Ein Desperado ist ein Mann der keine Angst hat. Vor nichts und niemand. Die Gesetze im Saloon ignorierend, straight in Richtung Sonnenuntergang marschiert. Auf die Rapszene in Deutschland übertragen bedeutet dies: Aktuellen Entwicklungen zum Trotz ziehen PA Sports & Kianush ihr Ding durch. Straßensound mit der Ambition, sich an der Spitze zu manifestieren. Essen wird zu Tijuana, Nordrhein-Westfalen zu Mexiko.
„Desperadoz“ ist der erste Release über PAs Label Life is Pain und dient damit auch als eine Art Standort-Bestimmung. Nur ist dies auch fast das einzige, was sich einem roten Faden gleich durch das Album zieht. Immer schön mit der abgessägten Schrotflinte in die Richtung derer schießen, die sich die Frechheit erlauben, sich einem in den Weg zu stellen. Jeder Track ist stabil präsentiert, die Desperadoz-Attitüde spiegelt sich in jedem Stück wider. Andererseits führt dies auch dazu, dass sich viele Songs auf dem Album relativ gleich anhören. Wenig Schwach-, aber eben auch wenig Höhepunkte. Natürlich bricht die ein oder andere gefühlsbetonende Hook mit dieser These, aber so etwas spielt auf diesem Album eher eine untergeordnete Rolle. PA Sports präsentiert sich härter als je zuvor, Kianushs raues Organ klingt lustigerweise ein bisschen wie KC Rebell, so dass man fast glauben könnte, ein SAW-Album auf den Ohren zu haben.
Nicht, dass man „Desperadoz“ nicht anmerken würde, wieviel Liebe zum Detail in die Texte investiert wurde. Es gibt kaum Zweckreime, und aus jeder Silbe spricht eine gesunde, authentische Straßenattitüde. Hauptsächlich liefert das Album Representer-Tracks,es gibt aber auch gelegentliche Ausbrüche in den Bereich Storytelling, die durchaus erheiternd ausgefallen sind. Zum Beispiel „Operation Americano„, in dem die beiden Drake entführen und so ein Feature entlocken wollen. Der Track „Senorita“ wiederum ist Fick-Lyric über diese Mexikanerinnen, die einem bei einem Tequilla und Whiskey in einer Bar den Kopf verdrehen.
Die Beats sind durch die Bank angriffsfreudig ausgefallen. Dafür verantwortlich sind vor allem Joshimixu und Hausproduzent Gjana Khan. Ein Joint Venture aus Trap, orientalischen Einflüssen, soliden Straßensound-Elementen und einem Schuss mexikanischem Tobasco sorgt für ordentlich Feuer unter’m Sombrero. Auch hier ist allerdings nicht mit allzuviel Abwechslung zu rechnen, wobei das „Scarface„-Sample auf „Blockparty“ sehr schön in einem klassischen Boombap-Gewand präsentiert wird. Hier fühlt der Hörer mit am besten, worauf es PA Sports und Kianush bei diesem Album angelegt haben. Unwillkürlich beschleicht einen das Gefühl ein Outlaw zu sein, der entweder in Ruhe gelassen oder seinen Colt sprechen lassen möchte. Definitv einer der besten Tracks auf „Desperadoz„.
Alles in allem also ein stabil produzierter und souverän vorgetragener Straßenkracher, der sich seinen Platz im Wilden Westen des Rap-Business in Deutschland sicherlich ohne Probleme freischießt. Wie bereits erwähnt, ist er an manchen Stellen etwas zu homogen und ein paar Überraschungsmomente hätte dem Album sicherlich gut getan. Aber das Leben als Desperado ist eben, den klimatischen Bedingungen entsprechend, meist eine eher trockene und zähe Angelegenheit.