim Namen absieht, kickt einen trotzdem weder Text noch Sound wirklich um.
Das ist schade, denn Ideen hat C. Calles genug, über mangelnder Kreativität kann man bei ihm nicht klagen und er scheint auch was im Kopf zu haben.
Im Track „Grabbeln inne Kiste“ erzählt er über seine Samplewut und spätestens nach „Meister der Mysterien“ wird klar, dass Calles nach altem und neuem Wissen aus allen Lebensbereichen ebenso giert, wie nach unbekannten Samples aus allen Musikgebieten. Seine Texte sind mit interessanten Anspielungen und Vergleichen, seine Beats mit ebenso interessanten Instrumental- und Sprachsamples gefüllt. Nur schafft er es leider nicht, mit diesem intellektuellen und musikalischen Schatz wirklich zu begeistern.
Das einzige Stück, das gleich beim ersten Anhören fasziniert, ist für mich „Pigalle“. Hier battlet Killa Calles mit pseudo-französischem Akzent auf einen Beat, der stark an einen französischen Chanson erinnert.
Insgesamt kann man sagen, dass „Die tausend Gesichter des …“ eine sehr ideenreiche LP ist. Doch unter der Vielfalt der Themen, die von der Legende vom heiligen Gral bis zu Globalisierungskritik reichen, leidet Groove und Unterhaltungswert. In den Worten von Advanced Chemistry: „Dir fehlt der Funk!“, ein oft zu beobachtender Mangel bei intellektuellem Rap. Die vielen Themen werden oft nur angeschnitten und so können die Tracks nicht wirklich mitreißen oder inspirieren.