Okay. Was haben wir denn… Heavy Metal, eine tätowierte Braut, den Sänger einer Heavy Metal Band, ein äußerst schlecht gelaunter Dämon, dessen Hobby es ist, unschuldigen (Heavy Metal-)Türstehern die Köpfe abzuschlagen, Heavy Metal-Klänge und Gothic-Symbolik… PRIMAL… zu der Musik des Todes. War zumindest mein erster Gedanke nach dem (extrem gelungenen) Vorspann. Schon komisch, mit welch billigen Klischees manche Developer arbeiten! Aber zurück zum Spiel. Primal kann man am besten als einen Mix aus Soul Reaver, Tomb Raider und Resident Evil beschreiben. Aus Resident Evil das Kampfsystem und die Interaktionsmöglichkeiten, aus Soul Reaver die Atmosphäre und aus Tomb Raider das Spielprinzip.
Fangen wir mal langsam an:
a) Ihr seid wie in Soul Reaver eigentlich tot und werdet von Scree, einer Gargoyle aus der Paralleldimension, die sich für den Fortbestand der Welt einsetzt und Urella, der Göttin alles Guten dient, in die Welt von Primal eingeführt. Dieser lustige kleine Kerl ist selber im Verlauf eine der Spielfiguren, zwischen denen ihr jederzeit hin- und herschalten könnt und müsst. Im Allgemeinen lauft ihr dann mit einer der beiden Hauptpersonen (der tätowierten Braut oder dem Wasserspeier) durch die Levels, während der andere brav hinterherläuft und…
b) … sucht wie in Tomb Raider nach dem Weg, wobei euch Primal kaum Tipps zur Orientierung gibt. Da heißt es schön allen Konversationen zuhören und immer wieder an der gleichen Stelle vorbeilaufen. Wenigstens gibt es eine übersichtliche Karte sowie Dimensionsportale, mit denen ihr zwischen einzelnen Abschnitten schnell wechseln könnt, da diese alle recht weitläufig sind. Auch Kamera und Steuerung erinnern an Tomb Raider, wobei…
c) … man wie in Resident Evil nicht springen kann und einem mögliche Aktionen sofort im Bildschirm durch das Aufblinken der X-Taste nahegelegt werden. Natürlich läuft man nicht nur die ganze Zeit durch die Gegend, zählt fantastische Grafikeffekte und löst Rätsel, sondern kann auch ab und zu ein paar Gegner einäschern. Dies geschieht in einem automatischen Gegner-Lock, indem ihr nur noch per Shoulderbuttons bestimmt, ob sich unser Alter Ego verteidigt, schlägt oder bewegt (Okay, bewegen geht NICHT mit den Shoulderbuttons, ich weiß…). Und genau das erinnert an Resident Evil, dieses fast schon „langsame“ Kämpfen.
Erst allmählich, nach einiger Einführung in die Spielmechanik, kommt ihr an den Punkt, an dem euch Scree, euer freundlicher Wasserspeier aus der Nachbarschaft, berichtet, dass ihr eigentlich euer ganzes Leben lang schon halb Mensch halb Dämon wart, und bringt euch bei, diese Kraft gezielt zu nutzen. Soll bedeuten: Auf Knopfdruck verwandelt ihr euch von diesem Zeitpunkt an in die nicht ganz so hübsche Dämonenausgabe eurer selbst, die mit einigen Vorteilen gegenüber eurer normalsterblichen Hülle ausgestattet ist: Zum einen schlagt ihr bei Kämpfen fester zu, was die Kämpfe enorm erleichtert, zum anderen seid ihr als Dämon allgemein kräftiger und könnt so höher gelegene Plattformen erreichen (Keine Angst, ihr könnt wirklich nicht springen, das macht das Programm automatisch für euch an bestimmten Stellen!). Um als Dämon lustzuwandeln, braucht unsere Schwermetallerin jedoch Lebensenergie, die wieder der gute alte Scree für euch in Form von Opalsteinen bereithält.
Ich will hier nicht viel mehr zur Story sagen, um nix vorwegzunehmen, es passiert auf jeden Fall noch einiges, und trickreiche Wendungen sind auch noch dabei. Außerdem gibt es insgesamt 4 dämonische Formen, in die ihr euch verwandeln könnt. Zum Spielerischen gibt es noch zu sagen, dass sich das Game super spielt und die ganze Zeit ohne nervige Ladepausen oder ähnliches durchläuft. Auch die Steuerung ist den Entwicklern erfreulich simpel gelungen und bereitet somit keine weiteren Probleme. Probleme bereiten mir allerdings die manchmal etwas, ich sage mal, von einem Michael Mann weit entfernte Kameraführung (Yo… ich sagte ja… irgendwie wie Tomb Raider) und das wirklich nervige, ziellose Umherlaufen (Tomb Raider…).
Fazit:
Primal ist ein Action-Adventure der allerersten Klasse, das vor allem grafisch den neuen Maßstab setzen dürfte. Selten sah ein Spiel so gut aus wie Primal, vor allem im Action-Adventure-Genre setzt es sich sofort an die Spitze (wenn ich da an Dark Angel denke…). Spielerisch hat es hier und da ein paar Ecken und Kanten, aber durch die geniale Grafik und die fordernden Mehr-Als-Standard-Rätsel lockt es einen immer wieder hinter das kleine Schwarze. Für chillige Abende das Beste, wenn man eh ganz alleine ist, der Party-Burner ist es sicherlich nicht. Obwohl ich viele kenne, die einfach nur zugucken wollen… komisch…
Singleplayer: 6
Pro:
– Diese Grafik… ist… unglaublich…
– Spannende Storyline
– Trotz der vielen Anleihen an anderen Spielen (siehe oben) baut das Spiel einen ganz eigenen Stil auf
– Gut ausgearbeitete Charaktere (die ersten glaubhaften, die ich überhaupt in einem Computerspiel gesehen habe…)
– Fordernde Rätsel
– Gute Balance zwischen Rätseln und Action
– Die Präsentation ist einfach 1A – Es gibt keine nervigen Hüpfpassagen!
– Die Atmosphäre zieht einen in den Bann
Contra:
– Kamera manchmal ungeschickt
– Man ist recht oft verloren in den Levels, weil man nicht weiß, wo man hin soll
– Durch die Größe der Spielwelten gibt es viele Wege zu laufen und viele unscheinbare Ecken mit wichtigen Dingen…
– Man hat nicht wirklich das Gefühl, dass man die Spielfigur kontrolliert, alles ist durch die automatischen Aktionen (sprich kontextrelevant) etwas künstlich-distanziert
Mein Tipp: Kaufen! Ihr werdet es nicht bereuen…
Developer: SCEE
Publisher: SCEE Spieler: 1 USK: 16