Kollegah & Farid Bang – Jung, Brutal, Gutaussehend

So klingt das also, wenn sich zwei hübsche Jungs aus der Rheinregion, die sich gerne auch für das ein oder andere Veilchen verantwortlich zeigen, in ihrer frisch gegründeten WG zusammenfinden, um neben Aktivitäten wie der Einhaltung des Putzplans und dem gemeinsamen Kochen, das asozialste Album aller Zeiten aufzunehmen. Ob dies wirklich gelungen ist, sei einfach mal in den Raum gestellt, aber es kann vorweg genommen werden, dass Kollegah reihenweise den Beischlaf mit weiblichen Elternteilen sucht, die im Anschluss an die traute Zweisamkeit mit dem Boss, von Farid noch gehörig in die Mangel genommen  werden. Das ist manchmal asozial und geschmacklos, manchmal unterhaltsam und im besten Fall alles zusammen.

Das "Intro" gibt die Marschroute bereits mehr als deutlich vor. Düsteres Piano Geklimpere und bedrohliche Bässe treffen auf die großspurigen Ansagen der jungen Brutalos mit dem gewissen Äußeren. Hier zeichnet sich bereits einer der größten Kritik-, als auch Pluspunkte des Albums ab, denn zum einen ist das Album alles andere als abwechslungsreich, zum anderen könnte man es aber auch schlicht kompromisslos nennen, was in Zeiten des gängigen ein "Track für die Ladys, einen für die Streets und einen für die Heads" Album- Konzepts mehr als zu begrüßen ist
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Auf der Vorabsingle “Ghettosuperstars" gibt es dann gleich die für Kollegah typischen Um- die-Ecke-Vergleiche zu hören, so wird sein Handy beispielsweise “… abgehört, als hätte es Husten“. Auf dem dritten Track treffen sich dann “Banger und Boss“ und das Stelldichein der Beiden ist einer der wenigen herausstechenden Tracks der Platte geworden. Natürlich heißt das nicht, das die anderen Tracks schlecht wären, nur bleiben einem auch nach mehrmaligem Hören nur wenige Songs wirklich im Gedächtnis. Jene Ausnahmen bilden neben dem schon erwähnten “Banger Und Boss“, die von Woroc inszenierte Single “Mitternacht“, “Gangbanger“, das dank der  Choruntermalung sehr atmosphärisch geratene “Die Besten Im Land", sowie der euphorische Titeltrack “Jung, Brutal, Gutaussehend“. Zusätzlich sollte noch “Sonnenbankpimps“ erwähnt werden, das aufgrund des spektakulären Doubletime Gemetzels brilliert.

Weniger gelungen sind dagegen “Alphamassaka“, bei dem sich Farid Bang mit seinem Sing Sang an der Hook vergeht, das leicht langweilige und auf den Refrain leider ansonsten keinen großen Bezug nehmende “Flaschen auf den Türsteher“ und das austauschbare “Crime Time“. Die an sich schöne Stimme von Billy 13 fügt sich leider nicht wirklich in den Kontext der Hood-Aufschneiderei “Butterfly“ ein und wirkt daher etwas fehl am Platz. Die restlichen Tracks gehen allesamt klar, sind aber auch nicht in der Lage, den Hörer aus den Angeln zu heben.

Das Problem von Kollegah ist einfach, dass er schon bei seinen aller ersten Rap-Gehversuchen in der RBA Liga, die Messlatte für Doubletimeflows, Punchlines, Wortspiele und Vergleiche,  dermaßen hoch gelegt hat, dass er sich in diesen Disziplinen eigentlich nur noch selbst übertreffen kann, was ihm auf "JBG" leider nicht immer gelingt. Angesichts des übermäßig vorhandenen Talents, das der Rapper mit den Alphagenen zweifelsfrei mit dem großen Löffel gefressen hat, fragt man sich als Hörer einfach ständig, was dieser Junge eigentlich noch alles kann, außer Mütter ficken, Koks ticken und Benz fahren. Leider werden wir es auch auf diesem Album nicht erfahren. Farid Bang hingegen ist keinesfalls ein schlechter Rapper, doch klingen seine Flows und Vergleiche manchmal einfach einen Tick zu offensichtlich nach seinem kanadischen Kumpanen, was ihn auf die Dauer etwas uneigenständig wirken lässt. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass die beiden nach eigenen Aussagen die meisten Texte zusammen geschrieben haben. Echte Farid Bang Styles gibt es dagegen zu hören, wenn der Marokkaner  haltlos auf erfahrene Deutschrapper losgeht, gerne auch namentlich. Sein Lieblingsopfer ist diesmal niemand geringeres als der Hamburg Veteran Samy Deluxe, der gleich für Dutzende Lines des Düsseldorfers herhalten muss (“ …Du hast nichts in der Hand, so wie Samy beim Wichsen“).

Trotz dieser Kritik auf hohem Niveau gibt es natürlich dennoch absurde Vergleiche und Punches im Sekundentakt, für die sich ein Großteil der deutschen Streetrapper wahrscheinlich ein Bein ausgerissen hätten, weshalb man das Album dann doch nicht allzu schnell zur Seite legt.
So hat Kollegah zum Beispiel “…Sex mit verschiedenen Frauen, wie ein Nekrophiler“, während Farid deinen “… Kopf fickt wie Günther Netzers Friseur“, weshalb man besser gleich den Mund halten sollte “… wie eine Zahnarzthelferin“, um nur einige zu nennen.

Insgesamt ist bei "Jung, Brutal, Gutaussehend" genau das heraus gekommen, was Kolle bereits in diversen Interviews hat verlauten lassen, nämlich ein unterhaltsames Tape. Nicht mehr, aber ganz bestimmt nicht weniger.