Unterricht in Kunstgeschichte: Jean-Michel Basquiat war ein amerikanischer Maler des 20. Jahrhunderts, haitianisch-puertorikanischer Abstammung, der sich auf künstlerisch neuen Wegen mit der urbanen Welt und den Rassenfragen auseinandersetzte. Die Rap-Gruppe Bassquiat aus Reutlingen im Süden Deutschlands, bestehend aus Sucuk Ufuk, Tua und Kaas, referiert in ihrem Namen auf dieses Schaffen, was an sich schon ziemlich interessant ist und viele Fragen aufwirft, denkt man an die vielgescholtene Oberflächlichkeit in der Rapmusik. Befragen zum Sound, Inhalt und künstlerischen Anspruch kann ich jedoch lediglich das Album, das mir als durchaus abwechslungsreicher Gesprächspartner zur Verfügung steht.
Zuerst berichtet es von drei verschiedenen Rappern mit drei grundverschiedenen Rap-Stilen, die ihre Eigenheiten gekonnt zu kultivieren wissen und technisch einen hohen Abwechslungsreichtum bieten. Der Großteil der Beats ist von Tua und mischt elektronische, kalte Drums mit warmen Samples, was musikalisch eine interessante Stimmung und auch Spannung erzeugt. Die Stimmen bilden dazu das dritte Element in einem sehr eigenständigen Klangbild auf gesamter Albumlänge. Nicht immer passen die Raps klanglich auf die Instrumentale, aber es stört nicht unbedingt, und mir scheint, dass man so etwas bei den süddeutschen Releases in letzter Zeit schon öfter gehört hat, ja, dass das fast schon zu einer Marke geworden ist.
Auf die Frage nach dem Inhalt weiß die Platte dann mit sehr ausschweifenden Gesten zu antworten. Battletracks, Representer und Sauflieder, sowie nachdenkliche Songs, allesamt mit verquertem Humor, viel zu viel Sexismus und jeder Menge Charme, wissen zu überzeugen. In diesem künstlerischen Rahmen, der immer auch vor einem Migrationshintergrund steht, werden Sucuk Ufuks völlig absurder Frauenhass und Kaas‚ gesungene Hooks (pendelt von genial bis abgundtief nervig…) zu Geschmäcklereien, über die nach Herzenslust gestritten werden darf.
Und so ist das mit der Kunst, ihr Anspruch ist vielleicht nicht immer offensichtlich und der eine findet sie langweilig oder doof oder völlig daneben, während der andere sich entführen lässt und in die Magie des Kunstwerks einzutauchen vermag. Irgendwo dazwischen befindet sich auch dieses Album mit dem banalen Titel „BQ 4 Life“, und jeder von euch ist herausgefordert, sich selbst einmal damit auseinanderzusetzen.