Wenn mal so gar nichts los ist, merkt man erst, wie schnelllebig dieses Genre ist. Die 19. Kalenderwoche diese Jahres war ausnahmsweise mal eine ohne großes Thema, über das man angeheizt diskutieren kann. Auch an der musikalischen Front ging eher wenig.
Wobei: Dass Schwesta Ewa die Deluxe Boxen von „AYWA“ mit einer Gummipuppen-Version ihrer selbst bestückt, bietet schon reichlich Meme-Potential. Da hat mal jemand die Klientel verstanden. Ich musste auf jeden Fall gut lachen. Aufs Album freue ich mich natürlich nach wie vor brutal.
Wissenschaftlich gesehen
Viel wissenschaftlicher wurde es hingegen bei YouTube Culture & Trends, die einige Heatmaps über die regionale Beliebtheit von deutschen Rappern veröffentlichten. Dass die von ihnen als „Cloudrapper“ betitelten Protagonisten außer einem recht zeitgeistigen Auftreten denkbar wenig gemein haben, sei mal außen vor gelassen. Anhand der Suchanfragen und Zugriffszahlen wurden auf jeden Fall recht spannende Werte ermittelt, die mich teilweise dann doch überrascht haben.
Ich wüsste zum Beispiel gerne, ob Flers starke Base in NRW auch vor dem Frieden mit Farid & co existent war oder eben daher rührt. Auch der Grund für die Beliebtheit von LGoony und Money Boy in Schleswig-Holstein würde ich interessieren. Sollte man mal einen Blick drauf werfen.
Ohrwurm-Gefahr
Kommen wir endlich zur Musik: Dank Kontra K und RAF Camora habe ich einen Ohrwurm. Also nicht von ihrem eigenen Song „Fame“, sondern von French Montanas „Famous“, den die beiden vom Beat übers Thema bis hin zur Hook dermaßen dreist kopiert haben, dass mir das Original wieder ununterbrochen im Kopf herumgeistert.
Dabei ist die Version der beiden gar nicht mal schlecht, hätte man es einfach als Cover oder Remix vermarktet, hätte ich gar kein Problem damit. So hat die Nummer leider einen sehr faden Beigeschmack. Naja, Deutschrap halt.
Oops, he did it again
Während man also munter Vorbilder in den USA plagiiert, nimmt Gzuz quasi sich selbst als Vorbild in den USA – mit „Warum“ feiert wieder ein Video von „Wolke 7“ auf dem WorldStarHipHop-Kanal Premiere. Der Song ist wieder mit einer rhetorischen Frage benannt, kommt erneut mit spartanischem Hood-Video daher und schlägt auch soundästhetisch in dieselbe Kerbe wie „Was hast du gedacht“.
Zwar ist der Überraschungseffekt nicht reproduzierbar und die gesamte Präsentation kommt weniger martialisch daher, aber auch „Warum“ taugt mir. Ist halt ein bisschen wie die Light-Version des wahnsinnig starken WSHH-Debüts.
Feuerwehrmann spittet Feuer
Dann gab es noch zwei Außenstehende, die sich ans Mic gewagt haben: Da wäre erstens der TV-Koch Frank Rosin, der seinen Kollegen Steffen Henssler disst. Meine kompakte Meinung: Ganz peinliche Scheiße, bitte mach das nie wieder! Eko Fresh, schäm dich, dass du da mit drin hängst! Zweitens aber etwas deutlich Spannenderes: Der Berliner Feuerwehrmann Christian Köller, kurz Kölli, der ganz sicher nicht zum ersten Mal eine Booth von innen gesehen hat.
Abgesehen davon, dass der Mann sich raptechnisch als durchaus versiert erweist und auch einen grundsoliden Beat als Fundament gewählt hat, äußert er durchaus berechtige Kritik am berliner Senat, dessen vorgeblich effizienter Sparfuchs-Kurs in eine sehr gefährliche Richtung steuert und laut Kölli sogar Menschenleben kostet. Also den Küchen-Kek getrost ignorieren, dem Firefighter auf jeden Fall zuhören!
Kolle keept es komisch
Ansonsten gab es ein merkwürdiges Video von Kollegah, der wohl wieder Trends parodiert und auch DJ Arow einen Part einräumt und ein Video von Summer Cem, KC Rebell und Capital Bra, das dem Tragen von „Chinchilla“-Pelz huldigt, aber mit einem Disclaimer beginnt, dass im Video nur Fake-Pelze zur Schau getragen werden. Absurder Shizzle, aber ist mir eigentlich egal.
GRiNGO und AK Ausserkontrolle haben aber ein starkes Ding abgeliefert, das zwar ruhiger als man es von dieser Kombo erwartet hätte daher kommt, aber doch ordentlich scheppert und an Authentizität kaum zu überbieten ist. Cros großartiges „Noch da“ wurde auch mit einem Video versehen, aber den Song kennt man ja schon.
Der schwarze Panther
Ach ja, Jalils Album wurde von „Swish“ zu „Back Panther“ umbenannt. Ist halt ein waschechter Maskulin-Künstler, der gute Mann. Wie es heißt, ist mir aber eigentlich egal, solange es ballert – und das wird es bestimmt. Noch ein bisschen Eigenwerbung: Zieht euch Alex‘ Interview mit Eunique rein! Lest Fedes Review zu Chakuzas neuem Album! Kauft mir eine Softeis-Maschine! Adieu!