Sizzla – Ain´t Gonna See Us Fall
Sizzla erblickt am 17.4.1976 als Miguel Collins im Kingstoner Ghetto Augus Town das Licht der Welt. Wenn man nach der stattlichen Anzahl seiner Alben geht hat Kalonji wohl spätestens ein paar Monate nach seiner Geburt angefangen Alben zu droppen wie andere Songs schreiben – unmöglich sie alle zu kennen. Dass die Qualität der Musik dabei nicht immer Mittelpunkt stand hört man einigen seiner Werke leider auch deutlich an, hat aber auch viel mit dem jeweiligen Producer zu tun. Im Reggaebiz wird dieser von den meisten Artists gewechselt wie Unterwäsche, und zu viele der Produzenten sind nur an einem schnellen Release mit einem bekannten Namen interessiert. "Ain´t Gonna See Us Fall" gehört qualitativ aber eher zum oberen Drittel von Sizzlas Alben, auch wenn man keine Scheibe a la "Black Women And Child" oder "Da Real Thing" erwarten kann. Zu lustlos sind manche Songs eingesungen, des öfteren vermisst man den emotionsgeladenen Sizzla von früher. Handwerklich größtenteils sauber produziert liefert uns der Bobo-Dread mit seinem neuen Album aber straighten Dancehall, einige Ausflüge in Richtung HipHop & Roots mit eingeschloßen. Gerade mit Tunes wie "Thanks And Praise", auf denen Sizzla seine Qualitäten als Rapper auf einem chilligen HipHop-Roots-Hybriden unter Beweis stellt, ersingt sich der Rasta ein breiters Publikum auch jenseits der Reggaegefilde. Weiter Anspieltipps sind "Hot Like Fire" und "Judgement Tek Dem", zwei Hardcore-Kracher die direkt in die Beine gehen, "Ain´t Gonna See Us Fall", der Opener des Albums im Balladengewand, auf dem die stimmliche Bandbreite von Sizzla voll zur Geltung kommt und "People Need Love", einem zeitgemäßen Remake eines bekannten 80´s-Riddims, der unspektakulär aber einfach schön aus den Boxen blubbert. All Together ein nicer Querschnitt durch zum Teil nicht mehr brandaktuelle Werke, was sicher auch dem um 6 Monate verspäteten Release zu verdanken ist.
Turbulence – Notorious. The Album
Ebenfalls aus dem X-Terminator Camp um den Producer Philis "Fatis" Burell, zu dem auch Sizzla gehört, kommt der Newcomer 2005, Turbulence. Obwohl Newcomer eigentlich eine unpassende Bezeichnung ist, hat Turbulence doch immerhin schon 9 Alben veröffentlicht. Trotzdem gelang es ihm erst letztes Jahr mit seinem Tune "Notorious" auch in seiner Heimat Jamaika die Bekanntheit zu erlangen, die er in Europa dank Produktionen von Pow Pow, Brotherman und Silly Walks schon länger hat, und aus dem Schatten Sizzlas herauszutreten. Mit seinem neunten und besten Album "Notorious. The Album" geht der Conscious-Singer eine gewaltigen Schritt nach vorne. "Life over Death, Joy over Violence, Girl over Gun" – Turbulence Lebenseinstellung spiegelt sich in jedem seiner Songs wieder. „I could have been one of the most notorious, I got saved by the King and his grace is a glorious…”, eine deutliche Absage an alle Gangster&Gun – Tunes, "Notorious" ein Tune der die von Gewalt geschüttelte Insel ( 1.496 Morde in 2004) genauso prägte wie "Welcome To Jamrock" von Jr. Gong. Auch die anderen Tracks müssen sich nicht verstecken, bieten sie doch in der ersten Hälfte des Albums Nu-Roots vom Feinsten, einige Riddims überraschen durch einen von E-Gitarrenriffs durchsetzten Beat, wie zum Beispiel "I´m Yours" oder "Fire Pon Dem". Mit "Run Away" eröffnet Turbulence den zweiten, wesentlich härteren Teil des Silberlings. Dieser gipfelt in "Nah Run" auf einem Oriental-Hardcore-Riddim. Insgesamt absolut hörenswertes Album, Big Up Turbulence!
Jah Mason – Princess Gone
Trotz zahlreicher Veröffentlichungen und 3 Alben in 2002 ist Jah Mason für die meisten ein unbeschriebenes Blatt. Das mag auch an den Phasen liegen, in denen es sehr ruhig um diesen Artist wird, von ein paar Beiträgen auf Samplern abgesehen. Mitverschuldet ist das von der Releasespolitik vieler Producer, die oft viele Songs eines Artist auf Halde haben und auf einen Hit warten, um dann schnell ein Album hinterherzuschieben. So verschwand der Artist mit der einringlichen Stimme für einige Zeit aus dem Blickfeld bis zu seiner Single "Princess Gone", die auf der Insel einiges an Beachtung fand. Dann war er plötzlich wieder da und präsentierte seiner Hörerschaft sein bislang bestes Album, das praktischerweise nach der Single benannt wurde. Während die letzten Alben seinem Talent meiner Meinung nach nicht gerecht wurden findet sich auf "Princess Gone" eine feine Auswahl an Tunes aus den letzten Jahren seiner Arbeit sowie einiges an frischem Material. Gestartet wird mit "Saga Bed", einem uplifting Conscious-Tune, direkt gefolgt von seinem Hit 2005 "Princess Gone". Auf "Same Place" oder "Got To Pay The Price" wird deutlich, wie Jah Mason es versteht den süßesten Lovers- oder Rootsriddim durch den Einsatz seiner Stimme in einen nach vorne gehenden Dancehalltune zu verwandeln. Sein Vorbild Capleton ist dabei unüberhörbar, auch wenn er in den letzten Jahren mehr und mehr seinen eigenen Style gefunden hat. Seine Stärke liegt in deepen Conscioustunes mittleren Tempos, von denen es auch auf "Princess Gone" wimmelt, durchsetzt von lustig heraussprudelnden Rootstunes, die einfach zum Bewegen einladen. Ganz am Ende des Albums verstecken sich mit "Real Lioness" ein Hardcoreriddim und "Can´t Control Me" ist ein lustiger Caribbian-Steeldrum Tune, der Lust auf eine entspannte Beachparty mit eiskalten Cocktails macht. Bis auf einige Ausrutscher, in denen auf viel Backgroundgesang gesetzt wurde ein durchweg hörbares Album, auch wenn es wegen fehlender Abwechslung nicht in Dauerrotation laufen wird.
Alle Alben erschienen Anfang April bei VP Records