„Du Grenzdebiler fährst im Kreis Rollstuhl und bist voll schwul / Ich schubse dich um, morgen sitzt du Spast im Rollstuhl.“ Schon die erste Line auf „Storch oder Affen“ macht unmissverständlich klar: Zimperlieschen und selbsternannte Moralapostel sollten um MC Bomber lieber einen weiten Bogen machen. Politische Korrektheit gehört für den Berliner ebenso wenig ins lyrische Repertoire wie irgendwelche „Kopf hoch“-Hymnen oder weinerlich-peinliche Rückblicke auf die Verflossene.
Selbstbeweihräucherung steht, wie beim Großteil seiner Kollegen, dafür ganz oben auf der Liste und wird kompromisslos auf die Spitze getrieben. Der Bomber beleidigt deiner Mutter sein Cousin, penetriert ganz Deutschrap mit seinem mächtigen Glied und führt gängige Gangsta Rap-Klischees ad absurdum. Morlockk Dilemma steht ihm darin in nichts nach, entfernt „mit dem Eichelkranz deinen Zahnstein“ und kurbelt trotz des relativ kurzen Gastauftritts als „Grenzdebiler“ die Vorfreude auf sein im September erscheinendes Album kräftig an.
Inhaltlich besteht eine nicht zu leugnende Verwandtschaft zu Kumpel Karate Andi, in Sachen Delivery distanziert sich MCB aber bewusst von dessen lässiger Schnodderigkeit. Stattdessen haut er verbal ohne Luft zu holen auf die Kacke. Das gestaltet das Zuhören bei zunehmender Dauer zwar etwas anstrengend, humorvoll bleibt es aber allemal. Dafür sorgen schon die munter eingestreuten Seitenhiebe auf diverse Rap-Kollegen: „Warum klebst du dir dein Schamhaar ins Gesicht wie Prinz Porno?“
Die Beats von Produzent MecsTreem, der im Februar seine EP „Drunken Robots“ releaste, scheppern und klingeln zwar ordentlich, sind aber nie so aufdringlich, dass sie den Rap in den Hintergrund drängen. Wenn der Protagonist dann mal für einen kurzen Moment die Berliner Schnauze hält, sorgen Sample-Cuts und Scratches in genau den richtigen Momenten für Entspannung.
Mit seinen Homies unterwegs auf „Balkantour„, oder auch dem „Disneyland für Junkies„, beweist Bomber erneut sein Talent zum anschaulichen Erzählen, setzt in diesem Fall aber zu sehr auf den eingängigen und nicht minder anstrengenden Refrain. Dass er dagegen gerne mal Muschi auf Sushi reimt, sorgt schlicht für Belustigung, gerade weil sich der „Humboldthainpöbler“ nicht bierernst nimmt und darüber hinaus mit bemerkenswerten Beleidigungs-Salven auf Smartphone-Opfer und Selfie-schießende Studentenhipster ballert.
Die Mischung aus asozialem Nonsens und eloquenten Weisheiten bringt immer wieder gute Momente hervor: „Frei zu sein heißt bürgerliche Normen untergraben, deshalb lass‘ ich deine Frau bei mir bis morgen munter blasen.“ Zum „Brunch in der Apotheke“ gesellt sich dann auch Karate Andi, wie man ihn kennt und schätzt: „Wir komm‘ auf deine Party und ziehen Pep ohne Grund, selbst Max Herre hat kein‘ Respekt mehr vor uns.“
Im Zusammenspiel mit Rocco Weissensee liefern die Beiden mit „Münzmallorca“ einen waschechten Sommerhit, zu dem man am Besten mit offenem Autofenster Richtung Baggersee cruist. Großen Anteil daran hat der von Meli’sa Morgan gesampelte Song „Fools Paradise„. Ansonsten birgt die „Storch oder Affen„-EP wenig Zugeständnisse an Mainstream und bleibt schlicht und einfach Geschmacksache: Wer auf derben Humor, Fäkalsprache und strapaziöse Pöbelei steht, ist bei MC Bomber aka dem „Trainhustler“ genau an der richtigen Adresse.