Mit Alben von verstorbenen Künstlern ist das ja immer so eine Sache. Man bekommt öfters den Eindruck, dass der Protagonist, welcher mittlerweile im Jenseits sein Treiben fortsetzt, seine posthumen Veröffentlichungen nicht immer unterschreiben würde. 2Pac ist wahrscheinlich das beste Beispiel hierfür. Noch kein anderer Künstler wurde dermaßen nach seinem Tode verheizt. Biggie Smalls hat hingegen noch relativ großes Glück gehabt. Sein lyrischer Nachlass wurde nicht in selbigem Maße genutzt. Mag auch daran liegen, dass 2Pac wahrscheinlich etwas fleißiger in Puncto Studioarbeit war. Anyway, Mr Sean "Puffy" Combs trommelte die momentane HipHop- und R’n’B-Elite zusammen, um seinem verstorbenen Freund und Partner Notorious BIG ein letztes Mal zu huldigen. Zu hören gibt es das Ganze auf "Duets – The Final Chapter".
Der erste Joint, welcher an den Reglern des "scheidenden" Eminem entstand, und selbigen sowie Diddy und Obie Trice featuret, bietet die erste große Überraschung – es findet sich kein Vers von Biggie hierauf! Seltsam ist das irgendwie schon, denn das Album heißt ja "Duets" auch wenn – wie schon jemand vor mir feststellte – bei diesem Album ein Duett aus mehr als 2 Leuten besteht. Nun gut, Eminem dürfte mittlerweile auch einen neuen Job als Diddy’s Ghostwriter gefunden haben oder Puffy übt mittlerweile wieder fleißig. "The Most Shady" ist jedenfalls wenig prickelnd. Swizz Beatz eilt jedoch als Retter herbei und bringt mit "Spit Your Game" ein Brett von Beat zu Potte, auf dem nicht nur Twista und die Bone, Thugz ’n Harmony glänzen – nein, Biggie darf auch ran. Large geht’s weiter mit dem Jiggaman und "Whatchu Want", welches nach mehrmaligem Hörer zum Favorite aufsteigen dürfte.
Überhaupt sind die Songs relativ gut, da sich die beteiligten Künstler – verständlicherweise – sehr ins Zeug gelegt haben. Fat Joe hat einen Mörderpart auf "Get Your Grind On", "Living In Pain" mit 2Pac, Mary J.Blige und NAS ist durch Just Blaze‚ solides Gerüst und die sanften Streichereinlagen gänzlich ohne Fehler und einfach nur fabulös und auch "Beef" mit Biggie’s ehemaligen Stickup-Kids Mobb Deep läuft zu Höchstleistungen auf (was jedoch nicht auf Prodigy und Havoc’s Konto geht).
Doch beschleicht einen des Öfteren das Gefühl, dass die Produktionen und Feature-Artists sich partout nicht mit dem Flow Biggies‘ verbinden können. Auf "I’m With Whateva", das von Michael Myers‘ leicht geflippter Halloween-Melodie getragen wird, machen die Youngsters Lil Wayne und Juelz Santana gemeinsam mit Jim Jones eine sehr gute Figur doch fehlt hier Biggie ein weiteres Mal – hätte auch nicht wirklich gepasst. Ähnlich ist es auf "Breakin Old Habits" der Fall, wo Slim Thug und T.I. überzeugen, Biggie aber nicht wirklich Akzente setzen kann. Groß hingegen "Mi Casa" mit R.Kelly und Uncle Charlie Wilson, dass jedoch nicht an sein Vorbild "F***in You Tonite" heran reicht. Unbrauchbar ist definitiv "Ultimate Rush" mit Missy, dass auf der Platte sehr verloren wirkt.
Für Deepness sorgt "Hold Your Head" und zeigt Biggies tiefgründiges lyrisches Repertoire, das von einer Vocalspur des großen Bob Marley getragen wird. Warum Korn auf diesem Album sind, weiß nur Diddy, denn ich kann mir Notoriuos BIG als Crossover-Artist nicht vorstellen.
Im großen Ganzen ist "Duets – The Final Chapter" ein gutes Album, bei welchem jedoch die gefeaturten Artists klar dominieren – wie sollte es bei der Masse auch anders sein. Biggie wirkt oftmals ein wenig fehl am Platz – die neuzeitliche Produktion seinem Flow relativ unangepasst.