Den ersten 12-Inch-Report dieser Art möchte ich gerne mit einem Titel einläuten, der bisher gar nicht auf 12 zu haben ist: Danke Bush! von Blumentopfs Holunder soll zwar auf dem für dieses Jahr noch zu erwartenden BT-Album erscheinen, ist aber bisher nur als MP3 im Netz zu haben, zu dessen Download die Jungs vom Topf unter www.blumentopf.com einladen. Auch wenn der Track auch bei uns bereits angeteaset wurde, möchte ich darauf noch mal ein paar Worte verlieren: Der Oberhammer, wie Kollege Wunderlich hier die zweifelsfrei kaum zu überschätzenden Verdienste des self-elected President of The United States (nach Michael Moore auch gerne kurz Potus) rühmt. Hier und da wird ja gelegentlich behauptet, dass Bushs Hauptvorteil seine breitangelegte Talentlosigkeit sei, der er es verdankt, über sein faktisch schon unterirdisches Niveau hinaus noch unterschätzt zu werden, was ihn so gefährlich mache. Wie dem auch sei im Amt ist der Günstling des Machtkartells seines Vaters immer noch, und so wird wohl die interessanteste Frage sein, ob sich die wahlberechtigten US-Amerikaner am Wahltag seiner guten Taten ausreichend erinnern, um ihn auf die Ranch zu schicken.
Doch weiter im Programm: DJ Vadim heißt der Typ, der uns seit der VÖ seines Albums The Art Of Listening eine Hammer-12 nach der anderen um die Ohren haut. Seine Zuverlässigkeit dabei stellt er nun mit der Auskopplung des Tracks Edie Brickel feat. Slug (Ninjatune) von Atmosphere erneut unter Beweis. Wer das Album bereits besitzt, wird bei Edie Brickel vor allem auch wegen des Instrumentals schon einige Male geschmunzelt haben. Zum Muss macht die 12 daher auch eher der nicht auf dem Album vorhandene B-Seiten-Track Cum Shots, auf dem Vadim seine Frau Yarah Bravo featuret und dabei wieder mal sein absolutes Händchen für obersmoothe, vor Soul platzende Lounge-Beats zeigt. Ein Sureshot im Schlechte-Laune-Killen.
Irgendwie ist DJ Vadim auch der nächste Release zu verdanken: Nach erheblichen Verzögerungen ist auf dessen Label Jazzfudge nun endlich die Leadoff-Single zum Album von Dark Circle in Gestalt von Bleak Mid Winter / Pirates erschienen, auf dessen B-Seite übrigens auch das übersmarte That´s Cool verewigt ist, das wir bereits als Download bei unserem Dark Circle-Feature auf der Seite hatten. Die Hamburg/London-Connection liefert sauber ausgegorenen HipHop-Sound, der mir persönlich allerdings teilweise etwas weniger innovativ klingt, als ich es mir nach den reichlich verhängten Vorschusslorberen erwünscht hätte so klingt das Looptroop featurende Pirates doch ein wenig zu sehr wie aus der DAT-Collection von Primo gezockt. Wesentlich eigener ist da das von DJ Son produzierte Bleak Mid Winter, dessen melancholisch/düstere Samplewahl sich mit den deutsch/englischen Lyrics der MCs Arnik und Hoycka ergänzt.
Vor einigen Wochen rereleaset wurde die Extra Yard-Auskopplung We don´t Care (Big Dada) von TY. Sein Debüt-Album Awkward wird zwischenzeitlich zu Recht als Classic gehandelt, und so ist es umso erfreulicher, dass wir noch in diesem Jahr mit dem Nachfolger auf Will Ashons Ninjatune-Ableger Big Dada rechnen dürfen. Mit seinem unvergleichen Flow veredelt TY sowohl das auf einem dicken Elektro-Bass fußende Original-Instrumental von Drew als auch den wesentlich sonnigeren Remix von G auf der B-Seite. Wer auf ein Lebenszeichen des Engländers oder einfach nur auf eine Ergänzung für sein Erstliga-12-Inch-Fach gewartet hat, sollte hier unbedingt zugreifen.
Bleiben wir labelmäßig noch etwas in England und wenden uns der auf Warp erschienen 12-Inch des Wahlspaniers Prefuse73 zu. Wie der aus Atlanta stammende Folk-Fan auf der drei-Titel-starken Auskopplung von One Word Extinguisher beispielweise auf Detchibe Elektro-Samples zu Melodielinien zusammenmorpht, hat schon was – das ist kaum zu leugnen. Auch auf Choking You werden zirpende und fiepende Sounds so arrangiert, das etwas wirklich Neues entsteht. Hier das Prädikat innovativ zu verhängen fällt leicht, auch wenn man bei Choking You aus Selbstschutzgründen etwas auf die Lautstärke achten sollte.
So genug des UK-Vinyls. Missy Elliot gibt uns auf ihrer aktuellen Auskopplung aus Under Construction (Elektra) die Titel Back In The Day, Play That Beat und Bring The Pain. Schön ist das alles, aber ganz vorne unter diesen drei geschmeidigen Schmuckstücken ist doch eindeutig Bring The Pain feat. Mr. Meth. Auf einem souligen Instrumental in bester Wu-Tang-Tradition, das sich auch durch längere Breaks hervortut, erklärt die Timbaland-Kollegin ihrem reimenden Counterpart Methodman, dass er bei ihr zu jeder Tageszeit willkommen ist. Das zu hören macht Spaß gleichzeitig ist die Scheibe ein defintiver Dance-Floor-Killer.
Princess Superstar heißt die blonde Mirkofon-Akrobatin mit den blauen Augen aus NYC, die auf !K7 Records nun ihren Titel Do It Like A Robot aus ihrem 2000er Last Of The Great 20th Century Composers veröffentlicht, das damals noch über ihr zwischenzeitlich eingestelltes Eigenlabel Corrupt Conglomerate kam. Das auf einem Miami-Bass-Instrumental fußende Stück des female MC, die mit ihrem trashigen Style besonders im UK gut ankommt, zählt sicher zu ihren interessantesten Produktionen. Ob man den B-Seiten-Remix DJ Hells unbedingt braucht, ist schwer einzuschätzen. Ich sachma nein.Ein etwas genrefremder Geheimtip noch: Wer mal einen gutgelaunten Uptempo-Elektro-Bass-Slammer für den Dancefloor sucht, sollte beim passend Basscheck benannten 12-Titel des Produzentengespanns Slope (Sonar Kollektiv) unbedingt zugreifen. Interessant wird die 12 auch dadurch, dass auf der B-Seite mit dem Forss-Remix bereits ein erstes Lebenszeichen des genialen Schweden zu hören ist, der (ebenfalls auf Sonar Kollektiv) demnächst sein LP-Debüt Soulhack veröffentlicht. Dass er mit dem Remix die etwas ungeradere Variante bringt, wundert wenig, wenn man in Soulhack schon mal reinhören durfte.