Vor mir liegt die neue Juice Ausgabe, die neben der obligatorischen JUICE-CD zusätzlich die „20Feuerwasser10″-EP von Curse bereithält.
Der Rapper aus Minden, der vor zehn Jahren mit seinem Debüt Album “Feuerwasser“ einen Meilenstein im Deutsch Rap rausgebracht hat, legt hiermit also sein Rap-Musikalisches Testament vor, denn schließlich, so sagt er es im dazugehörigen Juice Interview sei jetzt erst mal „Schicht mit Rap“.
Curse hat für die 2010er Version von Feuerwasser nach eigenem Bekunden alte Beattapes von Lord Scan und Busy ausgegraben, die zwischen 1997 und 1999 für die Original-Feuerwasser Sessions entstanden sind und hat textlich wieder richtig Gas gegeben..
Neben einen Remake des Klassikers “Sonnenwende“, findet der Hörer drei weitere Songs namens „Spucksprüche“, „Opium“ und „Deine Straßen“ auf der neuen EP, sowie ein bislang unveröffentlichtes Curse Demotape von 1993 auf Englisch, was wohl viele überraschen wird.
Auf “20Sonnenwende10“ stellt Curse klar, dass sich an seiner Einstellung zu Rap nichts geändert hätte. „Ain´t nothing changed but the song“ , so der Chorus des Tracks und meint damit, sich selbst treu zu bleiben und das zu machen, was man fühlt.
Gleichzeitig schafft er mit Wortwitz und indirekten Seitenhieben einen souveränen Abstand zu Möchtegern MC´s, die denken, sie könnten von heute auf morgen das Game umkrempeln, nur um schließlich doch wieder bei ihm, seinen Freunden und den Pionieren der Deutschen Rapszene herauszukommen:
“Ihr habt mich gedisst und mastert den Song bei Busy […] Busy lacht sich tot, nimmt die Kohle, und kauft uns Whiskey“.
Beim nächsten Track “Spucksprüche“ rappt Curse über einen einfachen, abgehackten Lord Scan Beat, und haut so richtig auf die Kacke. Curse stellt hier klar, dass er andere MCs gar nicht direkt angreifen muss, sondern einfach durch seine Klasse am Mic zerstört.
Indirektes Battle. Auch hier mit von der Partie: Ironie und Wortwitz.
“ Der Unterschied, der zwischen Dir und mir liegt, ist markant/ ich hab was drauf, du hast was drauf, doch deins liegt auf der Hantelbank.“
Anders auf dem Song “Opium“, wo Curse auf einen smooven Busy Beat verschiedene Aspekte des menschlichen Daseins hinterfragt, und frei nach Karl Marx feststellt, dass die Religion immer noch Opium fürs Volk sei.
Allgemeine Glaubensfrage im Alltag werden erörtert und Curse gibt uns die Erkenntnis, dass “das Wahre uns verborgen bleibt.“
Er ruft dabei indirekt dazu auf, dass sich die Menschen selbst mehr reflektieren, bewusster leben, und Sachen des täglichen Daseins auch mal hinterfragen sollten. Und wer voller Neid meint, der schreibt mir zu komplex, das versteh ich nicht, kann ich mir nicht geben, der kann sich die Songtexte im Booklet durchlesen, und in eine andere Gedankenwelt eintauchen.
Das lustige Interlude “Früher war alles besser“ ist dann ein englischsprachiges Demo von 1993 (Snippet), auf dem ein junger Curse seine Raps noch auf englisch in Mitte-90iger-Manier a la Craig Mack oder Nas vorträgt.
Schon hier hört man den Anspruch heraus, den Curse anscheinend schon immer an seine Reime hatte. Das ist interessant und hörenswert. Eine musikalische Reise in die Vergangenheit und eine Begegnung mit dem jungen Curse. Danke für diesen Einblick.
Der Rap Track “Deine Straßen“ liefert den Abschluss zu dieser gelungen EP, die dem Hörer
einen MC zeigt, der die Liebe zur Musik nie verloren hat. Das hört man auf seinen neuen Songs genauso wie auf seinen alten Tracks.
Curse wirkt auf diesem Album weder verbittert noch frustriert sondern eher ruhig und in sich ruhend, mit einer gehörigen Portion Spaß an der Sache. Mit dieser inneren Gelassen- und Zufriedenheit tritt er also aus dem Rap Game ab, nicht ohne einen kleinen Gruß an all jene zu hinterlassen, die den Spaß in den letzten Jahren verdorben haben:
“Hey! Hier ist das Game geschenkt! Mein ganz kleines eigenes Präsent. Doch Du und deine Dogs, Ihr müsst draußen warten. Ich feier meine Party, Ihr seid ausgeladen.“
In diesem Sinne.